Übersicht


Originalsprache : Deutsch
Teil der Sammlung : Der Gott hinter dem Fenster
Umfang : ca. 19 Seiten

Kurzbeschreibung


»Das Glasauge« ist eine Erzählung von Michael Krüger. 2015 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Eine starke Erzählung, in der Krüger den Leser in die Zeit unmittelbar nach Kriegsende entführt. Auf gerade mal knappe 20 Seiten berichtet der fünfjährige Icherzähler, hinter dem weitgehend der Autor selbst steckt, von seinem Leben mit den Großeltern auf deren von den Russen besetzten Bauernhof in Sachsen, wo sie zu Dritt von allen ihnen bisher zur Verfügung stehenden Dingen des täglichen Lebens abgeschnitten in einem kleinen Zimmer hausen müssen. Weder dürfen sie sich im Hause frei bewegen, noch haben sie direkten Zugriff auf Wasser, das sie in einer alten Milchkanne selbst die Stiegen heraufschleppen müssen. Statt die Toilette mit Wasserspülung benutzen zu können, müssen sie mit dem Plumpsklo im Gemüsegarten vorlieb nehmen.
All diese kleinen und großen Zumutungen versinnbildlichen die Situation, für die das Glasauge des Großvaters stellvertretend steht. Mit ihm kann der alte Mann, wie er seinem Enkel auf dessen Frage, warum er ein Glasauge habe, zu verstehen gibt, „nach innen sehen“. Innen sei alles viel grösser und reicher, als man denke. Sogar weinen kann der Großvater mit seinem Glasauge. Nach seinen Kriegserfahrungen in Russland hat er eigentlich mit dem Leben abgeschlossen, nur sein Enkel hält ihn noch halbwegs aufrecht. Zwischen den Großeltern im Doppelbett auf der Ritze schlafend, wird dieser Zeuge des nächtlichen Gesprächs der Oma mit Gott, mit dem sie „ein Hühnchen zu rupfen habe“, ihm aber bei all dem, was sie erdulden müssten, für ihren Enkel dankt.
Als gegen Ende der Erzählung durch eine Unachtsamkeit die Fenstergardine Feuer fängt, kommen die Großeltern – wie es den Anschein hat – in ihrem Zimmer zu Tode. „Es war totenstill. Meine Kindheit war zu Ende“, heißt es am Schluss. Hier wechselt Krüger wohl aus dem autobiographischen Bericht in die Fantasie hinüber. Zumindest hat er selbst überlebt, um berichten zu können.



Vertonungen


Das Glasauge
Das Glasauge
(Ulrich Lampen)




Informationen


Die Erzählung ist Teil des im gleichen Jahr im Haymon Verlag, Insbruck-Wien, erschienenen Erzählbandes "Der Gott hinter dem Fenster"


Linktipp: »Deutsch« als Originalsprache haben auch