Literarisches Werk




Übersicht


Name einer Übersetzung : Reise um die Welt in 80 Tagen
Originalsprache : Französisch
Genre : Abenteuerliteratur
Umfang : ca. 279 Seiten
Thema : Weltreise
Besondere Liste : Meyers Kleines Lexikon - Literatur, 50 Klassiker - Romane vor 1900, 1001 Bücher
Verlag : Anaconda, Arena, C. Bertelsmann Verlag, Carl Hanser Verlag, Diogenes Verlag, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, Reclam-Verlag, S. Fischer Verlag, Tredition

Kurzbeschreibung


»Reise um die Erde in 80 Tagen« ist ein Roman von Jules Verne. 1873 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Charakteristik / 1 Einschätzung


Anspruch
Wissen
  6
8
    Liebe
Humor
  5
8
    Erotik
Spannung
  1
9
    Unterhaltung
Transzendenz
  8
2
   


Figuren


Prinzessin Auoda
Det. Fix
Jean Passepartout
Phileas Fogg
Capt. Bunsby
Colonel Kitchener
Lord Salisbury
Lord Kelvin
Lord Rhodes
Passepartout
Mr. Sutton
Jean Michel
Cécile De France
Droschkenkutscher
Inspektor Fix
Betrunkener
Oberst Proctor
Barbesitzerin
Prinzessin Aouda
Monsieur Gasse
Falletin
Schaffner
Japanischer Steward
Klavierspieler
James (Butler)
Mr Phileas Fogg
Passepartout (Kammerdiener)
Fix (Detective)
Miss Aouda
Thomas Flanagan
Gauthier Ralph
Andrew Stuart
John Sullivan
Samuel Fallentin
Konsul in Alexandria
Sir Francis Cromarty
Polizeichef von Bombay
Schaffner in Indien
Priester
Hindu
Elefantenverkäufer
Mahut
Elefantenkutscher
Polizist in Kalkutta
Richter in Kalkutta
Schreiber im Gericht in Kalkutta
Kapitän der Rangoon
Seemann in Hongkong
Konsul in Yokohama
William Batulcar (Zirkusdirektor in Yokohama)
Colonel Proctor
Zugführer in Amerika
Hauptmann von Fort Kearny
Mr Mudge (Schlittenführer)
Andrew Speedy aus Cardiff (Kapitän der Henrietta)
Maschisnist auf der Henrietta
Kellner
John Bunsby (Lotse in Honkong)
Matrose auf der Carnatic
Eisenbahner in San Francisco
Passagierin auf der Carnatic
Zahlmeister auf der Carnatic
Clown
Zugansage (englisch)
Zeitungsschlagzeilen (englisch)
Zugansage (amerikanisch)


Kurzkritiken


     
raffiniert, unterhaltend, spannend, erheiternd
Wunderbares Buch um Abenteuer, Liebe & Persönlichkeit. Zum "Weglesen".
     
