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Übersicht
Verlag | : | Edition Atelier |
Sprache | : | Deutsch |
Erschienen | : | 25. 02. 2019 |
Seiten | : | 256 |
Einband | : | Gebunden |
Höhe | : | 205 mm |
Breite | : | 125 mm |
ISBN | : | 9783990650042 |
Autorinformation
Margit Mössmer, 1982 in Hollabrunn geboren, lebt und arbeitet in Wien. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie der Hispanistik. 2010 wurden Texte aus »Die Sprachlosigkeit der Fische« beim Ö1 Literaturwettbewerb prämiert und mit Burgschauspielerin Dorothee Hartinger vertont. 2015 wurde sie mit »Die Sprachlosigkeit der Fische« für den Franz-Tumler-Preis nominiert. 2016 erhielt sie für »PALMHERZEN« das Startstipendium für Literatur des Bundeskanzleramtes und das Hans-Weigel-Literaturstipendium. 2020 ist sie Stipendiatin im Bundesländeratelier für LiteratInnen in Paliano bei Rom und Stipendiatin im Prager Literaturhaus.
Produktinformation
Willkommen in Quinindé im Nordwesten Ecuadors! Alles kreist hier um den Arzt und Fabrikleiter Jorge Oswaldo Muñoz, der mit seiner Frau Julia die Palmherzenfabrik leitet und für alle ein offenes Ohr hat. Jorges Vater hat seine besten Tage längst hinter sich. Das Hausmädchen Bélgica muss sich mit ihrem Zuckerrohrschnaps trinkenden Mann herumplagen. Die verschrobene Tante Catita streckt heimlich Cola mit Rum und trauert ihrem glamourösen Leben mit einem Gangster hinterher, und der Ananaskönig Zorro gerät an gefährliche Hühnerdiebe.
»Palmherzen« führt uns in die Mitad del Mundo – die Mitte der Welt –, in eine Familiengeschichte voller Magischem Realismus im Herzen Ecuadors.
Pressestimmen
»Mit ihrem zweiten Roman hat uns Margit Mössmer erneut ein außerordentliches Lesevergnügen beschaffen. Souverän und kundig bewegt sie sich durch den Text und haucht den Figuren ein erstaunliches Eigenleben ein.« – Stadtbekannt»Schon nach wenigen Sätzen ist man bei Palmherzen in die Lebenswelt Ecuadors eingetaucht … Sehr lesenswert!«
– Beate Scholz, Kunststoff»Ein starker Text.« – Dominika Meindl, Falter (Buch der Stunde)»Von Durchhalten und Verrat, von endemischer Korruption, zerfetzten Träumen und ausgewrungenem Durchhalten, von Aufgeben, emotionaler Verwirrung und unerbittlichem Untergang erzählt Margit Mössmer.« – Alexander Kluy, Wiener Zeitung»Die österreichische Autorin Margit Mössmer legt mit ›Palmherzen‹ einen Roman vor, der eine Familiengeschichte erzählt und dem Magischen Realismus huldigt. Vor allem aber sitzt Mössmer gehörig der Schalk im Nacken.« – Sebastian Fasthuber, Falter»Mit ihrem zweiten Roman ›Palmherzen‹ legt Mössmer nun einen ruhigeren Text vor, der gerade durch seinen unaufgeregt leichten Erzählstil fesselt. Damit ist ihr die phantasiereiche und feinfühlige Erweiterung der Welt Jorges gelungen. Locker könnte sich der Roman noch über die zweihundertsechsunddreißig Seiten hinaus ziehen« – Katia Schwingshandl, Buchmagazin Literaturhaus Wien»Die Autorin greift auch in ihrem neuen Roman in der Tradition der lateinamerikanischen Literatur den Ton des magischen Realismus auf und versteht es glänzend, mit sprachgewaltigen Bildern zu jonglieren. … Dabei gelingt es ihr, einen differenzierten Blick auf Korruption, Armut und Not in einem lateinamerikanischen Land im 21. Jahrhundert zu werfen. Sehr empfohlen.