Literarisches Werk
Übersicht
Originalsprache | : | Deutsch |
Umfang | : | ca. 303 Seiten |
Ort | : | |
Zeit | : | |
Verlag | : | Klett-Cotta |
Kurzbeschreibung
»Der Reisende« ist ein Roman von Ulrich Alexander Boschwitz. 2018 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
Mitmachen / Fehler gefunden
Gern kannst Du bei Kritikatur mitmachen. Als kultureller Verein, Verlag, Buchhandlung oder als Nutzer angemeldet, bieten sich Dir vielfältige Möglichkeiten, sich zu präsentieren.Auf dieser Seite befindet sich eine falsche Angabe oder es fehlt Information. Gib uns Bescheid, um hier nachzubessern.
Der jüdische Berliner Kaufmann Otto Silbermann gerät in die Wirren der nach der Ermordung des Legationssektretärs an der Deutschen Botschaft in Paris, Ernst Eduard von Rath, und der einen Tag später in Deutschland stattfindenden Reichsprogromnacht beginnenden Judenhatz in Deutschland.
Er entgeht der darauf folgenden Verhaftungswelle wohl nur wegen seines nichtjüdischen Aussehens und dadurch, dass er seine Wohnung verlässt und ständig unterwegs ist. Nachdem er sich von seinem ehemaligen Prokuristen und Kompagnon Gustav Becker, der in Hamburg das letzte Geschäfts abgewickelt und seine Firma verkauft hat, die Hälfte seines nunmehr letzten Vermögens hat auszahlen lassen - die andere Hälfte behält Becker einfach für sich -, reist er rastlos mit dem Zug von einer Stadt zur anderen, die ihm letztlich verbliebenen 30.000 Mark in einer Aktentasche bei sich führend, immer bemüht, diese nicht aus den Augen zu lassen. Seine Frau, selbst Arierin, ist nach seiner Beinaheverhaftung aus der gemeinsamen Wohnung zu ihrem Bruder Ernst Hollberg nach Küstrin geflüchtet. Ihr gemeinsamer Sohn Eduard hat sich frühzeitig nach Paris abgesetzt, wo er angeblich versucht, Einreisepapiere für die Eltern zu besorgen.
Silbermann trifft während seiner Zugfahrten auf die unterschiedlichsten Menschen, mit denen er alle nur möglichen Erfahrungen macht. Die erste Bekanntschaft auf seinem Weg von Berlin nach Hamburg ist ein NSDAP-Parteigenosse, den er In mehreren Schachpartien besiegt und nur aus Vorsicht zuletzt einmal gewinnen lässt. Wieder in Berlin findet er die Wohnung, die er kurz aufsucht, um einige Kleider zu holen, verwüstet vor und löst dann eine Fahrkarte über Dortmund nach Aachen, mit dem Gedanken spielend, evtl. dort die Grenze nach Belgien zu überschreiten. Im Zugabteil sitzt ihm der jüdische Tischler Robert Lilienfeld gegenüber, der ebenfalls sein Zuhause verlassen hat; dieser nennt ihm die Adresse eines Passfälschers in Dortmund, dessen Name und Adresse er sich einprägt.
Auf der Weiterfahrt nach Aachen erzählt ihm ein junges Mädchen von ihrem Verlobten Franz und ihren finanziellen Nöten. Gegen Bezahlung lässt sich Silbermann nach der Ankunft von diesem Franz bei Nacht und Nebel an die belgische Grenze fahren, irrt dort in einem Waldstück herum und wird schließlich von belgischen Grenzbeamten erwischt und nach Deutschland zurückgeschickt.
Wieder löst er eine Fahrtkarte nach Berlin, steigt unterwegs in Dortmund aus und nimmt sich dort ein möbiliertes Zimmer, aus dem er aber schleunigst wieder flieht, als er einen Nazibonzen als Nachbarn bemerkt. Der Passfälscher, den er aufsuchen will, ist inzwischen verhaftet worden.