originell, unterhaltend, fesselnd, erheiternd



Im Jahre 1872 wohnte in dem Hause Nummer 7, Saville-Row, Burlington Gardens, – worin Sheridan im Jahre 1814 starb, – Phileas Fogg, Sq., eines der ausgezeichnetsten und hervorragendsten Mitglieder des Reformclubs zu London, der jedoch dem Anschein nach beflissen war nichts zu thun, was Aufsehen erregen konnte.
Dieser Phileas Fogg, also Nachfolger eines der größten Redner, welche Englands Zierde sind, war ein rätselhafter Mann, von dem man nichts weiter wußte, als daß
er ein recht braver Mann und einer der schönsten Gentlemen der vornehmen Gesellschaft sei.
Man sagte, er gleiche Byron – sein Kopf, denn seine Füße waren tadellos, – aber ein Byron mit Schnurr- und Backenbart, ein Byron mit leidenschaftslosen Zügen, der tausend Jahre alt werden konnte, ohne zu altern.
Ein echter Engländer unstreitig, war Phileas Fogg vielleicht kein Londoner. Man sah ihn nie auf der Börse, noch auf der Bank, noch auf irgend einem Comtoir der City. Nie sah man in den Bassins und Doggs zu London ein Schiff, dessen Eigner Phileas Fogg gewesen wäre. In keinem Comité der Verwaltung hatte dieser Gentleman einen Platz; nie hörte man seinen Namen in einem Advocaten-Colleg, oder im Temple, in Lincoln's-Inn oder Gray's-Inn. Er plaidirte niemals, weder beim Obergerichtshof noch bei der Kingsbench, beim Schatzkammergericht oder einem geistlichen Hof. Er war weder ein Industrieller, noch ein Großhändler, noch Kaufmann oder Landbauer. Er gehörte weder dem Königlichen Institut, noch dem Institut von London, noch sonst irgend einer Anstalt der Kunst, Wissenschaft oder Gewerbe an; noch endlich einer der zahlreichen Gesellschaften, wovon die Hauptstadt Englands wimmelt, von der Harmonie bis zur entomologischen Gesellschaft, welche hauptsächlich den Zweck verfolgt, die schädlichen Insecten zu vertilgen.
Phileas Fogg war Mitglied des Reformclubs, nichts weiter.
Wundert man sich, daß ein so mysteriöser Gentleman unter den Gliedern dieser ehrenwerthen Gesellschaft zählte, so dient zur Antwort, daß er auf Empfehlung des Hauses Gebr. Baring, wo er sein Geld angelegt hatte, Aufnahme fand. Daher ein gewisses Ansehen, welches er dem Umstand verdankte, daß von dem Soll seines Conto-Corrents seine Wechsel bei Sicht pünktlich gezahlt wurden.
War dieser Phileas Fogg reich? Unstreitig. Aber wie er sich dies Vermögen gemacht, konnten die Bestunterrichteten nicht sagen, und Herr Fogg war der Letzte, an den man sich wenden durfte, um es zu erfahren. Jedenfalls war er nicht verschwenderisch, aber auch nicht geizig; denn überall, wo es für eine edle, nützliche oder großmüthige Sache an einem Betrag mangelte, schoß er ihn im Stillen bei, und selbst anonym.
Im Allgemeinen war dieser Gentleman sehr wenig mittheilsam. Er sprach so wenig wie möglich, und schien um so geheimnisvoller, als er schweigsam war. Doch lag seine Lebensweise Jedem vor Augen, aber was er that, war so mathematisch stets eins und dasselbe, daß die unbefriedigte Einbildungskraft weiter hinaus forschte.
Hatte er Reisen gemacht? Vermutlich, denn kein Mensch war besser wie er in aller Welt auf der Karte bekannt. Auch von dem entlegensten Ort schien er genaue Kenntniß zu haben. Manchmal wußte er, doch in wenigen, kurzen und klaren Worten, die tausend Aeußerungen, welche im Club über verlorene oder verirrte Reisende circulirten, zu berichtigen, und seine Worte schienen oft wie von einem zweiten Gesicht eingegeben, denn jedes Ereignis rechtfertigte sie schließlich. Es war ein Mann, der überall hin – im Geiste wenigstens, gereist sein mußte.
Zuverlässig jedoch war Phileas Fogg seit vielen Jahren nicht aus London hinaus gekommen. Wer ihn etwas näher zu kennen die Ehre hatte, bezeugte, daß kein Mensch ihn je wo anders gesehen, als auf dem geraden Wege von seinem Hause zum Club, den er tagtäglich machte. Sein einziger Zeitvertreib bestand im Lesen der Journale und im Whistspiel. Bei diesem schweigsamen Spiel, welches so sehr seiner Natur angemessen war, gewann er oft, aber seine Gewinnste flossen nie in seine eigene Börse, sondern bildeten einen erheblichen Posten auf seinem Barmherzigkeits-Conto. Uebrigens ist wohl zu merken Herr Fogg fpielte offenbar um des Spieles willen, nicht um zu gewinnen. Das Spiel war ihm ein Ringen mit einer Schwierigkeit, das jedoch keine Bewegung, keine Platzveränderung, keine Ermüdung kostete, und das paßte zu seinem Charakter.
