Buch
Stille Nacht light
-Weihnachtliche Geschichten (mit neuen Lisbeth-Geschichten)-Usch Hollmann
Übersicht
Verlag | : | Solibro Verlag |
Buchreihe | : | Humoris Causa (Bd. 10) |
Sprache | : | Deutsch |
Erschienen | : | 02. 10. 2012 |
Seiten | : | 224 |
Einband | : | Kartoniert |
Höhe | : | 215 mm |
Breite | : | 135 mm |
Gewicht | : | 245 g |
ISBN | : | 9783932927515 |
Autorinformation
http://www.solibro.de/uschhollmannSeit 1993 hat Usch Hollmann mit ihrer münsterländischen Kunstfigur „Lisbeth" zunächst mit wöchentlichen Kolumnen bei verschiedenen Lokalsendern eine große Hörerschaft erobert und mit zahlreichen Live-Auftritten ihr Publikum begeistert. In der Folge sind ihre „Büchskes" zu regionalen Bestsellern geworden. Im münsterischen Solibro Verlag (früher NW-Verlag) erschienen in zusammen bislang zwölf Auflagen. „Hallo Änne, hier is Lisbeth." (1996), „Wat is uns alles erspart geblieben!" (1998) und „Dat muss aber unter uns bleiben!" (2006). Zwei anrührenden Weihnachtserzählungen mit dem Titel „Spekulatius und Springerle" (2002, vergriffen) bewiesen, dass ihr auch leise Töne gelingen. Ein Kinderbuch mit dem Titel „Stoffel lernt spuken" (mit einer Übersetzung ins Plattdeutsche von Käthe Averwald) liegt seit 2004 vor. Ein weiteres Lesevergnügen „Aber das wär’ doch nicht nötig gewesen! Heitere Geschichten vom Feiern " erschien 2008. Im neuesten Buch, „Stille Nacht light. Weihnachtliche Erzählungen" (2012), sind bereits bekannte, aber vor allem neue kurzweilige Weihnachtsgeschichten von Usch Hollmann zusammengefasst. Viele Jahre trat sie parallel mit der von ihr gegründeten Kabarettgruppe „Fünf freche Frauen“ auf. Im Jahre 1999 wurde ihr für ihr vielseitiges Engagement der Kulturpreis des Kreises Steinfurt zugesprochen.
Produktinformation
Ein neues Lese- und Vorlesevergnügen von Usch Hollmann mit heiter-ironischen Weihnachtsgeschichten Anspruch und Wirklichkeit des Umgangs mit der Weihnachtszeit klaffen ja bekanntlich in vielen Familien auseinander. Usch Hollmann schildert deshalb das Verhalten und die kleinen Schwächen ihrer Mitmenschen bei ihren teils modernen, teils nostalgischen Weihnachtsritualen mit humorvollem Verständnis. Vom „Weihnachtsmuffel" bis zum „Weihnachtsfreak" werden sich viele Leser in den unterschiedlichen Geschichten wiederfinden. Von dem Trend, Weihnachtsgeschichten entweder mit hämischem Sarkasmus oder tränenschwangerer Sentimentalität zu durchtränken, hat sich Usch Hollmann nicht anstecken lassen. Im Gegenteil, wie in Hollmanns drei „Lisbeth"-Büchern geht es wieder sehr kurzweilig zu, denn – wie nicht anders zu erwarten – verlaufen alle Aktivitäten rund um die Weihnachtszeit deutlich anders als geplant. Neben der Titel gebenden Erzählung „Stille Nacht light" enthält der Band neue, aber auch einige bereits in früheren, zumeist vergriffenen Ausgaben erschienene Erzählungen, wie z. B. „Spekulatius und Springerle". Aber auch über ein paar neue weihnachtliche „Lisbeth-Geschichten“ können sich die Usch Hollmann-Fans freuen. So finden sich in diesem Band sowohl längere als auch kurze, für jede Stimmung passende, teils heitere, teils besinnliche Weihnachtsgeschichten, die sich besonders auch zum Vorlesen eignen. Die eingestreuten, von der Autorin erprobten Weihnachtsrezepte verlocken zum Nachkochen und -backen.
