Übersicht
Originalsprache | : | Ungarisch |
Umfang | : | ca. 11 Seiten |
Thema | : | zeitgeschichtlicher Rückblick |
Zeit | : | |
Kurzbeschreibung
»Leni weint« ist ein Essay von Péter Nádas. 2006 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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Einer seiner hochpolitischen Essays, in dem Nádas auf das dritte Reich zurückgreift. Ausgehend vom 8. September 1939, einem Freitag, gerademal eine Woche nach Beginn des 2. Weltkriegs, bedient er sich in seinen Ausführungen dreier bekannter Persönlichkeiten, um auf die fürchterlichen Gräuel zu sprechen zu kommen, die Hitlers Armee bei ihrem Vorrücken in Polen anrichtete.
Da ist zum einen die titelgebende junge, der Naziführung nahestehende Filmemacherin Leni Riefenstahl, die als Kriegsberichterstatterin an der vorrückenden Front in Polen unerwartet Zeuge eines Massakers wird, bei dem Juden und Widerständler durch Genickschuss am Rande einer von ihnen selbst ausgehobenen Grube ihr Leben lassen und die bei diesem Anblick, völlig schockiert, „in mädchenhaftes hysterisches Weinen“ ausbricht.
Da ist weiter der von 1934 bis 1940 in Berlin etablierte amerikanische Journalist und Reporter William L. Shirer, bekannt durch sein ´Berliner Tagebuch` (1941) und seine 1960 erschienene Dokumentation ´Aufstieg und Fall des dritten Reichs`, der für die CBS aus Deutschland nach Hause berichtet. Und als dritter Zeitzeuge der jüdische mit einer Arierin verheiratete Professor Victor Klemperer, später bekannt geworden durch seine Tagebücher, der, seines Amtes an der Technischen Hochschule Dresden enthoben und in sein Zuhause verbannt, an der Haustüre von seinem Briefträger mit der Bemerkung getröstet wird, schließlich herrsche ja Militärdiktatur und das Militär würde das auf Pogrom sinnende Gesindel schon im Zaume halten. In seinem Tagebuch fragt Klemperer, ob es denn wirklich niemanden in Deutschland gäbe, dem das Gewissen schlage, und fährt fort: „… es gibt eine Linie, über die hinaus Trennung von Moral und Politik unpolitisch ist und sich rächt. Früher oder später.
Nádas vergisst nicht, darauf hinzuweisen, dass die später bis zu ihrem Tod 2003 im Alter von 101 Jahren am Starnberger See lebende Leni Riefenstahl sich in all den Nachkriegsjahrzehnten nur sehr lückenhaft der Gegebenheiten während der Nazidiktatur erinnern wollte. Diese Erinnerungsschwäche befiel aber auch andere diese Zeit überlebende Personen, so den Freiburger Professor Martin Heidegger und den Bayreuther Wagner-Clan, um nur zwei Beispiele anzuführen.
Da ist zum einen die titelgebende junge, der Naziführung nahestehende Filmemacherin Leni Riefenstahl, die als Kriegsberichterstatterin an der vorrückenden Front in Polen unerwartet Zeuge eines Massakers wird, bei dem Juden und Widerständler durch Genickschuss am Rande einer von ihnen selbst ausgehobenen Grube ihr Leben lassen und die bei diesem Anblick, völlig schockiert, „in mädchenhaftes hysterisches Weinen“ ausbricht.
Da ist weiter der von 1934 bis 1940 in Berlin etablierte amerikanische Journalist und Reporter William L. Shirer, bekannt durch sein ´Berliner Tagebuch` (1941) und seine 1960 erschienene Dokumentation ´Aufstieg und Fall des dritten Reichs`, der für die CBS aus Deutschland nach Hause berichtet. Und als dritter Zeitzeuge der jüdische mit einer Arierin verheiratete Professor Victor Klemperer, später bekannt geworden durch seine Tagebücher, der, seines Amtes an der Technischen Hochschule Dresden enthoben und in sein Zuhause verbannt, an der Haustüre von seinem Briefträger mit der Bemerkung getröstet wird, schließlich herrsche ja Militärdiktatur und das Militär würde das auf Pogrom sinnende Gesindel schon im Zaume halten. In seinem Tagebuch fragt Klemperer, ob es denn wirklich niemanden in Deutschland gäbe, dem das Gewissen schlage, und fährt fort: „… es gibt eine Linie, über die hinaus Trennung von Moral und Politik unpolitisch ist und sich rächt. Früher oder später.
Nádas vergisst nicht, darauf hinzuweisen, dass die später bis zu ihrem Tod 2003 im Alter von 101 Jahren am Starnberger See lebende Leni Riefenstahl sich in all den Nachkriegsjahrzehnten nur sehr lückenhaft der Gegebenheiten während der Nazidiktatur erinnern wollte. Diese Erinnerungsschwäche befiel aber auch andere diese Zeit überlebende Personen, so den Freiburger Professor Martin Heidegger und den Bayreuther Wagner-Clan, um nur zwei Beispiele anzuführen.
Informationen
"Leni weint" ist auch der Titel der Essaysammlung, die im Oktober 2018 bei Rowohlt erschienen ist.
Linktipp: »Essay« als Literaturgattung haben auch
- Der Vorhang (Milan Kundera)
- Verratene Vermächtnisse (Milan Kundera)
- Die doppelte Flamme (Octavio Paz)
- Das Labyrinth der Einsamkeit (Octavio Paz)
- Shop Talk (Philip Roth)