Man wußte bei Phileas Fogg nichts von Weib oder Kind – was den honnettesten Menschen passiren kann – noch von Verwandten oder Freunden, was allerdings seltener ist. Phileas Fogg war der einzige Bewohner seines Hauses Saville-Row, und kein Mensch sonst kam in dasselbe hinein, einen einzigen Diener ausgenommen, der ihm genügte. Was im Innern desselben vorging, davon war niemals die Rede. Er frühstückte und speiste zu Mittag im Club, zu chronometrisch bestimmten Stunden, in demselben Saal, an demselben Tische, tractirte niemals einen Collegen lud nie einen auswärts ein, und kehrte nur zum Schlafen, Punkt zwölf Uhr Nachts, nach Hause, ohne jemals von den wohnlichen Gemächern Gebrauch zu machen, welche der Reformclub für seine Mitglieder zur Verfügung hält. Von vierundzwanzig Stunden brachte er zehn in seiner Wohnung zu, theils zum Schlafen, theils zur Beschäftigung mit seiner Toilette. Spazieren ging er unabänderlich, mit gleich gemessenem Schritt in dem mit eingelegter Arbeit parquettirten Eingangssaal oder auf dem Rundgang, über welchem ein blaues Glasgewölbe auf zwanzig jonischen Säulen von rothem Porphyr ruhte. Bei der Mahlzeit oder dem Frühstück lieferten die Küche und Speisekammer, die Conditorei, der Fischbehälter und die Milchstube ihre besten Gerichte; die Clubdiener, gesetzte Leute in schwarzer Kleidung und mit Multonschuhen, bedienten ihn auf besonderem Porcellan und Tafelweißzeug von kostbarer sächsischer Leinwand; seinen Sherry oder Porto, seinen mit feinstem Zimmt und Frauenhaar gemischten Claret trank er aus dem seltensten Krystall des Clubs; und das Eis, welches der Club mit schweren Kosten aus den Seeen Amerika's bezog, erhielt seinen Trunk in erquicklicher Frische.
Wenn man ein Leben in solchen Verhältnissen excentrisch nennt, so muß man zugeben, daß Excentricität etwas Gutes enthält!
Das nicht eben prachtvolle Haus in Saville-Row empfahl sich durch größte Bequemlichkeit. Uebrigens beschränkte sich, bei den unabänderlichen Gewohnheiten des Miethers, seine Bedienung auf geringe Anforderungen. Doch verlangte Phileas Fogg von seinem einzigen Diener eine außerordentliche Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit. An diesem Tage, 2. October, hatte Phileas Fogg seinen Burschen James Forster entlassen, weil er ihm zum Rasiren Wasser gebracht hatte, das vierundachtzig anstatt sechsundachtzig Grad Fahrenheit heiß war, und er erwartete den Nachfolger desselben, welcher sich zwischen elf und halb zwölf Uhr ihm vorstellen sollte.
Phileas Fogg saß breit in seinem Fauteuil, beide Füße bei einander, wie ein Soldat auf der Parade, die Hände auf die Kniee gestützt, den Leib gerade, den Kopf aufrecht, und sah auf die Pendeluhr, welche Stunden, Minuten, Secunden, Tag und Datum anzeigte. Nach seiner Gewohnheit sollte Herr Fogg Schlag halb zwölf Uhr sich aus dem Hause auf den Reformclub begeben.
In diesem Augenblicke klopfte es an die Thüre des kleinen Salons, worin sich Phileas Fogg aufhielt.
Der verabschiedete Diener trat ein.
»Der neue Diener«, sagte er.
Ein Bursche von etwa dreißig Jahren trat ein und grüßte.
»Sie sind Franzose und heißen John?« fragte Phileas Fogg.
– Jean, belieben mein Herr, erwiderte der neue Diener, Jean Passepartout, ein Beiname, der mein natürliches Geschick, mich aus Verlegenheiten zu ziehen, bezeichnet. Ich glaube ein braver Bursche zu sein, mein Herr, doch, offen gesagt, ich habe schon mehrere Geschäfte getrieben. Ich war Bänkelsänger, Bereiter in einem Circus, voltigirte wie Leotard, und tanzte auf dem Seile gleich Blondin; darauf bin ich Lehrer der Gymnastik geworden, um meine Talente nützlicher zu machen, und zuletzt Sergeant bei den Pompiers zu Paris. Ich habe merkwürdige Brände auf meiner Liste. Nun aber habe ich bereits seit fünf Jahren Frankreich verlassen, und bin, um das Familienleben zu genießen, Kammerdiener in England. Da ich jetzt ohne Stelle bin, und vernommen habe, Herr Phileas Fogg sei der pünktlichste und eingezogenste Mann im Vereinigten Königreiche, so habe ich mich dem Herrn vorgestellt, in Hoffnung, bei demselben ruhig zu leben, und selbst den Namen Passepartout zu vergessen ...
– Passepartout ist ganz passend für mich, erwiderte der Gentleman. Sie sind mir empfohlen. Man hat mir gute Auskunft über Sie gegeben. Sie wissen meine Bedingungen?
– Ja, mein Herr.
– Gut. Wieviel Uhr haben Sie?
– Elf Uhr zweiundzwanzig Minuten, erwiderte Passepartout, indem er eine große silberne Uhr aus seiner Hosentasche hervorzog.
– Sie sind in der Zeit zurück, sagte Herr Fogg.
– Verzeihen Sie, mein Herr, aber es ist nicht möglich.
– Um vier Minuten sind Sie zurück. Gleichviel. Merken wir uns nur die Abweichung. Also, von diesem Augenblicke an, elf Uhr neunundzwanzig Minuten Vormittags, Mittwochs, 2. October 1872, sind Sie in meinem Dienst.«
Hierauf stand Phileas Fogg auf, nahm seinen Hut in die Linke, setzte ihn mit einer automatischen Bewegung auf und verschwand ohne ein Wort weiter.
Passepartout hörte wie die Hausthüre einmal sich schloß: sein neuer Herr ging hinaus; dann zum zweiten Mal: sein Vorgänger, James Forster, ging ebenfalls fort.
Passepartout befand sich allein im Hause der Saville-Row.

