Literarisches Werk
Übersicht
Originalsprache | : | Hebräisch |
Umfang | : | ca. 505 Seiten |
Thema | : | Familie, Liebe, Generationenkonflikt |
Ort | : | Israel |
Verlag | : | Diogenes Verlag |
Kurzbeschreibung
»Esaus Kuß« ist ein Roman von Meir Shalev. 1991 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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Charakteristik / 1 Einschätzung
Anspruch Wissen |
6 5 |
Liebe Humor |
9 9 |
Erotik Spannung |
6 7 |
Unterhaltung Transzendenz |
10 2 |
Brüder - Konkurrenten, Freunde, Neider oder Förderer?
Schon die Bibel widmet sich, in der spannend erzählten Geschichte von Jakob und Esau, dem ungleichen Brüderpaar, dieser Frage. Auch Meir Shalev versucht diesen unlösbaren Verstrickungen, diesen Fluch oder Segen einer Brüderschaft in seiner Rezeption des biblisch-rabbinischen Motivs näher zu kommen. Die wankenden Helden seiner zweiten Familiensaga -sein Esau und sein Jakob also - leben im Israel der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und wachsen in einer verworrenen und von ihrer Herkunft schwer beladenen serphardischen Bäckerfamilie auf.
Erzählt wird aus der Perspektive Esaus, der nach 30 Jahren wieder aus Amerika nach Israel zurückkommt, um sich um seinen kranken Vater zu kümmern und somit seinen Zwillingsbruder Jakob zu entlasten. Er selbst resümiert den Plot so: „Jakob und ich sind herangewachsen und unserer Wege gegangen. Er hat, kurz zusammengefasst, die Frau geheiratet, die ich mir zugedacht hatte, hat die Bäckerei geerbt, die mein Vater mir zukommen lassen wollte, hat drei Kinder gezeugt und den Erstgeborenen verloren. Ich bin in die Vereinigten Staaten gefahren, habe keine Frau geheiratet, keine Kinder gezeugt und auch keine verloren. Das ist eigentlich schon die ganze Geschichte.“
Doch das ist sie natürlich nicht, denn sonst würde man nicht erfahren, wie es kam, dass sein Vater Abraham sich damals - beim ersten Anblick- in Sara verliebte... und dennoch zutiefst unglücklich mit ihr war. Von der Gründung der Bäckerei östlich Jerusalems würde man nichts wissen und auch nicht von all den heimlichen und unheimlichen Geschichten innerhalb der Stadtmauern Jerusalems.Verborgen bliebe einem auch das Wohl und Wehe der drei Generationen, die unter dem immer von Brotduft feuchtem Dach versuchen miteinander zu leben. Sich streiten und versöhnen und doch das Zerbrechen der Gemeinschaft am Ende nicht verhindern vermögen. Zu schwer trägt jeder an seinen Geheimnissen und an der durch nichts abzuschüttelnden Vergangenheit.
Aber auch all die wunderbar, bis ins kleinste Detail gezeichneten Figuren, wie etwa die des Bibliothekars Jechiel oder die der Ortsfriseuse - selbsternannte Beraterin in Liebesfragen aller Art, und schließlich auch Romi, Jakobs Tochter, die in ihrem Onkel Esau einen Förderer der besonderen Art findet, würden einen nicht ins Lachen und Grübeln stürzen und je mehr man ihr folgt, dieser Familiengeschichte, um so größer wird die Ahnung, dass man die „ganze Geschichte“ wohl nie erfahren wird.
Schon die Bibel widmet sich, in der spannend erzählten Geschichte von Jakob und Esau, dem ungleichen Brüderpaar, dieser Frage. Auch Meir Shalev versucht diesen unlösbaren Verstrickungen, diesen Fluch oder Segen einer Brüderschaft in seiner Rezeption des biblisch-rabbinischen Motivs näher zu kommen. Die wankenden Helden seiner zweiten Familiensaga -sein Esau und sein Jakob also - leben im Israel der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und wachsen in einer verworrenen und von ihrer Herkunft schwer beladenen serphardischen Bäckerfamilie auf.
Erzählt wird aus der Perspektive Esaus, der nach 30 Jahren wieder aus Amerika nach Israel zurückkommt, um sich um seinen kranken Vater zu kümmern und somit seinen Zwillingsbruder Jakob zu entlasten. Er selbst resümiert den Plot so: „Jakob und ich sind herangewachsen und unserer Wege gegangen. Er hat, kurz zusammengefasst, die Frau geheiratet, die ich mir zugedacht hatte, hat die Bäckerei geerbt, die mein Vater mir zukommen lassen wollte, hat drei Kinder gezeugt und den Erstgeborenen verloren. Ich bin in die Vereinigten Staaten gefahren, habe keine Frau geheiratet, keine Kinder gezeugt und auch keine verloren. Das ist eigentlich schon die ganze Geschichte.“
Doch das ist sie natürlich nicht, denn sonst würde man nicht erfahren, wie es kam, dass sein Vater Abraham sich damals - beim ersten Anblick- in Sara verliebte... und dennoch zutiefst unglücklich mit ihr war. Von der Gründung der Bäckerei östlich Jerusalems würde man nichts wissen und auch nicht von all den heimlichen und unheimlichen Geschichten innerhalb der Stadtmauern Jerusalems.Verborgen bliebe einem auch das Wohl und Wehe der drei Generationen, die unter dem immer von Brotduft feuchtem Dach versuchen miteinander zu leben. Sich streiten und versöhnen und doch das Zerbrechen der Gemeinschaft am Ende nicht verhindern vermögen. Zu schwer trägt jeder an seinen Geheimnissen und an der durch nichts abzuschüttelnden Vergangenheit.
Aber auch all die wunderbar, bis ins kleinste Detail gezeichneten Figuren, wie etwa die des Bibliothekars Jechiel oder die der Ortsfriseuse - selbsternannte Beraterin in Liebesfragen aller Art, und schließlich auch Romi, Jakobs Tochter, die in ihrem Onkel Esau einen Förderer der besonderen Art findet, würden einen nicht ins Lachen und Grübeln stürzen und je mehr man ihr folgt, dieser Familiengeschichte, um so größer wird die Ahnung, dass man die „ganze Geschichte“ wohl nie erfahren wird.
Kurzkritiken












Ein detailiertes Familienbild in wärmsten Farben, aber auch die dunkelsten Töne nicht aussparend, dass zugleich Geschichte Israels
reich und sehr menschennah illustriert.
Übersetzung
Ruth Achlama (1994)
Ausgaben
lieferbare Ausgaben
Linktipp: »1991« als Erscheinungsjahr haben auch
- Selige Zeiten, brüchige Welt (Robert Menasse)
- Die Gesetze (Connie Palmen)
- Der Liebhaber aus Nordchina (Marguerite Duras)
- Sofies Welt (Jostein Gaarder)
- Die folgende Geschichte (Cees Nooteboom)