Auf der Weiterfahrt nach Berlin lernt er Ursula Angelhof, die Frau eines Berliner Rechtsanwalts kennen (die Frau mit den irrlichternden Augen), von der er innerlich nicht mehr loskommt. Zweimal sieht er sie noch wieder – vergeblich.
In seiner Not fährt er nach Küstrin, um seine Frau wiederzusehen, und erfährt, als er mit seinem Schwager Ernst Hollberg telefoniert, dass dieser ihn, um seine eigene nationalsozialistische Karriere nicht zu gefährden, in seinem Haus nicht aufnehmen will.
Verbittert kehrt er nach Berlin zurück. Als ihn auf der Straße ein ehemaliger Bekannter namens Hamburger, ebenfalls Jude, anspricht und sie gemeinsam essen gehen, fühlt er sich wegen dessen auffälligen Aussehens von allen Seiten beobachtet und bezichtigt diesen, als er vom Telefonieren wieder an den Tisch zurückkommt und er ihm laut seinen Namen entgegenschreit, der Kompromittierung, woraufhin Hamburger seiner Wege geht.
Erneut im Zug, dieses Mal hat er ein Ticket nach München gelöst, muss er in Dresden nach Leipzig umsteigen, besinnt sich aber auf dem Bahnsteig eines anderen und kauft eine Fahrkarte zurück nach Berlin. Als er vor dem Schalter plötzlich einen Schwächeanfall erleidet und zusammenbricht, kommt er im Krankenhaus wieder zu sich. Er vermisst sofort seine Aktentasche mit dem Geld und macht der Schwester eine Szene. Aber alles kommt wieder ins Lot. Er will sofort weg und man ist wohl froh, dass man den Juden wieder los ist.
Im Zug zurück nach Berlin schläft er ein. Im Abteil befinden sich zwei Herren und eine Dame. Als die Frau ihn nach ihrer Ankunft weckt, sind die beiden Herren verschwunden und mit ihnen seine Aktentasche mit dem Geld. Er ist völlig außer sich, macht alle Welt verrückt wegen der gestohlenen Tasche und entschließt sich, anderntags zur Polizei zu gehen und eine Anzeige zu erstatten. Dort hat er seinen großen Auftritt. In einem Anfall von Fatalismus gibt er sich als Jude zu erkennen, schreit den protokolierenden Beamten, ständig auf sein Recht verweisend, an und verlangt die Wiederbeschaffung seiner Tasche mit dem vielen Geld; nebenbei erstattet er Anzeige wegen Vandalismus in seiner verwüsteten Wohnung. Man sperrt ihn wegen seiner Randale über Nacht in eine Zelle, lässt ihn aber, weil sich unter seinen Papieren auch das Dienstbuch über seine Teilnahme am ersten Weltkrieg findet, das dem Kommissar Respekt abnötigt, am anderen Tag laufen.
Da er nur noch wenig Geld bei sich hat, sucht er, ohne genaue Zielsetzung, sodann seinen Rechtsanwalt Dr. Löwenstein auf und trifft ihn bei Abreisevorbereitungen an. Das Angebot, sich mit ihm von einem Mittelsmann über die Grenze nach Holland bringen zu lassen, lehnt er resigniert ab. Als sie später gemeinsam das Haus verlassen, stehen unten am Lift zwei Herren, die Löwenstein verhaften. Auf ihre Frage, wer er denn sei, und seine Antwort: ´ein Mandant des Rechtsanwaltes` lautet, und auf die weitere Frage, ob auch er Jude sei, und er diese bejaht, wird er mit auf die Polizeiwache genommen.
Ende der Handlung.
