Literarisches Werk


Samtkrallen Wurzelflügler

Samtkrallen Wurzelflügler

-Gedichte-

Peter Ettl

 



Übersicht


Originalsprache : Deutsch

Kurzbeschreibung


»Samtkrallen Wurzelflügler« ist ein Gedicht von Peter Ettl. 2009 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Wild Horses Could Not Drag Me Away
Eine Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Peter Ettl

Obwohl unter den Zeltschrägen einer gemeinsamen Edition bilden die Lyriker der Silver Horse Edition keine einheitliche Gruppe. Es gibt keinen gemeinsamen arspoeticagleichen Ansatzpunkt als den, Literatur anders einzuordnen, um schließlich eine Art literaturkritischer Mutation hervorzuzaubern. Eben durch die Verschiedenheit der Gedichte, durch die Unvereinbarkeit der gezielten Darlegungen und dank dieser Inkompatibilität werden die Autoren selbst zum Sinnbild der gegenwärtigen Lage der kulturellen Gesellschaft.

Der Literaturbetrieb gleicht einem Adler, der mit gebrochenen Füßen in die Lüfte steigt, die ihm jedwede Landung verwehren. Heutzutage scheint Literatur der Inbegriff des Fragmentarismus, der unsere Zeit ansteckt, dadurch charakterisiert und die typisch fin–de–siècle–belastete Verwirrung und Fassungslosigkeit der Methoden bzw.. existentiellen Werkzeuge zum Ausdruck bringt. Diese Autoren wagen, jeder auf seine Art und Weise, eine Berufung der Methode einzulegen, indem sie eine Berufung der Rhetorik heraufbeschwören. Die alten Fragen der Literatur bleiben erhalten, wie etwa die nach dem Geschlechterverhältnis oder dem Rest Unerklärlichem, das sich der menschlichen Erkenntnis entzieht.

Deshalb sollte sich die neue Literatur nicht frontal gegen die Religionen stellen. Aber sie muß die sogar bei Atheisten bislang unzureichend ausgebildete Anschauung stärken, daß Moral und Ethik keineswegs nur über religiöse Überzeugungen funktionsfähig werden. Es geht um eine Erweiterung des literarisches Feldes. Es fällt auf, daß manche lyrische Innovationen der letzten Jahre aus dem Hinterland kommen, ob aus der Edition YE Sistig in der Eifel, der Landpresse in Weilerswist oder der Silver Horse Edition aus Marklkofen, ob Peripherie Zentrum oder Zentrum Peripherie ist, entscheiden die interessierten Leserinnen und Leser mit jedem neuen Gedichtband neu.

Ist Lyrik ›schwierig‹? Als ein Genre, welches enger als jede andere literarische Gattung an Klang und Rhythmus von Sprache gebunden sind, sind Gedichte für den Laien bisweilen schwer zu be/greifen. Wirtschaftlich betrachtet, ist Lyrik per se glatter Unsinn, aber Betriebswirtschaft ist im Leben eben nicht alles. Und so haben Lyrikeditoren wie Peter Ettl es besonders schwer und besonders leicht zugleich: »Es ist halt alles relativ«, wie es in Ödon von Horvaths Stück »Italienische Nacht« immer wieder heißt.

