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Übersicht
Verlag | : | Edition Atelier |
Sprache | : | Deutsch |
Erschienen | : | 26. 02. 2020 |
Seiten | : | 440 |
Einband | : | Gebunden |
Höhe | : | 205 mm |
Breite | : | 125 mm |
ISBN | : | 9783990650141 |
Autorinformation
Ilse Tielsch, 1929 in Auspitz/Hustopece in Mähren geboren, lebt als Schriftstellerin in Wien. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Viele Preise und Auszeichnungen, u.a. Anton-Wildgans-Preis, Andreas-Gryphius-Preis, Südmährischer Kulturpreis. Zuletzt erhielt sie den Franz-Theodor-Csokor-Preis für ihr Lebenswerk. www.ilsetielsch.at
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Anni lebt mit ihrem Mann Bernhard inmitten der Aufbruchsstimmung der 1950er-Jahre. Sie studiert und arbeitet nebenbei in einer Buchhandlung, abends feiern sie mit ihren Freunden in der kleinen Wohnung ausgelassene Feste. Sie alle haben den Krieg und die Flucht aus Mähren durchgestanden, aber sie leben in der Gegenwart, fest dazu entschlossen, das Leben zu genießen.
Ilse Tielsch zeigt den Neubeginn und den Wiederaufbau in den 1950er-Jahren inmitten der zeitgeschichtlichen Ereignisse und Entwicklungen, mit denen die Menschen konfrontiert waren. Die aufkeimende Hoffnung in der Zeit des Wirtschaftswunders auf eine neue, bessere Welt wird 1956 jäh von der Niederschlagung des Ungarnaufstands durchbrochen. Und es kommen neue Verjagte, neue Flüchtlinge, wieder Menschen, die ihre Heimat verloren haben ...
Pressestimmen
»Ilse Tielschs Romane über die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei sind ebenso Zeitdokumente wie Mahnung, über das 75 Jahre danach immer noch aktuelle Thema Migration zu reflektieren.« – Edgar Schütz, APA»... wie das Denkmal einer Generation, die sich zu für uns heute unvorstellbaren Zeiten ein Leben aufbaute. Eine Generation, die sich nach Frieden sehnte, nach Zufriedenheit.« – Julia Reuter, ORF Ö1/Ex libris
Leseprobe
»Bernhard und Anni schoben sich durch die Menge, auf ein Schild zu, das die Aufschrift RAUMSPARENDE MÖBEL trug. Schon von weitem sahen sie Plotzner, der, mit rudernden Armbewegungen auf einzelne Möbel zeigend, die von ihm ausgestellten Stücke anpries. Sein Hemd unter der aufgeknöpften Jacke war, der Mode entsprechend, aus weißem Nylongewebe, es zog klebrige Falten, er war hochrot im Gesicht. Ununterbrochen redete er auf die vor seiner Koje versammelte Menge ein. Hinter ihm, auf einem Podest, als Mittelpunkt der sorgfältig arrangierten Wohnzimmereinrichtung, stand eine mit rostrotem Boucléstoff bezogene Polsterbank, die sich, wie er beteuerte, vollkommen mühelos in ein bequemes Doppelbett verwandeln ließ.
Auch in Wien waren unzählige Wohnungen durch Bomben zerstört worden, auch hier herrschte bitterste Wohnungsnot. Die neuen Wohnungen, die gebaut wurden, waren klein, jene Glücklichen, die sie beziehen durften, brauchten geeignete Möbel dazu, nur die wenigsten konnten sich den Luxus eines eigenen Schlafzimmers leisten. Eine Polsterbank, die man ohne viel Mühe in eine bequeme Bettstatt verwandeln konnte, war eine vernünftige Lösung vieler Probleme.
Das Podest, auf dem die Polsterbank stand, war von zwei kleinen Fauteuils mit hölzernen Armstützen, einem quadratischen Tischchen und einem Hocker umgeben, der sich bei Raumnot unter das Tischchen schieben ließ, in der Ecke, der Polsterbank gegenüber, verdeckten Gummibäume eine mit grünem Stoff bespannte trennende Wand.
Plotzner, mit den Armen rudernd, redete ununterbrochen. Was Sie hier sehen, meine hochgeschätzten Damen und Herren, rief er, während ihm der Schweiß von der Stirn und in die Augen lief, ist das Bett unserer Zeit, nein, es ist das Bett unseres Jahrhunderts. Sie brauchen sich, wenn Sie abends müde von der Arbeit nach Hause kommen, nicht anzustrengen, um es aufzuziehen, Sie brauchen dazu nicht zwei Hände, nicht eine Hand, nein – er machte eine effektvolle Pause – Sie brauchen gar keine Hand dazu.«