Übersicht
Originalsprache | : | Deutsch |
Umfang | : | ca. 277 Seiten |
Figur | : | Jugendliche |
Ort | : | Berlin (Ost) |
Verlag | : | Klett-Cotta |
Kurzbeschreibung
»Nilowsky« ist ein Roman von Torsten Schulz. 2013 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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Figuren
Markus Bäcker, Freund Nilowskys und Erzähler
Reiner Nilowsky
Carola
Sowohl die DDR als auch später der Osten der Bundesrepublik waren in den letzten Jahren oft Schauplatz erfolgreicher Literatur. Mit "Nilowsky" gesellt sich nun ein weiterer Roman dazu, welcher die DDR als Handlungshintergrund hat. Ähnlich wie bei "Tschick" bildet eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Jungen den Kern der Geschichte. Der eine, Markus Bäcker, stammt aus einer gut situierten Familie, der andere, Reiner Nilowsky, aus randständigen Verhältnissen, was eine weitere Parallele zu "Tschick" darstellt. Als sich die beiden im Jahre 1976 kennen lernen ist Markus noch ziemlich grün, der etwas ältere Reiner dagegen arbeitet in der Kneipe seines durch übermäßigen Alkoholkonsum verrohten Vaters und ist bereits mit wesentlich mehr Lebenserfahrung, Spezialwissen und kuriosen Theorien vertraut. So glaubt er beispielsweise, dass man durch Körperwärme die Schwefelgase des nahe gelegenen Chemiewerks in Wasser und Schwefeldioxid umwandeln kann und dass das gut für die Durchblutung ist oder auch dass er mit besonderen Enzymen, den Willensenzymen, gesegnet ist. Nilowsky führt nun den frisch vom Prenzlauer Berg an den Stadtrand gezogenen Markus in die illustre Gesellschaft seines Viertels ein. Er lernt Wanderarbeiter aus Moçambique kennen, zwei ältere Damen, welche diese bezirpsen und Carola. Ein Mädchen, für das Nilowsky lange erfolglos schwärmt und die er im Verlauf der Geschichte mittels eines Voodoorituals von sich zu überzeugen versucht, zu dem ihm die Wanderarbeiter verhelfen. Von Mitte der 70er bis in die 80er Jahre begleitet man die beiden Jungen und wird durch viele kleinen Episoden hindurch Zeuge einer seltsamen und vor allem durch die auch bei Markus aufflammende Liebe zu Carola schwierigen Beziehung. Und während Reiner aus Liebesfrust sich immer tiefer in die Schule stürzt, driftet Nilowsky mehr und mehr ab und ähnelt zunehmend dem gehassten Vater bis er die Chance bekommt Carola so zu beeindrucken, dass sie ihn nicht mehr verschmähen kann. Alles zusammen ergibt ein Panorama, welches ohne grellen Töne ein kontrastreiches Bild der Zeit zeichnet. Die DDR wird wohltuender Weise nicht als Problemfall behandelt oder ostalgisch verherrlicht, sondern bildet die Milieufolie. Wer in dem Staat gelebt hat, wird sich an Einiges erinnern, wer nicht, wird bekannt gemacht, ohne belehrt zu werden. Die Figuren sind mit viel Eigenheiten konturiert und lebendig. Insbesondere der titelgebende Nilowsky gewinnt den Leser von den ersten Seiten. Torsten Schulz, der an der Filmhochschule Babelsberg eine Professur für Dramaturgie innehat, legt hier nach "Boxhagener Platz" aus dem Jahre 2004 erst seinen zweiten Roman vor.
Stecken noch ähnlich gute Geschichten in seinem literarischen Köcher, sind kürzere Zeitabstände zwischen seinen Veröffentlichungen wünschenswert.
Stecken noch ähnlich gute Geschichten in seinem literarischen Köcher, sind kürzere Zeitabstände zwischen seinen Veröffentlichungen wünschenswert.
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