Übersicht


Filmtyp : Spielfilm
Originalsprache : Englisch
Produktionsland : USA
Länge (Minuten) : 2 Stunden 45 Minuten
Thema : Sklavenhandel, Ehepaar, Liebe, Befreiung, Rache
Figur : Kopfgeldjäger, Sklave, Sklavenhalter, Sklavenhändler
Ort : USA, Louisiana, Mississippi

Kurzbeschreibung


»Django Unchained« ist ein Western von Quentin Tarantino. 2012 ist der Film zuerst erschienen. In den Hauptrollen spielen u.a. Walton Goggins, Don Johnson und Samuel L. Jackson.

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Besetzung


Regie : Quentin Tarantino
Produktion : Reginald Hudlin, Stacy Sher, Pilar Savone
Drehbuch : Quentin Tarantino
Kamera : Robert Richardson
Schnitt : Fred Raskin
Filmmusik : Ennio Morricone
Darsteller :
Jamie Foxx Django Freeman
Christoph Waltz Dr. King Schultz
Leonardo DiCaprio Calvin Candie
Kerry Washington Broomhilda von Shaft
Samuel L. Jackson Stephen
Don Johnson Big Daddy
Walton Goggins Billy Crash
James Remar Ace Speck / Butch Pooch
Dennis Christopher Leonide Moguy
Laura Cayouette Lara Lee Candie-Fitzwilly
Dana Michelle Gourrier Cora
Jonah Hill Randy
Franco Nero Amerigo Veseppi
Don Stroud Sheriff Bill Sharp
James Russo Dicky Speck
Michael Parks Aufseher
Quentin Tarantino Frankie
John Jarratt LeQuint Dickey Mining Co. Mitarbeiter
David Steen Mr. Stonecipher
Bruce Dern Sklavenhalter
Rex Linn Tennessee Harry
Russ Tamblyn Sohn des Revolverhelden
Amber Tamblyn Enkelin des Revolverhelden
Zoë Bell Tracker Peg
Tom Savini Tracker
Michael Bowen Tracker
Robert Carradine Tracker



Total Western
Texas 1858: Der Sklave Django (Jamie Foxx) wird seinen derzeitigen Besitzern von Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) abgekauft unter der Bedingung, das er ihm hilft eine Gruppe gesuchter Verbrecher zu finden und zu töten. Denn Django ist der Einzige der weiß, wie diese aussehen. Im Anschluss daran will Schultz wiederum Django helfen, dessen Frau Broomhilda (Kerry Washington) von der Plantage des berüchtigten Sklavenhalters Calvin Candie (Leonardo Di Caprio) zu befreien. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, in deren Verlauf Schultz Django sein Handwerk beibringt und ihn zu einem erfahrenen Kopfgeldjäger macht. Als sie dann nach dem Winter in den Süden gen Mississippi reiten, ist es Django der zeigen muss, das er aus seiner Vergangenheit als Sklave und den Erfahrungen als Kopfgeldjäger die richtigen Lehren gezogen hat. Wenn er es nicht macht, sind Broomhilda und er dem sicheren Tode geweiht.




Sind wir nicht alle ein bisschen DJANGO ?
Nun also ein Western. Im Grunde genommen war das abzusehen. Zogen sich die Anspielungen und Querverweise doch wie ein roter Faden aus Blut durch das Werk Quentin Tarantinos. Ein Werk dem man verfallen ist, wie der Liebe seines Lebens. Oder eben nicht. Aus diesem Grund kann man einen Film von Quentin Tarantino auch nicht besprechen wie jeden anderen Film. Der Regisseur polarisierte von Anfang an. Bereits sein vielbeachtetes Debüt RESERVOIR DOGS revolutionierte das zeitgenössische Kino fast im Alleingang und teilte Kritik wie Publikum in zwei Lager. Jene die in freudiger Erregung auf jeden neuen Beitrag des Enfant terrible des amerikanischen Autoren-Kinos warten und solche, die jeden seiner Filme aufs neue verdammen. Daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert. Deshalb will ich auch gar nicht erst den Versuch machen, diesen Film durch den Blickwinkel der vermeintlichen Objektivität zu besprechen. Das ist schlicht unmöglich. Womit sich auch zum Missfallen derjeniger, die mit einem Tarantino-Film ohnehin nichts anfangen können, ein weiterlesen dieses zugegeben etwas ausufernden Textes erübrigt. Alle anderen seien hiermit herzlich eingeladen, mich in die einzigartige Welt des Quentin Tarantino und des Western zu begleiten.

