Literarisches Werk
Übersicht
Originalsprache | : | Englisch |
Thema | : | Familie, Gesellschaft, Journalismus |
Figur | : | Serienmörder |
Ort | : | Florida |
Zeit | : | 1960er |
Verlag | : | Liebeskind |
Kurzbeschreibung
»Paperboy« ist ein Roman von Pete Dexter. 1995 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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Erzähl mir vom schwimmen
Lately, Florida, Ende der Sechziger Jahre: Jack James ist vom College geflogen. Jetzt muss er als Fahrer bei der Zeitung seines Vaters jobben. Mit seinen zwanzig Jahren sieht er für sich kaum eine Perspektive, versteht sich als schwarzes Schaf der Familie und die Familien-Tradition, Journalist zu werden, scheint ohne ordentlichen Abschluss in immer weitere Ferne zu rücken. Einzig als Schwimmer konnte er sportliche Erfolge verbuchen. Anders sein großer Bruder Ward. Der ist nach Miami gegangen und dort bei der Times fast so etwas wie eine Berühmtheit. W.W., der Vater der beiden, genannt World War, kümmert sich ausschließlich um die eigene Zeitung, ein Provinzblatt, verfolgt aber aufmerksam die Arbeit seines ältesten Sohnes und lässt Jack sein wie er ist, gibt ihm Zeit. Alles ändert sich als Charlotte Bless nach Moat County kommt. Sie ist die Verlobte des Verurteilten Hillary Van Wetter, der seit vier Jahren in der Todeszelle sitzt weil er angeblich einen Sheriff aufgeschlitzt hat. Ein Fall der große Wellen schlug, entpuppte sich doch dieser Sheriff als lupenreiner Rassist und Mörder. Grund genug für Ward James und Kollege Yardley Acheman den Fall für eine Titel-Story wieder aufzurollen. Zu viele Geheimnisse liegen noch im verborgenen, zu viele Ungereimtheiten sind noch zu klären. Weil sowohl Ward als auch Yardley keinen Führerschein besitzen, werben sie Jack für den Fahrer-Job ab, der daraufhin in eine Welt aus Lügen, Mord und Verrat hineingezogen wird, die ihn für immer verändern wird.
Der große Bruder
Der Schatten des großen Bruders liegt schwer über Erzähler Jack, an dessen Coming-Of-Age-Geschichte wir hier teilhaben. Pete Dexter's PAPERBOY, bei Goldmann bereits 1995 unter dem Titel SCHWARZ AUF WEIß in gleicher Übersetzung auf Deutsch erschienen, ist im Krimi-Regal eigentlich fehl am Platze. Denn Krimis im herkömmlichen Sinne schreibt Dexter nicht. Seine Romane sind immer Gesellschaftsportraits, Bücher über Menschen, über Gemeinschaften. Gemeinschaften in deren Alltag der Horror Einzug hält. Gemeinschaften die aus den Fugen geraten, weil sie durch Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, sagt man. Pete Dexter gelingt es immer wieder diese Aussage auf den Punkt zu bringen ohne sie auszuformulieren. Er arbeitet dabei mit Andeutung und Auslassungen, zwingt den Leser selbst zu denken, bringt ihn dazu, zu interpretieren. Das kann unterhaltsam sein. Wenn man sich darauf einlässt. Daher entzieht sich der Plot der üblichen Krimi-Erzählweise. Ein Spannungsbogen ergibt sich vorrangig aus der Beziehung der beiden Brüder und weniger aus der Geschichte Van Wetters, die wie ein Damokles-Schwert über den Köpfen der Beteiligten schwebt. Wie ein dunkles Versprechen alles in den Abgrund zu ziehen, was sich, und da verrate ich hoffentlich nicht zu viel, für einige der Figuren bewahrheiten wird. Die Charaktere sind präzise gezeichnet, die schwüle Atmosphäre Floridas wird lebendig und zwischen den Zeilen werden auch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche jener Zeit thematisiert. Eine Verfilmung des Stoffes lief vergangenes Jahr bei den Filmfestspielen von Cannes im Wettbewerb und erscheint demnächst auf DVD. In den Hauptrollen sind Matthew McConaughey, Nicole Kidman und John Cusack zu sehen. Besprechung folgt.
Kurzkritiken










Verfilmungen
Übersetzung
Bernhard Robben (1998)
Ausgaben
nicht mehr lieferbar
Linktipp: »Gesellschaft« als Thema haben auch
- Wiedersehen in Howards End (E. M. Forster)
- Schöne neue Welt (Aldous Huxley)
- Der Idiot (Fjodor M. Dostojewski)
- Die geschützten Männer (Robert Merle)
- Der Gott der kleinen Dinge (Arundhati Roy)