Übersicht


Originalsprache : Deutsch
Umfang : ca. 211 Seiten
Thema : Trennung, Beziehung
Ort : Berlin
Verlag : S. Fischer Verlag

Kurzbeschreibung


»Ach Glück« ist ein Roman von Monika Maron. 2007 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Die ewige Suche nach dem Glück
„Ach, Glück.“ Das sagte Johanna schon in einem Gespräch mit dem Russen Igor, ihrer Freundin Elli und der wirbligen Nachbarin Karoline im Roman Endmoränen, als die Gedanken der Diskutierenden auf ebenjenes immer angestrebte Etwas des Lebens zusegelte. 2007 erschien dann ein Buch mit selbem Titel als Nachfolger auf Endmoränen. Die Geschichte um Johanna habe sie weiterverfolgt, schreibt Maron in "Wie ich ein Buch nicht schreiben kann und es trotzdem versuche" und auch der vertraute Leser sieht sich sofort wieder zurückversetzt in die stille, aber doch so bedrückende Lebens-Gefühls-Sinnsuchs-Problematik der Protagonistin.
Der Hund, Bredow, Ausblickspunkt der Endmoränen, bietet hier die Grundlage für einen bedeutungsschweren Vergleich: Wo ist der Unterschied zwischen der Liebe eines Hundes und der eines Menschen? Gibt es ihn überhaupt? Warum fühlt Johanna nunmehr bei diesem neuen, wuscheligen Geschöpf gerade diese vollkommen natürlich Hingabe an das Leben und die sich ihm bietenden Menschen?
Beantworten kann Johanna das nicht. Aber sie spürt die Möglichkeit hinter ihrer Frage.
Briefe bzw. die schriftliche Kommunikation sind ein sehr wichtiges Bindeglied für diesen Roman, wie das auch schon in den Endmoränen der Fall gewesen ist. Die durch das zufällige Wiedertreffen mit Igor auf der Silvesterfeier von Karoline angestiftete Hilfstätigkeit in seiner Kunstgalerie, mündet in einen Briefwechsel zwischen Johanna und der alternden Fürstenfreundin Igors, Natalia Timofejewna, die eine Zeitungsnachricht um Leonora Carrington, einer alten Bekannten aus Pariser Zeit, nach Mexiko City getrieben hatte.
„Neulich, als ich nicht schlafen konnte, hab ich in Mariannas deutschen Zeitschriften gelesen, die sie von ihren Freundinnen bekommt und an andere Freundinnen weitergibt. Deutschland ist fern, und hier ist es gleichgültig, wie alt die Zeitungen sind“, schreibt diese ferne Unbekannte, deren Vertraulichkeit „Johanna als unangemessen, auf jeden Fall verfrüht“ (S.130) empfindet. Und doch, Johanna ist auf dem Weg nach Mexico City, auf dem Weg zu anderen Geschichten, auf dem Weg, um Hilfestellung bei der Suche nach Leonora Carrington zu geben. Vielleicht auch auf dem Weg in eine andere Zeit, in ein Leben, kurzfristig in die Gegenwart einer Frau, die ein Leben führt, in dem es gleichgültig ist, wie alt die Zeitungen sind.
Der Vergleich zum Vorgänger bleibt nicht aus, bauen die hiesigen Geschehnisse ja ganz klar auf dem auf, was sich auch in den Endmoränen schon findet. Hier schlägt sich jedoch eine gänzlich andere Realität nieder. Diese Realität ist nicht mehr so gefangen in dem ewig Gleichen und dem damit verbundenen Gefühl der Akzeptanz. Nein, hier findet sich der Aufbruch. Und wie der Wurf eines Steins ins Wasser noch lange Kreise zieht, bildet auch jener Steinwurf, der Hund Bredow, vielleicht war er es aber auch gar nicht und alles hatte schon ein wenig früher eingesetzt, die Grundlage für diesen Roman, der infolgedessen so einige Perspektiven in sich vereint. Vor allem aber die Beziehung zwischen Johanna und Achim, der hier auch in die Rolle des Erzählers gerät, ausleuchtet.
„‚Fassen Sie sich ein Herz‘, hatte Natalia geschrieben, ‚fassen Sie sich ein Herz, meine Liebe, und kommen Sie her.‘ Wenn das so einfach ginge, dachte Johanna, sich ein Herz fassen; irgendein kräftiges, abenteuerlustiges Herz, das einem Vorübergehenden in der Brust schlug, fassen und für sich selbst weiterschlagen lassen.“
Damit wird die ganze Dramatik, die stoffliche Grundlage des Romans schlagartig klar: Wird Johanna sich ein Herz nehmen können? Wir wissen nun, dass sie sich auf dem Weg nach Mexiko City befindet. Aber wie wird sie es machen und wie sich dabei fühlen?
Rührend ist dabei der Stil dieses Buches, welcher zwischen der Stimme Johannas und der Achims hin- und herwechselt, die Vergangenheit fast mehr beleuchtet als das, was gerade geschieht. Aber resultieren doch die gegenwärtigen Dinge aus dem, was sich in so langen Jahren einer Ehe, in der für Johanna Achim nur noch der Rücken zur Welt ist und Achim sich erst jetzt zu Wort meldet, eigene Gedanken bekommt, jetzt erst, vorher schien er sie auch nicht zu haben.
Wundervoll sind auch die von Satz zu Satz und Betrachtung zu Betrachtung fliegenden Worte, die eine für den Roman unabdingbare Atmosphäre schaffen: Ungewissheit. Mit dem Leben, der Liebe, der Welt sowieso. Da bleibt der Gedanke an den Hund, der sich dem hingibt, was sich ihm bietet. Und es bleibt dieser wunderbare Stil einer Autorin, die sich auch mit der Fortsetzung der Endmoränen im Thema treu und in der Ausführung gleichbleibend genüsslich geblieben ist.



Kurzkritiken


     
solide Literatur


1 Treffer

»Es ist schon seltsam, sagte er, wie das Leben uns täuscht, indem es uns in die Gespinste unseres Ehrgeizes verstrickt und uns erst, wenn das Spiel vorbei ist, erkennen lässt, dass es darum gar nicht ging.«
Müller-Blume
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Ausgaben


nicht mehr lieferbar
Ach Glück
Ach Glück
(Monika Maron)
S. Fischer Verlag, 2007, 217 S., 9783100488206
18,90 €

Ach Glück
Ach Glück
(Monika Maron)
S. Fischer Verlag, 2009, 218 S., 9783596176724
9,95 €

Ach Glück
Ach Glück
(Monika Maron)
S. Fischer Verlag, 2010, 219 S., 9783596511006
10,00 €




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