Ursprünglich war angedacht, zumindest wenn man sich auf einige Aussagen QT´s bezüglich der Absicht einen Western zu inszenieren, eine weitere Geschichte von Elmore Leonard, nach JACKIE BROWN, zu verfilmen. Nämlich dessen fünften Roman "Forty Lashes Less One - Die Zwei aus dem Teufelsloch", aus dem Jahre 1972, dessen Verfilmungs-Rechte QT bereits in den Neunzigern erworben hatte. In der Geschichte entfliehen ein ehemaliger Sklave und ein Indianer aus dem Gefängnis in Yuma, um sich an ihren früheren Peinigern zu rächen. Die Story von DJANGO UNCHAINED weißt indes nur noch geringe Parallelen zu diesem Buch auf. Teile der Geschichte finden sich jedoch wieder. So liegt die Hauptinspirationsquelle auch dieses Mal, wie schon bei INGLORIOUS BASTERDS, klar auf der Hand. DJANGO (1966) von Sergio Corbucci mit dem großartigen Franco Nero in der Titelrolle steht Pate. Nero, und da verrate ich nicht zuviel, kommt auch in diesem Film zu Ehren. Es treffen sich sogar drei Generationen von Darstellern aus Django-Filmen. Franco Nero, der Ur-Django selbst, Quentin Tarantino, der in Takashi Miikes Japan-Version "Sukiyaki Western Django" auftrat, sowie Jamie Foxx, der aktuelle Django. Doch es geht noch weiter, steht hier vielmehr nicht nur der genannte Film, sondern darüber hinaus gleich das gesamte Western-Schaffen Corbuccis, wie der sogenannte Spaghetti-Western als solcher im Fokus. Hier werden eindeutig Szenen aus MERCENARIO, LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG und MINNESOTA CLAY, sowie aus vielen anderen Filmen zitiert. Das bietet die Möglichkeit einer cineastischen Entdeckungsreise und tut der Originalität des Drehbuches keinen Abbruch. Tatsächlich eröffnet sich für Western-Freunde ein wahres El Dorado.

Denn entgegen landläufigen Einschätzungen ist QT´s Werk kein bloßes Zitate-Kino. Das wäre es, würde er nur Szenen nachstellen, ohne dabei den Anspruch zu haben, das daraus etwas völlig neues, nie dagewesenes entsteht. Genau das geschieht aber. Die Filmgeschichte bietet einen unerschöpflichen Fundus und kaum einer sonst versteht es, aus Arthouse-Kino und Trash-Film, aus Autoren-Film und Unterhaltungs-Kino, aus Filmepochen-Lehre und Genre-Kino einen derartigen Mix, quasi die Essenz aus allem, immer wieder so frisch, neugierig und aufregend zu präsentieren, wie QT es macht. Seine Arbeit beginnt, nach eigenem Bekunden, beim Soundtrack, setzt sich fort über das Schreiben und endet mit dem fertigem Film. Vor allem, um alles herum, während dessen und danach steht aber das Filmeschauen. Von Kindesbeinen an staunend alles in sich aufzusaugen was es gibt, ohne Unterschiede, ohne Kompromisse zu machen. Zuerst einmal ist alles interessant. Die Frage ist, was sich daraus machen lässt. Schlussendlich ist jeder, ich wiederhole JEDER Künstler von einem anderen beeinflusst. Anders gäbe es keine Kunst. Tarantino steht genau dafür. Nur ist er bereits mehrere Stufen weiter. Deswegen ist er so besonders. So einzigartig. Er steht somit auch in keiner Filmemacher-Tradition. Wenn überhaupt, dann nur in einer sehr kurzen, in der von Jean-Pierre Melville und Sergio Leone. Wie diese beiden ist er in seinem Werk ausschließlich von Film beeinflusst, vom filmischen Werk Anderer und verarbeitet nur das gesehene, nie die Realität. Reflektives Kino, reflektives Filmemachen also. In doppeltem Sinne. Weil QT bereits reflektiertes verarbeitet, verändert, es auf eine neue Ebene bringt. Niemand sonst kann das in dieser Qualität. Er hat die Meister ebenso studiert wie deren Schüler. Das Wichtigste ist aber, er hat sie verstanden. Und er liebt sie alle gleichermaßen. Sicher ist der Gedanke hinter dem Gedanken, das Bild hinter dem Bild ein heeres Ziel für viele Regisseure. Nur wenigen gelingt dies. So muss man doch anerkennen wenn jemand über ein solches Alleinstellungsmerkmal verfügt. Das Tarantino liebt was er tut, spürt man in jeder Sekunde seiner Filme. Er hat sich mit Leib und Seele dem Filmemachen verschrieben. "Because we love making Movies." Mit diesem Satz beginnt er jeden Drehtag.