Reise um die Erde in 80 Tagen, Hartleben's Verlag Wien, Pest, Leipzig 1875

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Verfilmungen


In 80 Tagen um die Welt
3 Kurzkritiken

In 80 Tagen um die Welt
2 Kurzkritiken

In 80 Tagen um die Welt
In 80 Tagen um die Welt
(Michael Anderson)




Vertonungen




Übersetzung


Erich Fivian, Timo Wuerz (1966)
Gisela Geisler (1968)
Manfred Kottmann (1996)
Sabine Hübner (2003)


Illustration


Alphonse-Marie-Adolphe de Neuville, Léon Benett (1873)


Ausgaben (Auswahl)


lieferbare Ausgaben
Reise um die Erde in achtzig Tagen
Diogenes Verlag, 1987, 0 S., 9783257201260
12,00 €

Bestellen
In 80 Tagen um die Welt
Anaconda, 2010, 317 S., 9783866474796
7,95 €

Bestellen
In 80 Tagen um die Welt
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, 2007, 365 S., 9783423135450
12,00 €

Bestellen
Reise um die Erde in 80 Tagen
S. Fischer Verlag, 2011, 336 S., 9783596903047
15,00 €

Bestellen
nicht mehr lieferbar
In 80 Tagen um die Welt
Reclam-Verlag, 2007, 294 S., 9783150201466
8,90 €




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