Buch
Nackte Medizin
-Bloßstellung einer ideologisierten Wissenschaft-Nawroth Peter
27,00
EUR
Noch nicht lieferbar
(erscheint voraussichtlich am 25. Mai 2025)
Vorbestellen
Produktinformation
Leseprobe
Übersicht
Verlag | : | Achgut Edition |
Sprache | : | Deutsch |
Erscheint laut Verlag am | : | 25. 05. 2025 |
Seiten | : | 288 |
Einband | : | Gebunden |
Höhe | : | 210 mm |
Breite | : | 145 mm |
Gewicht | : | 460 g |
ISBN | : | 9783982584881 |
Produktinformation
Nackte Medizin / Bloßstellung einer ideologisierten Wissenschaft
Längst stehen für die „Medizin“ und die ihr angeschlossenen „Wissenschaften“ andere Ziele im Vordergrund als kranke Menschen. Der Hippokratische Eid ist zum Feigenblatt verkommen im Angesicht der Strukturen eines durchideologisierten „Systems“, das Patienten nicht als Individuen betrachtet, sondern als Objekte, die für die Eigeninteressen von Fachgruppen, Fachgesellschaften und sogenannten Sektoren missbraucht werden. Es geht um die Meinungsmacht von Ärzten und deren Organisationen, Fehlinterpretationen der „Wissenschaft Medizin“ eingeschlossen – um Ethik und Patientenwohl geht es kaum noch. Professor emeritus Dr. Dr. h.c. Peter Nawroth, Mediziner, hochdekorierter Experte und Mitglied der Leopoldina berichtet in diesem Buch von seinen Erfahrungen und Beobachtungen aus dem Inneren des Medizinbetriebs. „Nackte Medizin“ räumt auf mit dem Nimbus der „Wissenschaft Medizin“, die nur noch ein Torso ihrer ursprünglich ethischen Veranlassung ist. Peter Nawroth deckt auf, wie sich durch Ideologisierung der Wissenschaft die Medizin von ihrem eigentlichen Auftrag entfernt hat – eine kompetente und kristallklare Auseinandersetzung mit Strukturen, Wissenschaftlern und Managern, die die Gesundheit der Menschen gefährden und die Freiheit der „Bürgerpatienten“ missachten.
Leseprobe
„Wissenschaftler der Medizin, die Daten so lange interpretieren und modellieren, bis sie zum politischen Leitfaden werden, sind nicht mehr Wissenschaftler, sondern aktivistische Geisterfahrer, die uns allen gefährlich werden können.“ Den emeritierten Professor der Medizin und Mitglied der Leopoldina, Peter Nawroth, haben die Innensicht auf die Wissenschaft Medizin und das Ausmaß ihrer Fehlentwicklung dazu getrieben, dieses Buch zu schreiben. Er stellt fest: „Die Aktivisten der medizinischen Wissenschaft rufen zwar ,Die Wissenschaft sagt uns …‘, doch nur wenige merken, dass es sich um ein großes Missverständnis handelt: Nicht ,die Wissenschaft‘ sagt uns etwas, sondern die Wissenschaftler wollen uns etwas sagen. Es geht nicht um Daten, sondern um Meinungen und Macht. Da Fakten keine Rolle spielen und ideologisierte Mediziner sich durch Modellierung eine Fantasiewelt erschaffen, in der sie ,richtig‘ mit ,rechtschaffen‘ gleichsetzen, werden sie gesellschaftszerstöAus der Einleitung: Fragen und Thesen
Warum ist die Macht des „Die Wissenschaft sagt uns …“ so groß? Handelt es sich um eine Zerstörung der aufklärerischen Ideale? Hat sich eine neue Form von Herrschaft etabliert, die nicht mehr auf Adel, Verdienst oder Repräsentation des Bürgerwillens fußt, sondern auf einer Interpretation der Wissenschaft, die so zurechtgebogen wird, dass es ins ideologisch-politische Kalkül passt? Ist es eine Zerstörung der Ideale der Romantik, die das Recht auf ein ganz individuelles Gefühl forderte und uns zum Sturm und Drang trieb? Wird die damalige Errungenschaft der Rechte des Individuums zugunsten einer kollektivistischen Sichtweise geopfert? Wer trägt die Verantwortung dafür, dass die Wissenschaft Medizin sich derart missbrauchen lässt und sogar Gefahr läuft, zum Totengräber einer pluralen und offenen Gesellschaft zu werden und Verschwörungstheorien zu begünstigen?
