Literarisches Werk
Übersicht
Originalsprache | : | Deutsch |
Stichwort | : | Autobiografie, Biografie |
Umfang | : | ca. 132 Seiten |
Thema | : | Ausbildung, Lehre |
Ort | : | Salzburg |
Zeit | : | 1947, 1948, 1949 |
Verlag | : | dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, Residenz, Suhrkamp Verlag |
Kurzbeschreibung
»Der Keller« ist ein literarisches Werk von Thomas Bernhard. 1976 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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"Der Keller" ist die zweite von insgesamt fünf autobiographischen Erzählungen Thomas Bernhards. Sie schließt unmittelbar an "Die Ursache" an und behandelt die Jahre 1947-1949.
Nach dem Abbruch des Gymnasiums begann Bernhard ohne Rücksprache mit seiner Familie eine dreijährige Lehrzeit bei dem Salzburger Lebensmittelhändler Podlaha, welcher seinen Laden in einem Keller in der Scherzhauserfeldsiedlung, "der Hohen Schule der Außenseiter und Armen, in der Hohen Schule der Verrückten", hatte.
Das Werk beschreibt insbesondere den als Befreiung, als Rückgabe des Lebens empfundenen Wechsel von Schule zu Lehre, die von ihm gern verrichtete Arbeit im Geschäft, die gute Beziehung zu Podlaha, den stark bereichernden Kontakt mit den Kunden, den desaströsen Zustand, die Wahrnehumg und die Veränderung der als "Hölle" bezeichneten Scherzhauserfeldsiedlung, die bedrückende Situation in der eigenen Familie und seine Liebe und Talent zur Musik. Mit einer kurzen Erwähnung der in der dritten autobiographischen Erzählung thematisierten Erkrankung und einer umfangreicheren Darstellung seines Charakters und seiner Gewohnheiten schließt "Der Keller".
Nach dem Abbruch des Gymnasiums begann Bernhard ohne Rücksprache mit seiner Familie eine dreijährige Lehrzeit bei dem Salzburger Lebensmittelhändler Podlaha, welcher seinen Laden in einem Keller in der Scherzhauserfeldsiedlung, "der Hohen Schule der Außenseiter und Armen, in der Hohen Schule der Verrückten", hatte.
Das Werk beschreibt insbesondere den als Befreiung, als Rückgabe des Lebens empfundenen Wechsel von Schule zu Lehre, die von ihm gern verrichtete Arbeit im Geschäft, die gute Beziehung zu Podlaha, den stark bereichernden Kontakt mit den Kunden, den desaströsen Zustand, die Wahrnehumg und die Veränderung der als "Hölle" bezeichneten Scherzhauserfeldsiedlung, die bedrückende Situation in der eigenen Familie und seine Liebe und Talent zur Musik. Mit einer kurzen Erwähnung der in der dritten autobiographischen Erzählung thematisierten Erkrankung und einer umfangreicheren Darstellung seines Charakters und seiner Gewohnheiten schließt "Der Keller".
Im seinem zweiten "autobiographischen Bericht" schildert Thomas Bernhard, wie er mit sechszehn, nachdem er kurzentschlossen und ohne vorherige Rücksprache mit seiner Familie das Gymnasium verlassen hatte, durch Vermittlung des Arbeitsamtes eine Lehre in einem Lebensmittelladen (-„Keller“) in Salzburgs schlechtestem Stadtteil, der „Scherzhauserfeldsiedlung“ begann. Durch diese Flucht in die „entgegengesetzte Richtung“, hin in eine „nützliche Existenz“, wie er es sieht, fühlte er sich schlagartig dem Leben zurückgegeben.
Hat man die in „Die Ursache“ geschilderte schulische Abneigung Bernhards richtig in Erinnerung, kann man verstehen, welche Welt sich nun in seinem täglichen Zusammentreffen mit Herrn Podlaha, seinem Chef, und den Arbeitskollegen, vor allem aber durch den Kontakt mit der Kundschaft des „Kellers“, für ihn auftut. Der Besuch der Berufsschule erweitert diese Offenbarung noch. Er spürt erstmals so etwas wie Glück; dieses Glücksgefühl verstärkt sich noch dadurch, dass er, wahrscheinlich beeinflusst von seinem sehr sozial ausgerichteten Großvater Johannes Freumbichler, den Kontakt zu den das Gros der Kundschaft ausmachenden einfachen Leuten der Scherzhauserfeldsiedlung regelrecht genießt. Was Bernhard mit viel Einfühlungsvermögen aus der Begegnung mit dem neuen Lebensumfeld formulierungsmäßig an Beobachtungsdetails alles herausfiltert, ist enorm. Dabei gewährt er dem Leser weitere Einblicke in seine familiären und verwandtschaftlichen Verhältnisse, die für ihn von frühester Kindheit an stets eine starke seelische Belastung darstellten. Auch seinen Chef Podlaha lernt er näher kennen, einen im Lebensmitteleinzelhandel gelandeten verhinderten Musiker, den es durch die Kriegswirren von Wien nach Salzburg verschlagen hat.