Leseprobe
Eine glückselige WEINnacht
Es begab sich an einem kalten, wolkenverhangenen Montagmorgen im grauen Monat November. Versuchen Sie bitte, sich eine stille, friedliche Wohnstraße mit lauter gepflegten Einfamilienhäusern in lauter gepflegten Gärten in einer stillen, friedlichen Kleinstadt vorzustellen.
Es ist etwa 9 Uhr morgens. In seiner gemütlichen Wohnküche sitzt ein Ehepaar beim Frühstück, beide noch im Morgenrock bzw. Bademantel, Hausschuhe an den Füßen, wortkarg, aber nicht feindselig, die Lesebrillen auf den Nasen. Ein ganz normales Ehepaar also. In drei Jahren werden beide ein Anrecht auf Seniorenkarten bei der Bahn und ermäßigten Eintritt sowohl im örtlichen Tierpark als auch zu den Warmbadezeiten im Hallenbad haben. Sie heißen Gerda und Karl-Heinz, haben also Namen, die neben Erich, Dieter, Annette oder Helga den durchaus üblichen Namen entsprechen, die glückliche Eltern vor rund sechzig Jahren ihren Neugeborenen gaben.
Gerda ist immer noch hübsch zu nennen, woran auch die Reste des Augen-Make-ups vom Vortag nichts ändern, die als schwarze Schatten um die Augenhöhlen liegen und ihr etwas Eulenhaftes geben. Wenn Karl-Heinz seine Frau etwas genauer ansehen würde, müsste es ihm auffallen, aber – welcher Mann sieht nach dreißig Jahren Ehe noch so genau hin? Gerda weiß das und ist insgeheim nicht unglücklich darüber, da er auf diese Weise die sich mehrenden Fältchen und Falten um ihren Mund und die Augen kaum oder gar nicht bemerkt.
Auch Karl-Heinz möchte man mit seinem dichten graumelierten Haar und seiner sportlichen Figur als nicht unattraktiv, sondern als einen Mann in den besten Jahren bezeichnen, und so fühlt er sich auch. Ob er sich dessen bewusst ist, dass Männer in den besten Jahren ihre guten Jahre bereits hinter sich haben, ist ihm nicht anzumerken.
Die Reste des Frühstücks stehen noch auf dem Tisch, in Gerdas Tasse wird der Kaffee kalt. Sie trinkt ihn gern so, obwohl sie den Spruch, kalter Kaffee mache schön, seit langem ins Reich der Fabel verwiesen hat.
Beide sind mit einem Teil der Morgenzeitung beschäftigt: Gerda – wie jeden Tag – zunächst mit den Todesanzeigen, dann mit den Sonderangeboten und den Lokalnachrichten, während Karl-Heinz mit dem Sportteil der überregionalen Ausgabe beginnt. Gleich wird er sich den politischen Berichten auf der Titelseite widmen und noch einmal im Detail nachlesen, was er gestern Abend in der Tagesschau bereits erfahren hat, um danach – wie jeden Tag – seine bissigen Kommentare über die haarsträubende Unfähigkeit der aktuellen Politiker jeder Couleur abzugeben, was Gerda – wie jeden Tag – ohne Widerspruch zur Kenntnis nehmen wird.
Ihr vorrangiges Interesse gilt – wie jeden Tag – auch heute der zweitletzten Seite der Heimatzeitung und einem Beispiel gewagter zeitgenössischer Lyrik, wie sie wohlmeinende Familienmitglieder dann und wann absondern, besonders zu runden Geburtstagen von Müttern, Schwiegermüttern und Großmüttern – seltener von Großvätern! –, um die so Angesprochenen via Zeitungsinserat zu beglücken. Mit vor Pathos triefender Stimme liest sie laut:
„Karl-Heinz, hör mal zu! (.)