Er entgeht der darauf folgenden Verhaftungswelle wohl nur wegen seines nichtjüdischen Aussehens und dadurch, dass er seine Wohnung verlässt und ständig unterwegs ist. Nachdem er sich von seinem ehemaligen Prokuristen und Kompagnon Gustav Becker, der in Hamburg das letzte Geschäfts abgewickelt und seine Firma verkauft hat, die Hälfte seines nunmehr letzten Vermögens hat auszahlen lassen - die andere Hälfte behält Becker einfach für sich -, reist er rastlos mit dem Zug von einer Stadt zur anderen, die ihm letztlich verbliebenen 30.000 Mark in einer Aktentasche bei sich führend, immer bemüht, diese nicht aus den Augen zu lassen. Seine Frau, selbst Arierin, ist nach seiner Beinaheverhaftung aus der gemeinsamen Wohnung zu ihrem Bruder Ernst Hollberg nach Küstrin geflüchtet. Ihr gemeinsamer Sohn Eduard hat sich frühzeitig nach Paris abgesetzt, wo er angeblich versucht, Einreisepapiere für die Eltern zu besorgen.
Silbermann trifft während seiner Zugfahrten auf die unterschiedlichsten Menschen, mit denen er alle nur möglichen Erfahrungen macht. Die erste Bekanntschaft auf seinem Weg von Berlin nach Hamburg ist ein NSDAP-Parteigenosse, den er In mehreren Schachpartien besiegt und nur aus Vorsicht zuletzt einmal gewinnen lässt. Wieder in Berlin findet er die Wohnung, die er kurz aufsucht, um einige Kleider zu holen, verwüstet vor und löst dann eine Fahrkarte über Dortmund nach Aachen, mit dem Gedanken spielend, evtl. dort die Grenze nach Belgien zu überschreiten. Im Zugabteil sitzt ihm der jüdische Tischler Robert Lilienfeld gegenüber, der ebenfalls sein Zuhause verlassen hat; dieser nennt ihm die Adresse eines Passfälschers in Dortmund, dessen Name und Adresse er sich einprägt.
Auf der Weiterfahrt nach Aachen erzählt ihm ein junges Mädchen von ihrem Verlobten Franz und ihren finanziellen Nöten. Gegen Bezahlung lässt sich Silbermann nach der Ankunft von diesem Franz bei Nacht und Nebel an die belgische Grenze fahren, irrt dort in einem Waldstück herum und wird schließlich von belgischen Grenzbeamten erwischt und nach Deutschland zurückgeschickt.
Wieder löst er eine Fahrtkarte nach Berlin, steigt unterwegs in Dortmund aus und nimmt sich dort ein möbiliertes Zimmer, aus dem er aber schleunigst wieder flieht, als er einen Nazibonzen als Nachbarn bemerkt. Der Passfälscher, den er aufsuchen will, ist inzwischen verhaftet worden.
Auf der Weiterfahrt nach Berlin lernt er Ursula Angelhof, die Frau eines Berliner Rechtsanwalts kennen (die Frau mit den irrlichternden Augen), von der er innerlich nicht mehr loskommt. Zweimal sieht er sie noch wieder – vergeblich.
In seiner Not fährt er nach Küstrin, um seine Frau wiederzusehen, und erfährt, als er mit seinem Schwager Ernst Hollberg telefoniert, dass dieser ihn, um seine eigene nationalsozialistische Karriere nicht zu gefährden, in seinem Haus nicht aufnehmen will.
Verbittert kehrt er nach Berlin zurück. Als ihn auf der Straße ein ehemaliger Bekannter namens Hamburger, ebenfalls Jude, anspricht und sie gemeinsam essen gehen, fühlt er sich wegen dessen auffälligen Aussehens von allen Seiten beobachtet und bezichtigt diesen, als er vom Telefonieren wieder an den Tisch zurückkommt und er ihm laut seinen Namen entgegenschreit, der Kompromittierung, woraufhin Hamburger seiner Wege geht.