Kein Bereich der Wissenschaft liegt dichter am Menschen als die Medizin! Sie beeinflusst unser Menschenbild und dieses wiederum die Medizin. Der Mensch wird entweder als ein zu schützendes Geheimnis betrachtet, das die Würde jedes Einzelnen begründet, oder als Maschine, mit durch Algorithmen abbildbaren Abläufen. Nimmt die maschinelle Sicht des entschlüsselten Menschen überhand, endet jede Diskussion um Unterschiede zwischen Menschen. Sagt eine Gruppe „Die Wissenschaft sagt uns …“, ist ein gemeinsames Ringen um den besten Weg nicht mehr möglich. Die Gesellschaft wird dann nur noch durch eine Ideologie mit starker Durchsetzungskraft und Kontrolle der Mitmenschen zusammengehalten. Das freie Denken wird durch das „richtige Denken“ ersetzt.
Aus Teil 1 / Das Grundwerkzeug
Ist richtig gerechnet immer richtig? Es geht in der Wissenschaft um die richtige Interpretation der erhobenen Daten. Diese werden in der Medizin mithilfe von Zahlen erfasst. Eine Zahl ist immer dann richtig, wenn man richtig rechnet. Daher rührt der Glaube an die Exaktheit und Unwiderlegbarkeit wissenschaftlicher Daten. Doch Karl Popper schrieb: „Die Unwiderlegbarkeit einer Theorie ist keine Tugend, sondern ein Laster.“
Grund 1: Die Richtigkeit einer Rechnung und einer errechneten Zahl sagt nichts über ihre Bedeutung für einen Menschen aus! Eine Zahl kann das für einen Menschen Wesentliche nie vollständig beschreiben. Was für den einen wesentlich ist, ist für einen anderen unwesentlich. Daher stehen sich Kollektivismus (der Mittelwert aus Beobachtungsstudien) und Individualismus (das Recht, als einzelne Person mit seinen Wünschen und Plänen berücksichtigt zu werden) unversöhnlich gegenüber. Das für einen einzelnen Menschen Wesentliche kann nur im Einzelgespräch geklärt werden. Für den Einzelnen ist ein aus einem großen Kollektiv gewonnener Mittelwert uninteressant. Weil es diesen nicht aufzulösenden Widerspruch zwischen Daten aus großen Gruppen und dem Recht auf Betrachtung als Einzelperson gibt, müssen Ärzte Menschen behandeln und beraten. Genau deswegen sind präzise rechnende Computer kein Ersatz für das Arzt-Patienten-Gespräch. Der reine Blick auf die „nackte Zahl“ nutzt nichts.
Grund 2: Eine Zahl mag richtig gerechnet sein. Doch um für etwas so Individuelles wie die Gesundheit relevant zu sein, muss sie in den richtigen Zusammenhang gestellt werden. Darin liegt die Kunst der Interpretation. Nicht der falsche Rechenschritt, nicht die falsche Studiendurchführung macht den Forscher zum Geisterfahrer, sondern die falsche Bezugnahme einer korrekt errechneten Zahl führt zu Falschaussagen. Ist richtig gerechnet immer richtig Dazu ein Beispiel aus dem Deutschen Ärzteblatt vom 26.5.2023, wo zu lesen war: „Jeder zehnte Patient leidet nach Omikron-Infektion unter Long Covid.“ In der Zusammenfassung steht, dass das Risiko für über 30 Symptome nach einem Infekt von 1 auf 1,5 stieg. Alles richtig gerechnet. Der Fehler im Bericht des Ärzteblatts: Man „vergaß“ zu erwähnen, dass fast die Hälfte der nicht erkrankten Menschen unter den gleichen Symptomen litten. Also ist das Problem nur halb so groß wie im Ärzteblatt behauptet! Der Lärm war den Journalisten und Wissenschaftlern wichtiger als die Musik. Man sollte Forschungsdaten nicht für eine Sensationsmeldung missbräuchlich verfügbar machen, indem man die Kontrollzahlen unterschlägt.