Worüber man staunt, auch wenn die Geige, die ihm im Internat zur Flucht aus dem trostlosen Schulalltag verholfen hatte, es vermuten ließ, war die Vielfalt seiner ausgesprochen musischen Veranlagung, die ihn, wiederum gefördert von seinem Großvater, der immer schon Großes mit ihm vorhatte, dazu brachte, neben seinem Lehrlingsdasein in die Welt des Gesangs einzutauchen, seine Stimme zu schulen und, protegiert von einem auf diesem Gebiet namhaften Ehepaar, Gesangsunterricht zu nehmen, wodurch er sogar an Veranstaltungen teilnehmen und u.a. in seiner Lieblingsoper „Die Zauberflöte“ den Papageno singen durfte.
Bernhard macht in seinem „Keller“-bericht auch einen Zeitsprung von dreißig Jahren und schildert ein kurzes Wiedersehen mit einigen Personen aus diesem für ihn so wichtigen Lebensabschnitt.
„Der Keller-Eine Entziehung“ zählt sicher mit zu den Schlüsselwerken seiner Autobiographie. Ich habe es nicht bereut, nach 35 Jahren dieses Buch wieder in die Hand genommen zu haben.
Hat man die in „Die Ursache“ geschilderte schulische Abneigung Bernhards richtig in Erinnerung, kann man verstehen, welche Welt sich nun in seinem täglichen Zusammentreffen mit Herrn Podlaha, seinem Chef, und den Arbeitskollegen, vor allem aber durch den Kontakt mit der Kundschaft des „Kellers“, für ihn auftut. Der Besuch der Berufsschule erweitert diese Offenbarung noch. Er spürt erstmals so etwas wie Glück; dieses Glücksgefühl verstärkt sich noch dadurch, dass er, wahrscheinlich beeinflusst von seinem sehr sozial ausgerichteten Großvater Johannes Freumbichler, den Kontakt zu den das Gros der Kundschaft ausmachenden einfachen Leuten der Scherzhauserfeldsiedlung regelrecht genießt. Was Bernhard mit viel Einfühlungsvermögen aus der Begegnung mit dem neuen Lebensumfeld formulierungsmäßig an Beobachtungsdetails alles herausfiltert, ist enorm. Dabei gewährt er dem Leser weitere Einblicke in seine familiären und verwandtschaftlichen Verhältnisse, die für ihn von frühester Kindheit an stets eine starke seelische Belastung darstellten. Auch seinen Chef Podlaha lernt er näher kennen, einen im Lebensmitteleinzelhandel gelandeten verhinderten Musiker, den es durch die Kriegswirren von Wien nach Salzburg verschlagen hat.
Worüber man staunt, auch wenn die Geige, die ihm im Internat zur Flucht aus dem trostlosen Schulalltag verholfen hatte, es vermuten ließ, war die Vielfalt seiner ausgesprochen musischen Veranlagung, die ihn, wiederum gefördert von seinem Großvater, der immer schon Großes mit ihm vorhatte, dazu brachte, neben seinem Lehrlingsdasein in die Welt des Gesangs einzutauchen, seine Stimme zu schulen und, protegiert von einem auf diesem Gebiet namhaften Ehepaar, Gesangsunterricht zu nehmen, wodurch er sogar an Veranstaltungen teilnehmen und u.a. in seiner Lieblingsoper „Die Zauberflöte“ den Papageno singen durfte.
Bernhard macht in seinem „Keller“-bericht auch einen Zeitsprung von dreißig Jahren und schildert ein kurzes Wiedersehen mit einigen Personen aus diesem für ihn so wichtigen Lebensabschnitt.
„Der Keller-Eine Entziehung“ zählt sicher mit zu den Schlüsselwerken seiner Autobiographie. Ich habe es nicht bereut, nach 35 Jahren dieses Buch wieder in die Hand genommen zu haben.
Vertonungen
lieferbare Ausgaben
Der Keller
(Thomas Bernhard)
(Thomas Bernhard)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, 2011, 152 S., 9783423139601
Autobiographische Schriften
(Thomas Bernhard)
(Thomas Bernhard)
Residenz, 2010, 640 S., 9783701715503
Linktipp: »Autobiografie« als Stichwort haben auch
- Welt ohne Erbarmen (Gustaw Herling)
- Der Liebhaber (Marguerite Duras)
- Das Schlimmste kommt noch (Charles Bukowski)
- Ein Kind (Thomas Bernhard)
- Krass! (Augusten Burroughs)