Übersicht


Originalsprache : Deutsch
Umfang : ca. 31 Seiten

Kurzbeschreibung


»Abschied« ist eine Erzählung von Michael Krüger. 2015 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Als kurz vor der Pensionierung stehender Geschäftsführer einer Zeitschriftenvertriebsfirma bedient sich der Icherzähler der Person seines Postzustellers, um über dessen Verbindung zur Außenwelt das, was ihn immer schon gestört und genervt hat, nun endlich loswerden zu können. Er schimpft über die Journaille des Zeitungsboulevard, wo nur über Krisen, Mord und Totschlag berichtet wird, über das Theater, in dem es zunehmend zu als Schlammschlacht inszenierten Aufführungen kommt, und gesteht ein, seine E-Mailadresse wegen permanenter Verstopfung seines elektronischen Postkastens, in dem sich täglich nur Müll ansammelt - angefangen vom Angebot, an einem imaginären Chicagoer Spieltisch Platz zu nehmen bis hin zu einem solchen, einer in Hong Kong entwickelten Penisverlängerung zuzustimmen -, abgeschafft zu haben.
In der Gewissheit, nun endlich seinen philosophischen Ambitionen frönen zu können - er beschäftigt sich mit Pascal und wohl auch mit Montesquieu -, wirft er kurzerhand seinen PC samt Festplatten und Drucker zum Fenster hinaus.
Der ihm vom Postboten übergebene Brief seines seit Jahren verschollenen, von ihm familiär nicht einzuordnenden Bruders Hans bietet dann Anlass, Rückschau zu halten auf seine Familie, die ihm stets fremd war und in der nur Hans zu ihm gehalten hatte. Mit ihm, der sich dann in Kunst und Geisteswissenschaften weltweit einen Namen macht, zieht er sich nach dem Ableben seiner ihn auf den Pflichtteil gesetzten vermögenden Eltern auf eine kleine Insel an der jugoslawischen Adria zurück, wo beide ihren Interessen nachgehen. Hier wird es dann, als Hans Seminare veranstaltet, an denen ein buntes Gemisch obskurer Personen teilnimmt, unter denen eine gewisse Mitsou und ein Historiker eine Rolle spielen, skurril. Der Brief von Hans enthält kommentarlos die Todesnachricht der beiden, die Selbstmord begangen hatten. Man sieht sich nicht wieder.



Kurzkritiken


     
melancholisch, originell
"Abschied", die erste und längste der dreizehn Kurzgeschichten seines 2015 erschienenen Erzählband „Der Gott hinter dem Fenster“ scheint symptomatisch für die Lebenssichtweise Michael Krügers nach Beendigung seiner Tätigkeit als Lektor, literarischer Leiter und schließlich Geschäftsführer des Carl Hanser Verlags zu sein. Ein sich aus dem Literaturbetrieb mehr und mehr zurückziehender, hoch gepriesener und ausgezeichneter älterer Herr, den die Lebenserfahrung gepaart mit einer gewissen Bitternis nunmehr dazu treibt, Kopf und Seele zu entleeren. Das gelingt ihm hier auf vielfache, oft ironische und sarkastische, aber auch melancholische Art und Weise.


Informationen


Die Erzählung ist Teil des im gleichen Jahr im Haymon Verlag, Insbruck-Wien, erschienenen Erzählbandes "Der Gott hinter dem Fenster"


Linktipp: »Erzählung« als Literaturgattung haben auch