So liegen die Grundlagen für die Geschichte von DJANGO UNCHAINED natürlich nicht nur beim Italo-Western. Bereits im Jahre 1971 drehte Paul Bogart einen Film, SKIN GAME - ZWEI GALGENVÖGEL, in dem ein Weißer (James Garner) und ein Afroamerikaner (Louis Gossett jr.) im alten Süden von Sklavenmarkt zu Sklavenmarkt reisen, um Sklavenhändler übers Ohr zu hauen. Auch da erfriert der anfängliche Witz zu einem kalten Schauer, jedoch ohne die Konsequenz, mit der dies QT zu Ende exerziert. Denn eines unterscheidet den "neuen" Tarantino vom "alten". Dieses Mal meint er es durchaus Ernst. Er hat ein Thema. Zog schon durch INGLORIOUS BASTERDS so etwas wie eine Meinung, eine Stellungnahme, ist dies bei DJANGO UNCHAINED nicht mehr von der Hand zu weisen, nicht mehr zu übersehen. Über das einfache "Lächerlichmachen", wie es in INGLORIOUS BASTERDS mit Hitler geschieht, seiner gerechten und notwendigen WK-2-Fantasie, ist der Autor Tarantino hinaus. Dafür genügt ihm jetzt ein Nebenschauplatz und es gelingt ihm z.B., den Ku-Klux-Klan und seine gesamte Historie in einer einzigen Szene der Lächerlichkeit preiszugeben, zu verspotten. Tatsächlich wagt er sich an das heiße Eisen der dunklen Seite der Geschichte Amerikas. Die Sklaverei. In einem Interview bezeichnete er es als einen Zweihundertfünfzig Jahre währenden Holocaust. Nun ist QT auch hier nicht der erste Filmemacher, der darauf hinweist. In den Neunziger Jahren gab es im Zuge des NEW BLACK CINEMA mehrere ernstzunehmende Versuche auf dieses Thema aufmerksam zu machen, mal mehr (POSSE von Mario van Peebles), mal weniger (ROSEWOOD von John Singleton) erfolgreich. Keiner der Filme erreichte jedoch eine solche Aufmerksamkeit wie DJANGO UNCHAINED. Auch bereits in den Siebziger Jahren im Zuge des NEW HOLLYWOOD und des BLAXPLOITATION-CINEMA gab es einige Diskussionswürdige Beiträge wie BUCK AND THE PREACHER - DER WEG DER VERDAMMTEN von Sidney Poitier, MANDINGO von Richard Fleischer oder THE LEGEND OF NIGGER CHARLEY von Martin Goldman. Doch keiner dieser Beiträge legte den Finger so in die offene Wunde wie QT. Er begnügt sich auch nicht mit kurzen Ansichten der Qual, wie Steven Spielberg in AMISTAD. Dieser "Ja, das ist schlimm."-Effekt bleibt bei DJANGO UNCHAINED aus. Tarantino hält drauf, nein er thematisiert es fortlaufend in der Figur des Django.

Jamie Foxx, Oscar für RAY, gelingt dabei das eindringliche Portrait eines an Körper und Seele geschundenen Mannes. Im Prinzip sind wir Zeuge eines Entwicklungsromanes, lässt sich an dieser Figur doch die Geschichte des Afroamerikaners mit all ihren Rückschlägen bis hin zum heutigen immer noch unterschwelligen Rassismus ablesen ebenso wie das Erwachen des schwarzen Selbstbewusstseins. BLAXPLOITATION. Auch hat der Film einen Rhythmus wie ein Gedicht oder ein Vers-Roman, aus dem ein Rap wird. Er wird, bei aller anfänglichen Langsamkeit, Getragenheit schneller. Härter. So schnell wie für Django die Einschläge näher kommen und er über sich selbst hinauszuwachsen gezwungen ist. Er durchlebt eine Wandlung. Eine Metamorphose. Vom schüchternen und unterwürfigen, aber würdevollen Sklaven zum Macker. Zum vor Selbstbewusstsein strotzenden Macher. Revolvermann. Helden. Jamie Foxx macht auf seine Weise eindrucksvoll klar wo der Hammer hängt. Seine Darstellung ist für mich die wahre Überraschung dieses Filmes. Foxx mausert sich vom heimlichen zum dominierenden Star des Filmes. Er bleibt dabei zu jeder Zeit glaubwürdig und differenziert. Man kann nur froh darüber sein das er und nicht Will Smith, der im Gespräch war, diese Rolle bekommen hat. Er, Jamie Foxx, schafft mit Django am Ende eine ähnliche Ikone, wie es schon Franco Nero vermochte. Wenn auch ganz anders.

