Literarisches Werk


Die Stunde der Dilettanten

Die Stunde der Dilettanten

-Wie wir uns verschaukeln lassen-

Thomas Rietzschel

 



Übersicht


Originalsprache : Deutsch
Umfang : ca. 252 Seiten

Kurzbeschreibung


»Die Stunde der Dilettanten« ist ein Sachbuch von Thomas Rietzschel. 2012 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Ein exzellentes Sachbuch, das dem Leser vor Augen führt, wie sehr unser Zusammenleben vom Dilettantismus geprägt ist, ob es sich nun um die Politik, die Wirtschaft, die Kunst oder sonstige Bereiche der Kultur handelt. Der Autor beginnt bei den Anfängen der Selbstverwirklichungsbewegung Ende des 19. Jahrhunderts im schweizerischen Tessin, wo bei den dort versammelten betuchten und exaltierten Aussteigern allein das „Wollen“ zählt, dass jegliches „Können“ hintanstellt. Sodann bringt er zahlreiche historische Vergleiche dieser Lebenseinstellung und zieht die Parallelen bis in unsere Tage, wo mittlerweile die dilettierenden, nur an sich selbst glaubenden Protagonisten zu Lasten der fundierten Sachkenntnis den Ton angeben.
Unter Benennung zahlreicher Beispiele der Inkompetenz und des Verwirklichungswahns (Gutenberg, Westerwelle, Seehofer - um nur einige aus der Politik zu nennen, sowie zahlreicher „Gaukler“ aus der Wirtschaft und dem Medienbetrieb) zeigt Rietzschel auf, dass an die Stelle des kenntnisreichen, gut ausgebildeten Fachmanns der anmaßende Dilettant getreten ist, den das Unwissen vor der Furcht des Versagens bewahrt.
Als jüngstes, grandioses Exempel für diese Entwicklung, in der der Dilettantismus wahre Orgien feierte und noch feiert, ist der Euro und seine Krise. Während jeder halbwegs versierte Währungsfachmann gesehen hat, oder hätte sehen müssen, dass die unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen in Europa in Krisensituationen, wie sie dann tatsächlich auch eingetreten sind, bei den ärmeren Mitgliedsländern dazu führen mussten, dass diese die im Stabilitätspakt geforderten Verschuldungsgrenzen nicht würden einhalten können, wurden diesbezügliche Überlegungen in eitler Selbstüberschätzung dem politischen Kalkül geopfert und, als das Kind im Brunnen lag, an den Erklärungsversuchen und Hilfeversprechen („alternativlos“, „die Einlagen sind sicher“) verbal herum laviert.
Der Verfasser kommt zu der Erkenntnis, dass es zwar offensichtlich des Dilettantismus bedarf, um unser Miteinander in der herkömmlichen Form erst möglich zu machen, sich aber letztlich keine Gesellschaft am wechselnden Zeitgeist dauerhaft orientieren kann. Durch die technische Entwicklung, vor allem auch durch das Internet und die sozialen Netzwerke wachse etwas heran, das sich zu einer Bedrohung unserer Demokratie ausbilden kann. Wenn wir weiterhin alles Heil nur im Wachstumsmythos zu finden glaubten, drohe das Kantsche Vernunftverständnis und somit die Souveränität des Individuums auf der Strecke zu bleiben.




Linktipp: »Deutsch« als Originalsprache haben auch