« – Gabriele Fachinger, ekz»Ob die plastische Schilderung des Lebens in Ecuador das Ergebnis langwieriger Recherchen ist, sei dahingestellt: Sie funktioniert wunderbar und entführt zu Beginn in eine Dimension der Ferne und des Exotismus. Dieser wird klug gebrochen: Denn Mössmers Figuren sind Menschen wie du und ich …« – Sophie Reyer, Die Presse»Ein sehr lesenswerter, wundervoll erzählter neuer Roman von Margit Mössmer! Er führt in die Welt Ecuadors, ein Land, in dem keine Demokratie herrscht, sondern willkürliche Herrschaft, Korruption, Ausbeutung der überbordenden, reichen, wunderschönen Natur! Es gibt nur oben oder ganz unten. Der Plantagenbesitzer Jorge und seine Frau Julia, beides Ärzte, arbeiten, kämpfen für mehr Menschlichkeit, für Gesundheit und Bildung für alle. Doch auch sie haben Bedienstete, die bitterarm sind, sehr abhängig. Die Innenansicht der einzelnen Personen ist literarisch sehr kunstvoll und überzeugend, die dezente typisch ›magische Erzählweise‹ … sehr gekonnt. Ein sehr guter Roman über Traurige Tropen!« – Claudia Bauer, Hugendubel Frankfurt»… ein schillerndes Panoptikum, das bis in die Herzen reicht.« – Christa Nebenführ, Buchkultur
Leseprobe
Vor dem Frühstück ging Jorge, wie jeden Morgen, die von Bélgica frisch gewischten Steinstufen hinunter, küsste seinen Vater, der dort so im Gitterbett lag, wie man ihn am Abend zuvor hineingelegt hatte, auf die Stirn und begrüßte die kleine Carmencita, die sich gerade daranmachte, den Alten zu waschen.
»Ich geh schon mal vor, papito!«, rief er seinem Vater ins Ohr. Der starrte an die Decke und verzog den Mund ein wenig.
Er stieß die Eingangstür auf und ließ sie offen stehen, sodass ein erster Windhauch die insektenschwangere Luft der Nacht im Haus vertrieb. Etwa zehn Schritte trennten ihn von seinem flachen Sprung ins Wasser.
Julia hörte den Schwimmgeräuschen ihres Mannes zu, während sie im Schlafzimmer saß und ihre kurzen, strammen Locken nach hinten frisierte. Hier im ersten Stock wurden die Mauern von meterlangen, meterhohen Fliegengittern abgelöst, die bis hinauf zum Dach reichten. So war man immer verbunden, mit dem Wind und den Tages- und Nachtschreien der Tiere ringsum. Und immer hatte man einen Blick auf das Grün. Das Grün lag im Garten, der das Haus umgab. Das Grün lag hinter dem Zaun, der den Garten umschloss. Es lag in der Ferne, wo das Auge kaum die Grenze zum Grau des Regenzeithimmels ausmachen konnte. Dort wuchsen sie und wussten nicht, wie viele sie waren: die Palmen, die Ölpalmen, manche von ihnen behangen mit Früchten, andere bereits der Früchte beraubt – von den Arbeitern der Familie Muñoz.
Hinter den Ölpalmenfeldern lag der wahre Schatz des Unternehmens Muñoz: Auf 240 Hektar Land wurden Babassupalmen gepflanzt, denen man, wenn ihre Stämme dick genug waren, ihre Herzen entnahm: elfenbeinweiße, etwa einen Meter lange Stangen, die in der nahegelegenen Muñoz-Fabrik gewaschen, zerkleinert, in Lauge gelegt und in Dosen konserviert wurden.
Jorge schwamm die bescheidenen Längen energisch – eigentlich war das Becken viel zu klein für seinen Bewegungsdrang. Er sah Carmencita als bewegten, verzerrten Farbflecken am Beckenrand stehen, wie sie dem Alten gut zuredete, unaufhörlich, ohne die Geduld zu verlieren. Das Sonnenlicht brach sich im metallenen Gestänge des Rollators, zwei von vier Beinen steckten in verblichenen Tennisbällen, was das Fortkommen erleichtern sollte. Der Alte stand und schwieg. Jetzt sah Jorge auch dessen lächerliche Silhouette durch das bewegte Wasser. Sein Vater war ordentlich gekleidet. In seinen beigen Herrenhosen, dem gebügelten Polohemd und den Turnschuhen sah er auf den ersten Blick wie ein rüstiger Pensionist aus. Dieser Eindruck zerbarst in Millionen Teile, wenn man Carmencita dabei beobachtete, wie sie auf den Mann einredete wie auf ein altes Pferd, er möge doch seinen Fuß ein paar Zentimeter nach vorne bewegen, um den nächsten Schritt zu machen. Jorge stieß heftig Luft aus. Er wollte, dass sein Vater draußen sehen konnte, wie die Blasen aufstiegen, wie lebendig sein Sohn war.