Broomhilda, die gepeinigte Ehefrau Djangos, wird gespielt von Kerry Washington, der die Ehe mit Jamie Foxx noch aus dem Film RAY vertraut sein dürfte, spielte sie doch auch dort seine Partnerin. So harmonieren die beiden in ihren Szenen prächtig. Zudem gelingen Washington einige sehr emotionale Szenen, auch wenn sie insgesamt etwas zu kurz kommt. Das ist etwas merkwürdig bei einem Film von Tarantino, der doch sonst das starke weibliche Geschlecht so trefflich in Szene zu setzen weiß. Womöglich einer der wenigen Schwachpunkte des Filmes.

Mit Djangos Mentor Dr. King Schultz, wird Christoph Waltz erneut zum Teil des Tarantino-Universums wie schon in INGLORIOUS BASTERDS . Ich würde nicht sagen das seine Figur die gutmütige Version seines Hans Landa aus dem Vorgänger-Film ist , wie es in einigen Kritiken formuliert wird und gestehe Waltz, der jedwede Beachtung seines immensen schauspielerischen Talents nicht erst seit IB sondern mindestens seit KÖNIG DER LETZTE TAGE (1993) verdient , genügend schauspielerische Raffinesse zu, auch hier einen völlig eigenständigen Charakter erschaffen zu haben. Einen Charakter, der so grundsymphatisch ist, das man sich nur wünschen kann das Waltz in der Folge noch mehr Möglichkeiten bekommt, so viele verschiedene Persönlichkeiten auf die Leinwand zu bringen wie möglich. Auch in dieser Figur vereinen sich wieder viele Vorbilder. Mentoren-Western gibt es einige. Nicht nur italienische wie DER TOD RITT DIENSTAGS oder DIE RECHNUNG WIRD MIT BLEI BEZAHLT. Nein, auch im amerikanischen Western gab es einige sehr gelungene Beiträge zu diesem Thema. Wie z.B. NEVADA SMITH, dessen Geschichte der hier erzählten nicht unähnlich ist. Allerdings ist hier der Weg ein anderer. Bleibt der Mentor doch meist derselbe, macht King Schultz hier ebenso wie sein Schützling eine Wandlung durch, die ihresgleichen sucht. Überhaupt ist DJANGO UNCHAINED QT´s emotionalster Film. Mehr noch als in JACKIE BROWN geht einem hier das Schicksal aller Beteiligten zu Herzen. Es scheint so, als hätte Tarantino selbst in den vergangenen Jahren eine Wandlung durchlebt, die sein Schaffen nachhaltig prägt. DJANGO UNCHAINED ist somit auch QT´s erwachsendster Film.

Als Calvin Candie sehen wir Leonardo Di Caprio. Mit wahrer Spielfreude und Inbrunst gibt er den moralisch verkommenen Südstaaten-Dandy, zwischen Cocktail und Candy, der weniger intelligent ist als er vorgibt zu sein. Di Caprio ist ein Schauspieler an dessen darstellerischer Komplettierung wir spätestens seit GANGS OF NEW YORK direkt teilhaben dürfen. Sein Ehrgeiz ist nahezu immer spürbar. Mit jeder Rolle wächst er ein bisschen mehr. Das wirkt manchmal angestrengt, aber immer aufrichtig. Hier wirkt er geradezu leicht und beschwingt in seinem Auftreten. Seiner Sammlung großer Regisseure mit denen er arbeiten wollte, kann er nach Scorsese und Eastwood nun auch Tarantino hinzufügen. Seine Performance ist klasse. Unterstützt wird er dabei tatkräftig von Tarantino-Regular Samuel L. Jackson. Als erster Haussklave Candie´s wirkt er bedrohlich wie selten und dominant wie eh und je. Eine Figur die man erleben muss, weshalb ich nicht zu viel verraten möchte.

