Buch
»Kampfzustände«
-Alltag, Streit und Radikalisierung im nationalsozialistischen Bad Münder-Heiko Arndt
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Übersicht
Verlag | : | Verlag für Regionalgeschichte |
Buchreihe | : | Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte (Bd. 23) |
Sprache | : | Deutsch |
Erschienen | : | 04. 09. 2014 |
Seiten | : | 400 |
Einband | : | Gebunden |
Höhe | : | 210 mm |
Breite | : | 150 mm |
Gewicht | : | 680 g |
ISBN | : | 9783895349638 |
Autorinformation
Heiko Arndt, Dr. Geboren 1968 in Hannover. Studium: Geschichtswissenschaft, Soziologie, Philosophie in Hannover. Angestellter in einem Fachinformationszentrum für die Forschung, daneben Stadtteilkulturarbeit. Interessenschwerpunkte: Weimarer Zeit und Nationalsozialismus, Regional- und Lokalgeschichte, Migration, Historische Anthropologie.
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Lokalgeschichtliche Literatur zum Nationalsozialismus liegt umfangreich vor. Was aber den Alltag der Deutschen ausmachte, erscheint hier am Beispiel der Stadt Bad Münder in ungewohnter Perspektive. Auf der Grundlage einer außerordentlich dichten Überlieferung in den Archiven schildert das Buch nationalsozialistische Herrschaft, wie sie durch eine Unzahl von Akteuren und meist von 'kleinen Leuten' geprägt wurde. Dies wird erzählt als Geschichte in Geschichten, vom Streit auf der Straße über die Vorgänge in der Amtsstube bis hin zum Quälen und Morden, endend in der Katastrophe von Krieg und Holocaust. Dabei experimentiert die Arbeit mit den Methoden wissenschaftlicher Geschichtsschreibung – als Visitenkarte Historischer Anthropologie.
Pressestimmen
Akribisch hat Arndt die Akten durchforstet und in packende Lokalgeschichte umgesetzt. Alltagsgeschichte von der Weimarer Zeit bis zum Ende des Dritten Reiches, mit verschiedenen Erzählsträngen und Exkursen. Schnell wird deutlich: Auch die Münderaner haben sich mehrheitlich schuldig gemacht, sich bis zur Ausweglosigkeit ins Terrorsystem des Nationalsozialismus verstrickt. Es ist besonders erschreckend, dass sich vor allem die Mitglieder der bürgerlich-konservativen, ganz im Stil einer Kaste organisierten Reihebürgerschaft durch eine immer größer werdende Nähe zum NS-System auszeichneten, das allgegenwärtige Korruption und eine umfassende Denunziation am Ende in Bad Münder ein Klima der Angst erzeugten, dem keiner mehr entfliehen konnte.
Besonders hat Arndt die Rolle des Springer Landrates Mercker und des Münderaner Bürgermeisters Kleineck untersucht. Er entlarvt sie als Erfüllungsgehilfen des Terrors, die sich nach dem Krieg zu Judenrettern und Verhinderer von Schlimmerem stilisierten und sich bei der Entnazifizierung gegenseitig deckten. Arndt nennt Ross und Reiter, sein Buch ist gespickt mit durch Akten belegte Enthüllungen, die deutlich machen, dass viele Münderaner willfährige Beförderer des Nazi-Terrors waren. 'Am Ende war kaum noch einer unverstrickt in das System, kaum noch unbefleckt, das haben die sich selber eingebrockt', so Arndt. Ein 'wir mussten ja' gab es nicht, selbst die Forstverwaltung habe Schuld auf sich geladen. 'All das verschaffte dem NS-System Wirksamkeit, und niemand konnte und wollte protestierten, als der Lkw dann die Juden abtransportierte.'
Ob der Nettelreder Kreisbauernführer Siegmann, die 1943 in Wolfenbüttel enthauptete Grete Weschke, Gründerin der örtlichen NS-Frauenschaft und Hauptakteurin des wohl größten größten Korruptionsskandals der münderschen Geschichte, die reaktionären Reihebürger, Landrat Mercker, Bürgermeister Kleineck, der Gründer der NSDAP-Ortsgruppe Wilhelm Homeier, aber auch viele namenlose Münderaner, sie alle taten sich bei der Verfolgung von Linken und Juden hervor. Kein Zweifel: Heiko Arndts Buch wird für Furore sorgen und den bisherigen Bemühungen, das dunkelste Kapitel der Münderaner Geschichte angemessen aufzuhellen, neue Dynamik verleihen.
Christoph Huppert, in: Deister- und Weser-Zeitung, 6.11.2014Mit seinem Buch »Kampfzustände« ist es Heiko Arndt gelungen, eine methodisch neuartige und mikrogeschichtliche Studie vorzulegen, die sich nicht in Details verliert, obwohl sie dörfliche Konflikte während des Nationalsozialismus im Kleinen beschreibt. Seine Bestrebungen, sich mehr auf die Beschreibung von Handlungsoptionen, denn auf die Benennung von Ergebnissen und Fakten zu konzentrieren, ist gelungen und lässt hoffen, dass weitere Autoren seinem Ansatz folgen werden
Katrin Dönges, in: Archiv für Sozialgeschichte (online) 56, 2016, 31.3.2016
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