Aus Teil 3 / Die Verlockung der Popularisierung
Eigentlich geht es um etwas Wünschenswertes: Medizin für viele verständlich zu machen. Wird jedoch der Wunsch nach Öffentlichkeitswirksamkeit wichtiger als die Suche nach Wahrheit, dann entsteht Schaden. Bekennt man sich als Forscher zur Nützlichkeit statt zur Wahrheitssuche und versucht man, durch die Behauptung von Nützlichkeit die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen, gibt es einen Verlierer: die Wissenschaft, denn Wissenschaft lebt vom Hinterfragen und vom Zweifel. Sie lebt vom Beweis und Gegenbeweis. Fehlen diese Elemente, verwandelt eine wissenschaftliche Aussage sich in eine dogmatische, nicht hinterfragbare Aussage. So wird aus Wissenschaft eine Ideologie. Der Fortschritt erlischt, denn sein Motor ist die Frage. Es müssen nur genügend Forscher behaupten „Das ist gesund!“, dann können viele andere von dieser unbewiesenen Aussage leben. Um zu erkennen, wie tief der Begriff „gesund“ sich in den kommerziellen Alltag eingenistet hat, muss man nur die Auslagen und Werbungen der Supermärkte, Apotheken und Reformhäuser betrachten. Es wimmelt nur so von Produkten, die „gesund“ sein sollen. Das wäre nicht schlimm, würden diese Aussagen denn stimmen.
Ich war in der Apotheke. Vor mir stand eine Frau und fragte den Apotheker nach einem Medikament gegen immer wiederkehrende Harnwegsinfekte. Er empfahl ihr ein pflanzliches Präparat mit der Bemerkung: „Studien haben gezeigt, dass dieses Präparat garantiert wirkt. Und es ist ja nur pflanzlich.“ Als die Dame die Apotheke verlassen hatte, fragte ich den Apotheker, ob er wisse, dass es nur Beobachtungsstudien gibt, die einen Effekt des Medikaments zeigen. Die einzige Interventionsstudie habe dagegen Wirkungslosigkeit bewiesen. Der Apotheker antwortete verärgert: „Ich berate korrekt. Meine Erfahrungen mit dem Präparat sind gut.“ Ich war entsetzt. Erfahrungswissen gilt mehr als seriöse Studien, und trotz Pharmaziestudium fehlen Kenntnisse über den Unterschied zwischen Beobachtungsstudien und den höherwertigen Interventionsstudien? Soll das die Beratung durch eine Fachkraft sein? Wozu überhaupt studieren, um dann Kosmetika, wirkungslose Vitamine und Ähnliches zu verkaufen?
Dies ist ein Beispiel dafür, wie leicht es geworden ist, ohne Sachkenntnis über Medizin zu sprechen. Dank der Popularisierung der Ergebnisse medizinischer Forschung spielen Wissen und Verstehen im Alltag keine große Rolle. Die Ideologie „Pflanzlich ist gesund und hat keine Nebenwirkungen!“ ersetzt das Fachwissen. Aber nicht nur das: Die ins Populistische verbogene Ideologie verhindert einen Austausch über gegensätzliche Auffassungen. Wie der obige Erlebnisbericht zeigt: Der Apotheker wollte nicht dazulernen.
Aus Teil 4 / Das Problem mit dem Verdacht
Es geht um die Anpassung unseres Gehirns an die Bedürfnisse eines Fluchttieres. Ein Verdacht genügt, um den sicheren Baum zu erklimmen! Ein typisches Beispiel für die Glaubhaftigkeit eines Verdachts waren Berichte über angebliche gesundheitsschädliche Effekte der Masken während der Corona-Zeit. Wie oft hörte man, dass Masken zu einem Sauerstoffmangel führen und Menschen sich deswegen nicht konzentrieren könnten und Kopfschmerzen bekämen. Eine mit präziser Methodik und guter Vergleichbarkeit der Gruppen durchgeführte Studie vom Juni 2023 zeigte: 62 Bei exakt sitzender Maske ergeben sich nur geringe Unterschiede zu normalen Werten, die für Gesunde nicht relevant sind: Der Puls wird um 7,8 Schläge pro Minute schneller. Der Blutdruck steigt um 6,1 mm Hg. Die Fett-Oxidation steigt um 0,01 g/min. Die Stresshormonspiegel steigen ein klein wenig an.
