Buch
Übersicht
Verlag | : | PalmArtPress |
Sprache | : | Deutsch |
Erschienen | : | 03. 2020 |
Seiten | : | 348 |
Einband | : | Gebunden |
Höhe | : | 140 mm |
Breite | : | 210 mm |
ISBN | : | 9783962580506 |
Produktinformation
Der Protagonist berichtet von den Verzweigungen seines Lebens, beginnend mit der Kindheit, seinem Heranwachsen in der DDR, einer Sozialisation für ein System, das es mit einem Mal nicht mehr gab. Von seiner Flucht in die Stadt, die niemals ist, die immer nur wird, die vor dem Ereignis des Mauerfalls verspätet erscheint. Zu spät für ihn? Ein Lebensbericht von reflektorischer Kraft. Die Erzählung eines nur vermeintlich Gescheiterten. Ein Roman in bildhafter Sprache, assoziationsreich und schwungvoll erzählt.
Pressestimmen
Auf mehreren Ebenen erzählend, wechselt er diese mitunter sprunghaft, fesselt aber dennoch durch seine poetisch bildhafte Sprache. Wianka ist ein aufmerksamer Beobachter, er beschreibt weniger die linear im Außen passierenden Dinge, sondern eher seine Innenwelt. Dennoch liest sich sein "Wenderoman" wie aus einem Guss. Man ist gezwungen, dranzubleiben (…). Ein literarisch anspruchsvoller Debütroman, dem man ein großes Publikum wünscht."
– Petra Friedmann, EKZDer junge W. entwickelt einen eigenartigen Sog, Wianka schreibt eigenwillig und poetisch-bildhaft.
– Birgit Böllinger, Sätze&SchätzeDie Wende im Leben des jungen W. reflektiert Begriffe, die eine ganze Generation geprägt haben und die besonders heute durch ganz andere Geschehnisse wieder aktuell geworden sind: Was bedeutet „Flucht“, wenn es keine Heimat mehr gibt? Und was ist „Scheitern“ für einen Menschen, der sich von allen Möglichkeiten abgesondert sieht? Der Text stellt Fragen, die unbeantwortet nachhallen, knüpft so an seine berühmten Vorbilder an und wirft einen neuen Blickwinkel auf das weite Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft heutzutage.
– LeselampeZudem erweist Frederic Wianka mit diesen Stilmitteln, aber auch mit dem von Vergeblichkeit und (Selbst-)Entfremdung geprägten Grundton einem anderen Autor seine Reverenz – Wolfgang Koeppen. Hier wie dort überlagern sich die Rollen des Erzählers, des Zeugen, des Betroffenen – des Außenstehenden und des Beteiligten; hier wie dort entziehen sich die Figuren einem eindeutigen Zugriff und lassen Identifikation nicht zu. Und hier wie dort zeigt sich die Erzählung als ein Element, das autobiographisches Sprechen gleichermaßen offenbart wie verdeckt.
– Anette Wörner, RezensionsforumDas ist nicht nur exakt beschrieben, sondern auch hochkomisch. Der Autor kann was. […] Mit seinem W. hat Frederic Wianka eine komplexe Figur geschaffen, die mir noch ein paar Tage im Kopf herumgeistern wird.
– Lena Riess, LiteraturblogFrederic Wianka wagt sehr viel, indem er in seinem Debut-Roman so eng an Plenzdorf anknüpft … Warum scheitert ein Mensch, der begabt ist? Warum können Prägungen so schwer überwunden werden, auch wenn ihre Ursachen längst Geschichte sind? Was hindert einen Menschen, die Möglichkeiten wahrzunehmen, die sich ihm bieten, was trennt ihn von anderen Menschen, was hemmt ihn, sich zu öffnen?Allen diesen zeitlosen Fragen versucht sich der Autor zu nähern. Die meisten bleiben unbeantwortet. Das Geheimnis dahinter scheint zu sein, dass sie eben zeitlos und damit unbeantwortbar sind. Jede neue Generation muss sich wieder damit herumschlagen. Blaupausen scheint es nicht zu geben … Wer etwas über das Drama unserer Gegenwart erfahren will, greife zu diesem Buch.
– Vera Lengsfeld, Sonntagslektüre
Leseprobe
Noch waren alle Grenzen unerreichbar fern und am Horizont zeichnete sich nur der glockenhafte Dunst Berlins ab. Bald schon tauchten wir hinein. Endlos die lückenhaften Häuserzeilen, die sich auftaten, die verrußten Fassaden, die abgebrochenen Balkone. Und immer wieder zerschossenes Mauerwerk, wie zur Deckung mahnend, auch dort, wo nicht nach dem ersten Anruf scharf geschossen wurde. Unverhofftes Grün zwischendurch. Große, weite Parks. Klein und parzelliert hingegen, aber ebenso menschenleer das aussteigerhafte Schrebergartenidyll. Eingezäunte, heile Welten mit Wochenendobdach und Sonnenterrasse, mit Schirmen und aufgeblasenen Wasserbecken, mit grünem Obst an den Bäumen. Es war noch nicht reif, um schon gepflückt und eingekellert zu werden von dem, der den Lauf der Natur sieht, mit ihm den nächsten Winter, der nicht in dieser, seiner eigenen Welt war, nicht an diesem Vormittag. Der improvisierend oder bummelnd oder den Feierabend einfach abwartend sich gerade an einen größeren Plan verschwenden musste.… die Tage modern dahin. Ruhe, Stillstand, Zeit. Morgen für Morgen gleich und jeder Abend dem Morgen. Wochen vergehen. Mir liegt an nichts und nichts geschieht. Wenn ich müde bin, schlafe ich. Wenn ich Hunger habe, esse ich. Wenn ich mich unterhalten will, rede ich mit mir. Ich lese, wenn mir das nicht reicht, und wenn ich etwas sehen will, gehe ich spazieren. Das Atelier – ein toter Raum am Ende des Flures. Stell Dir vor, es ging mir gut.