Der Nebenrollen-Katalog setzt sich aus mehr oder weniger prominenten Schauspielern zusammen die, wie in einem Tarantino-Film üblich, aufgrund ihrer Meriten als Schauspieler besetzt wurden. Hervorzuheben ist Don Johnson in einem herrlich süffigen Auftritt als Plantagen-Besitzer. Sein Outfit und Styling gleicht Eins zu Eins dem des Oberbösewichts aus Sergio Corbucci´s MINNESOTA CLAY, damals gespielt von Georges Rivière . Die weiteren weißen Darsteller, vornehmlich in der Rolle von Hillbillies und Schuften, setzen sich zusammen aus QT´s Stammschauspielern wie Michael Parks, Tom Savini und einigen anderen. Des weiteren finden wir viele Darsteller des stark von Sam Peckinpah beeinflussten Hollywood-Regisseurs Walter Hill, wie James Russo, James Remar, Bruce Dern und Robert Carradine.

Peckinpah ist denn auch das Stichwort zur Inszenierung der Gewalt in DJANGO UNCHAINED. Wie bei Bloody Sam gibt es einige Szenen in Zeitlupe, sowie deutlich zu sehende Ein- und Austrittswunden. Die Gewalt-Szenen beschränken sich ausschließlich auf Shootouts, bei allem anderen wird weggeblendet. Für meine Begriffe hätte der Film dennoch eine Achtzehner-Freigabe mehr als verdient, denn es geht vor allem zum Ende hin nicht gerade zimperlich zu. Gewaltverherrlichung kann man QT wiederum nicht vorwerfen, zu überzogen und kunstvoll fügt sich das gezeigte ins Gesamtbild. Er ist nicht der erste und bestimmt nicht der letzte Regisseur für den die Darstellung von Gewalt ein künstlerisches Stilmittel ist. Selten fügte es sich so gut in den filmischen Kontext ein wie hier, selten war es berechtigter. Daran mag sich jetzt der eine oder andere stoßen, doch es ist ausdrücklich meine Meinung. Die Darstellung steigert sich mit der Lauflänge des Filmes, wird detaillierter je weiter, je zwingender sich die Geschichte entwickelt.

Der Soundtrack verwertet, wie sonst auch, unter anderem bekannte und weniger bekannte Arbeiten der bedeutendsten Komponisten des Genres. Die Stücke und Songs passen perfekt zu den Bildern, sprechen ihre Sprache weiter, unterstreichen sie. Eine weitere Sache die QT beherrscht wie kein Zweiter. So spielt er die Musik, wie Sergio Leone einst Ennio Morricone, seinen Bruder im Geiste der auch hier mit einer neuen Komposition vertreten ist, bereits während des Drehs, damit sich die Schauspieler auch stimmungstechnisch in die jeweilige Szene fallen lassen können.

Robert Richardsons Kamera bietet vor allem in der ersten Hälfte die typischen Westernlandschaften und wechselt in der zweiten, wenn sich die Geschichte in den alten Süden verlagert, logischerweise die Location. Fred Raskins Schnitt gibt dem Dialoglastigen Film einen ganz eigenen, beinahe lyrischen Rhythmus, der sich nur langsam offenbart.

Mit einer Laufzeit von annähernd drei Stunden erreicht der Film beinahe KILL BILL-Niveau. Produzent Harvey Weinstein schlug eine erneute Teilung des Werkes vor. QT entschied sich dagegen. Zurecht wie ich finde. Außerdem äußerte sich QT über die Möglichkeit einer längeren Version auf DVD, die sich stark von der Kinofassung unterscheiden würde. Das wäre das erste Mal in seiner Karriere und bleibt abzuwarten.

Abschließend lässt sich sagen das DJANGO UNCHAINED die geschürten Erwartungen bei weitem übertrifft. Denn QT übertrifft sich selbst. Es ist ein WESTERN wie kein Zweiter und dabei ein echter TARANTINO. Er selbst nennt es einen SOUTHERN. Warum eigentlich nicht? Richtig einordnen können wird man das Werk ohnehin erst in ein paar Jahren. Denn auch für die Zukunft gilt: Der nächste Tarantino kommt bestimmt und die Vorfreude fängt da an, wo DJANGO UNCHAINED aufhört.



Kurzkritiken


     
"Django Unchained" ist ein bunter Genremix, zu dem wohl nur ganz wenige Regisseure fähig sind, wenn nicht sogar allein nur Tarantino. Der Spagat zwischen der bitterernsten Südstaatensklaverei und typischen Tarantinoklamauk ist extrem und insbesondere das Ende entgleitet für meinen Geschmack in ein zu blutig und vor allem zu kasperiges Fiasko.
     
Volle Punktzahl für Quentin Tarantino, der sich hier selbst übertrifft mit einem Western wie es keinen Zweiten gibt und dabei ein echter TARANTINO bleibt.



Linktipp: »Western« als Genre haben auch