Auf die Frage, ob man als Herausgeber von Lyrik-Anthologien ein Masochist sein muß, antwortet der Lyriker Axel Kutsch: »Im Prinzip nicht. Aber es bleibt kaum aus, daß man im Laufe einer langjährigen Herausgebertätigkeit zum Masochisten wird. Es spricht sich schnell in Deutschland herum, wenn irgendwo seriöse Anthologien ediert werden, also Sammelbände, bei denen die Autorinnen und Autoren sich nicht finanziell zu beteiligen brauchen und ebensowenig zu Mindestabnahmen genötigt werden. Und dann hagelt es schon bald Gedichte. Manche Einsender schicken wenige Texte, andere 40 bis 50, obwohl in einer Anthologie bestenfalls ein paar Beiträge pro Autor veröffentlicht werden können. Es ist dann auch haufenweise lyrischer Schrott darunter, für dessen Lektüre man eigentlich Schmerzensgeld erhalten müßtet. Aber als engagierter Herausgeber liest man alles bis zur letzten Zeile, ärgert sich, daß so viele Dilettanten sich offenbar für Dichter halten und legt den Kram ad acta: nicht verwendungsfähig. Ja, so wird man allmählich zum Lyrikmasochisten, in den Augen der Dilettanten wohl eher zum Sadisten, weil man von ihnen nicht mal einen Dreizeiler veröffentlicht. Allerdings bleiben immer genug annehmbare bis hervorragende neue Gedichte auch weniger bekannter Verfasser übrig, mit denen man Jahr für Jahr lesenswerte und niveauvolle Anthologien füllen kann. Da kommt Entdeckerfreude auf, die für den vielen Schrott entschädigt.«

Lyrik wäre nach allen ökonomischen Gesichtspunkten schon immer zum Aussterben verurteilt gewesen, und trotzdem hält sie sich nach wie vor, notfalls eben in der Form der Samisdat. In der Silver Horse Edition präsentiert Peter Ettl so unterschiedliche Lyriker wie Michael Arenz, Maximilian Zander, Michael Hillen, Christa Wisskirchen, Frank Milautzcki, Axel Kutsch oder Theo Breuer. Die große Gabe von Theo Breuer, die ich in dessen Gedichtbänden »Nacht im Kreuz« und »Wortlos« erlebe, ist es, das, was ich lese, wie soeben geschehen aussehen zu lassen. Immer wieder gibt es diese Momente in seinen Gedichten, Szenen, die sich im Gedächtnis festsetzen, die nicht verlierbar sind – eine Art Triumph des Gedichts. Der Strippenzieher aus dem Hinterland über seine Zusammenarbeit mit dem Herausgeber Peter Ettl:

„Als Peter Ettl 2006 mit dem Vorschlag an mich herantrat, einen Gedichtband in seiner neuen Lyrikreihe herauszugeben, reagierte ich zunächst abwartend. Ich hatte gerade die Herausgabe der Monographie »Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000« hinter mir, und mir war überhaupt nicht nach einem weiteren Buch. Ich bat um Bedenkzeit und schlug Axel Kutsch vor, bei dessen Band »Stille Nacht nur bis acht« ich das Lektorat übernahm. Das war gleichsam Initialzündung sowohl für meinen Band als auch die seitdem immer intensiver gewordene Zusammenarbeit, die 2009 in einen zweiten Band von mir in der Reihe mündete und die ich nicht mehr missen möchte. Peter Ettl ist ein gefühlvoller und zuverlässiger Herausgeber, in dessen katzenumsprungener Silver Horse Edition ich mich sauwohl fühle, zumal die Lyrikreihe von Band zu Band an Format und Profil gewinnt.“

Ein Blick in den Band »Gleitflüge zwischen den Gezeiten« zeigt, daß Peter Ettl mit wenigen Strichen literarische Bilder entwirft, von der Einsamkeit, der Auflösung des Individuums, vom Brachliegen aller erworbenen Fähigkeiten, von der Sehnsucht nach einem anderen Leben, aber auch vom Lebenswillen. Die sogenannte Provinz ist keine literarische terra incognita, kein weißer Fleck in den Atlanten der Lyrik mehr. Die fragilste der literarischen Formen gilt gemeinhin als deren teuerste, und dies im doppelten Sinn: Die Randständigkeit der Lyrik abseits des ökonomischen Gewinns steht in direkter Proportion zu der hohen symbolischen Wertschätzung, mit welcher man sie bedenkt. Lyrik scheint ein Gut zu sein, das zugleich sein eigener Marktpromoter ist. Wenn es gutgeht, schafft sich Lyrik eine Gesellschaft, die bereit ist, sie am Leben zu erhalten.




Linktipp: »Gedicht« als Literaturgattung haben auch