Literarisches Werk
Übersicht
Originalsprache | : | Französisch |
Umfang | : | ca. 185 Seiten |
Verlag | : | Carl Hanser Verlag, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag |
Kurzbeschreibung
»Place de l´Étoile« ist ein Roman von Patrick Modiano. 1968 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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In diesem Erstling Patrick Modianos geht es wüst durcheinander und vor den Augen des Lesers entfaltet sich um die Figur des französischen Juden Raphael Schlemilovitch ein wirres Kaleidoskop, das oftmals groteske Züge annimmt. Der ständige Wechsel von Ort und Zeit und das vereinzelte Hin- und Herspringen zwischen der Ich- Erzählform und derjenigen der dritten Person tun ein Übriges, um die sich stellende Frage nach der Einordnung dieser Mischung aus Erinnerungsaufarbeitung und Fantasieakrobatik nur schwerlich beantworten zu können. Die ungezählten Namen und Personen, die zum Teil historischen Figuren entlehnt, teils fiktiven Charakters sind, können gedanklich nicht einmal mit Hilfe eines selbstkonstruierten roten Fadens auf eine Linie gebracht werden.
Glaubt man, handlungsmäßig endlich in ein ruhigeres Fahrwasser gelangt zu sein, gerät man auf der nächsten Seite bereits wieder in Turbulenzen. Von Paris aus geht es an den Genfer See und nach Bordeaux, von Haute Savoie in die Normandie, von Wien mit einem Auswandererschiff nach Israel in ein KZ-mäßig betriebenes Kibbuz und von dort wieder in das von den Nazis besetzte Paris. Ob Schlemilovitch nun als vor dem französischen Militär sich drückender Artikelschreiber von der Schweiz aus agiert und sein Judentum mit dem des Hauptmanns Dreyfuss vergleicht, ob er nach der Bekanntschaft eines Mädchenhändlers für diesen in der Beschaffung von Frauen für dessen Auftraggeber tätig wird oder ob er als Zuhälter durch Heydrichs Huren als Vorzeigejude zu Gast auf dem Obersalzberg weilt und mit Hitlers Duldung ein Verhältnis mit Eva Braun beginnt, der Leser sieht sich ständig gezwungen, in ein Szenenwechselbad einzutauchen. Ziemlich gegen Ende der bunten Stationenfolge, in die immer wieder auch die jüdischen literarischen Glanzlichter Proust, Kafka und Celin eingeflochten werden, geht es in dem erwähnten KZ-mäßig betriebenen Kibbuz derart zur Sache, dass - wohl aus politischen Gründen – eine Übersetzung des Romans ins Deutsche so kurz nach dem Sechstagekrieg unterblieb und erst 2004 erfolgte.
Zur Beruhigung seiner Lesenerven kann jeder Interessent sich auf Rezensionen weiterer Romane Modianos und auf die Feuilleton-Kommentierungen der Presse stützen, die für die anderen seiner Werke ein deutlich homogeneres Gefüge versprechen.
Für das Verständnis und die Verarbeitung der Lektüre unverzichtbar ist das Nachwort der Übersetzerin Elisabeth Edl. Hierin weist diese darauf hin, dass oft gesagt wird, Modianos Bücher (inzwischen über 30) bildeten zusammen einen einzigen großen Roman; zumindest seien „La Place de l´Etoile“ und die beiden Folgewerke - „Abendgesellschaft“(1969) und „Außenbezirke“(1972) - als Trilogie über die Atmosphäre im Paris der Kriegsjahre zu sehen. Auf diese beiden Bücher kann ich nur gespannt sein.
Glaubt man, handlungsmäßig endlich in ein ruhigeres Fahrwasser gelangt zu sein, gerät man auf der nächsten Seite bereits wieder in Turbulenzen. Von Paris aus geht es an den Genfer See und nach Bordeaux, von Haute Savoie in die Normandie, von Wien mit einem Auswandererschiff nach Israel in ein KZ-mäßig betriebenes Kibbuz und von dort wieder in das von den Nazis besetzte Paris. Ob Schlemilovitch nun als vor dem französischen Militär sich drückender Artikelschreiber von der Schweiz aus agiert und sein Judentum mit dem des Hauptmanns Dreyfuss vergleicht, ob er nach der Bekanntschaft eines Mädchenhändlers für diesen in der Beschaffung von Frauen für dessen Auftraggeber tätig wird oder ob er als Zuhälter durch Heydrichs Huren als Vorzeigejude zu Gast auf dem Obersalzberg weilt und mit Hitlers Duldung ein Verhältnis mit Eva Braun beginnt, der Leser sieht sich ständig gezwungen, in ein Szenenwechselbad einzutauchen. Ziemlich gegen Ende der bunten Stationenfolge, in die immer wieder auch die jüdischen literarischen Glanzlichter Proust, Kafka und Celin eingeflochten werden, geht es in dem erwähnten KZ-mäßig betriebenen Kibbuz derart zur Sache, dass - wohl aus politischen Gründen – eine Übersetzung des Romans ins Deutsche so kurz nach dem Sechstagekrieg unterblieb und erst 2004 erfolgte.
Zur Beruhigung seiner Lesenerven kann jeder Interessent sich auf Rezensionen weiterer Romane Modianos und auf die Feuilleton-Kommentierungen der Presse stützen, die für die anderen seiner Werke ein deutlich homogeneres Gefüge versprechen.
Für das Verständnis und die Verarbeitung der Lektüre unverzichtbar ist das Nachwort der Übersetzerin Elisabeth Edl. Hierin weist diese darauf hin, dass oft gesagt wird, Modianos Bücher (inzwischen über 30) bildeten zusammen einen einzigen großen Roman; zumindest seien „La Place de l´Etoile“ und die beiden Folgewerke - „Abendgesellschaft“(1969) und „Außenbezirke“(1972) - als Trilogie über die Atmosphäre im Paris der Kriegsjahre zu sehen. Auf diese beiden Bücher kann ich nur gespannt sein.
Übersetzung
Elisabeth Edl (2010) (Dem Roman ist ein 18-seitiges Nachwort ("Im düsteren Licht der Erinnerung") der Übersetzerin angefügt.)
Informationen
Dem Roman ist ein 18-seitiges Nachwort ("Im düsteren Licht der Erinnerung") der Übersetzerin angefügt.
Ausgaben
lieferbare Ausgaben
Place de l'Etoile
(Patrick Modiano)
(Patrick Modiano)
Carl Hanser Verlag, 2010, 192 S., 9783446233997
Place de l'Étoile
(Patrick Modiano)
(Patrick Modiano)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, 2012, 192 S., 9783423141000
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