Erneut im Zug, dieses Mal hat er ein Ticket nach München gelöst, muss er in Dresden nach Leipzig umsteigen, besinnt sich aber auf dem Bahnsteig eines anderen und kauft eine Fahrkarte zurück nach Berlin. Als er vor dem Schalter plötzlich einen Schwächeanfall erleidet und zusammenbricht, kommt er im Krankenhaus wieder zu sich. Er vermisst sofort seine Aktentasche mit dem Geld und macht der Schwester eine Szene. Aber alles kommt wieder ins Lot. Er will sofort weg und man ist wohl froh, dass man den Juden wieder los ist.
Im Zug zurück nach Berlin schläft er ein. Im Abteil befinden sich zwei Herren und eine Dame. Als die Frau ihn nach ihrer Ankunft weckt, sind die beiden Herren verschwunden und mit ihnen seine Aktentasche mit dem Geld. Er ist völlig außer sich, macht alle Welt verrückt wegen der gestohlenen Tasche und entschließt sich, anderntags zur Polizei zu gehen und eine Anzeige zu erstatten. Dort hat er seinen großen Auftritt. In einem Anfall von Fatalismus gibt er sich als Jude zu erkennen, schreit den protokolierenden Beamten, ständig auf sein Recht verweisend, an und verlangt die Wiederbeschaffung seiner Tasche mit dem vielen Geld; nebenbei erstattet er Anzeige wegen Vandalismus in seiner verwüsteten Wohnung. Man sperrt ihn wegen seiner Randale über Nacht in eine Zelle, lässt ihn aber, weil sich unter seinen Papieren auch das Dienstbuch über seine Teilnahme am ersten Weltkrieg findet, das dem Kommissar Respekt abnötigt, am anderen Tag laufen.
Da er nur noch wenig Geld bei sich hat, sucht er, ohne genaue Zielsetzung, sodann seinen Rechtsanwalt Dr. Löwenstein auf und trifft ihn bei Abreisevorbereitungen an. Das Angebot, sich mit ihm von einem Mittelsmann über die Grenze nach Holland bringen zu lassen, lehnt er resigniert ab. Als sie später gemeinsam das Haus verlassen, stehen unten am Lift zwei Herren, die Löwenstein verhaften. Auf ihre Frage, wer er denn sei, und seine Antwort: ´ein Mandant des Rechtsanwaltes` lautet, und auf die weitere Frage, ob auch er Jude sei, und er diese bejaht, wird er mit auf die Polizeiwache genommen.
Ende der Handlung.
Kurzkritiken






















Ein hervorragendes Buch des damals 23-jährigen Berliner Kaufmannssohns, das in der Fachpresse und darüber hinaus große Beachtung fand und ausgiebig rezensiert wurde.
Informationen
Eine literarische Neuentdeckung des Schweizer Verlegers Peter Graf, der das diesem Buch zugrunde liegende Romantyposkript erstmals in Deutsch herausgegeben hat.
Der Autor, der aus Hitlerdeutschland 1935 über Skandinavien, Frankreich, Luxemburg und Belgien nach England floh, schrieb diesen Roman unter dem Eindruck der beginnenden Judenverfolgung Ende 1938 in wenigen Wochen. Nach der unter dem Pseudonym ´John Grane`erfolgten Erstveröffentlichung 1939 in England (Titel: The man who took trains) erschien das Buch 1940 in den USA (Titel: The Fugitive). Kurz vor Kriegsbeginn wurde Boschwitz interniert und nach Australien gebracht. Auf der Rückreise im Oktober 1942 wurde sein Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert. Er starb mit 27 Jahren. Sein posthum auch ins Französische übersetzte Werk (Le fugitif) trägt stark autobiographische Züge.
Ausgaben
nicht mehr lieferbar
Linktipp: »2018« als Erscheinungsjahr haben auch
- Maria und der Patriot (Hans-Werner Honert)
- Die Architektur des Knotens (Julia Jessen)
- Feuer und Zorn (Michael Wolff)
- Felix und Felka (Hans Joachim Schädlich)
- Töchter (Lucy Fricke)