Viel Lärm um nichts! Wer gerne in den Alpen wandert, setzt sich größeren Veränderungen aus. Ein Besuch in den 4 000 Meter hohen Bergen von Peru wird trotz sauerstoffarmer Luft als Reiseerlebnis bezeichnet, obwohl die Sauerstoffsättigung in Bereiche abfällt, die angeblich ein Grund zur Beatmung sind. Eine Maske löst Unbehagen aus. Studien, die angebliche Gefahren durch Masken finden, sind zum Teil methodisch schwach, untersuchten zu kurz und haben nicht immer die richtigen Kontrollgruppen. Das Gehirn spielte den Gesunden, die unter Masken litten, einen Streich. Man bekommt gefühlt weniger Luft. Dennoch ließ sich ein medizinisch relevanter Sauerstoffmangel, der über das hinausgeht, was man bei einer alpinen Wanderung erlebt, in einer gut kontrollierten Studie nicht nachweisen.
Aus Teil 6 / Warum Experten als Minister schaden können
Es geht um die Frage, ob ein Politiker ein besserer Gesundheitsminister wird, wenn er ein selbsternannter Experte auf dem Gebiet der Gesundheit ist, der die Klaviatur der ideologisierten Medizin bespielt. Muss es immer Medizin sein, um gute Gesundheitspolitik zu betreiben? Es geht um folgende Fragen: Ist die Fähigkeit, einen Diskussionsprozess zu koordinieren, entscheidend oder die Ausbildung? Früher hieß es: „Ein deutscher Offizier kann alles.“ Können deutsche Politiker alles, egal was sie gelernt haben? Brauchen wir Politiker, die zuhören, oder Experten? Das ungünstigste Szenario wäre doch ein Politiker, der behauptet, Wissenschaftler zu sein, und seine persönliche Meinung als Wissenschaft verkauft.
Der im Vorwort zitierte Satz von Hannah Arendt würde abgewandelt lauten: „Ein Experte, der Minister werden möchte, ist kein Experte mehr, sondern ein Teil der Macht.“ Ist ein Experte ein guter Minister, weil man davon ausgehen darf, dass er von seinem Fachwissen und nicht von seiner Parteiideologie gesteuert ist und weil er populistisch vereinfachende Aussagen besser erkennt als ein Nichtexperte? Einer Bekannten stellte ich die Frage: „Was denken Sie über Herrn Lauterbach?“ Antwort: „Endlich einmal ein Experte als Gesundheitsminister, ein Arzt, der sich mit Krankheit und dem Gesundheitssystem seit Jahren befasst und gut auskennt. Außerdem ein Mann mit guter Ausbildung, promoviert in Harvard und bestens vernetzt in der Politik. Er weiß, worum es geht. Das sieht man daran, dass er wirklich gesund lebt, er raucht nicht, ist schlank und passt auf, dass er nicht zu viel Salz zu sich nimmt. Der Mann tut uns gut.“ Ich fragte, ob sie seine Doktorarbeit gelesen habe, ob sie nachgeschaut habe, welche klinische Ausbildung er habe oder von welcher Qualität seine Veröffentlichungen seien? Die Antwort lautete: „Nein“. Ich erkannte: Experte wird man durch Selbstdarstellung, nicht durch die inhaltliche Leistung!
Also ist die Fähigkeit zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit wesentlich, um als Experte anerkannt zu werden. Professor Matthias Schrappe verglich 2022 im Magazin Cicero das Kommunikationsverhalten des Laien Robert Habeck im Wirtschaftsministerium mit dem des Experten Karl Lauterbach im Gesundheitsministerium. 124 Minister Habeck versteht es, seine Selbstzweifel so zu formulieren, dass man mit ihm mitfühlt und ihm handwerkliche Fehler nicht so übelnimmt wie Herrn Lauterbach. Der „Wisser“ Lauterbach wirkt gradlinig-zwingend, manchmal überheblich und frei von Zweifeln und Ungewissheiten. Er behauptet, seine Aussagen mit Studien zu belegen. Doch wer Studien selbst liest, merkt schnell: Das Auftreten und Reden von Herrn Lauterbach ist voller inhaltlicher Fehler. Sein Auftreten widerspricht elementaren Kriterien der Wissenschaftlichkeit: Wissen in all seinen Begrenztheiten zu verstehen, ist die Kunst des Wissenschaftlers. Wissenschaft erreicht nur eine teilweise Annäherung an die Wahrheit, denn sie entwickelt sich stetig weiter.