Literarisches Werk




Übersicht


Originalsprache : Deutsch
Disziplin : Geschichte
Umfang : ca. 136 Seiten
Verlag : dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, Greifenverlag, WFB Verlagsgruppe

Kurzbeschreibung


»Mein Weg als Deutscher und Jude« ist ein autobiographischer Bericht von Jakob Wassermann. 1921 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Mahnende Erinnerung
Dieser während des ersten Weltkriegs niedergeschriebene und 1921 erschienene autobiographische Essay ist beispielhaft für die Zerrissenheit des damals mitten im fünften Lebensjahrzehnt stehenden Wassermann hinsichtlich seines Deutschseins und seines Judeseins, die er nicht voneinander getrennt sehen wollte (Deutscher und Jude – deutscher Jude).
Über München nach Wien gelangt, kommt er erstmals mit der Idee des Zionismus in Berührung, die er aber, die Diaspora höher und fruchtbarer einschätzend, vehement ablehnt. In der Folge macht er viele Bekanntschaften, die ihn immer wieder über die Stellung der Juden in der Gesellschaft, insbesondere im deutschen Kulturkreis nachdenken lassen. Die Frage eines Dänen, was die Deutschen denn mit ihrem Judenhass eigentlich wollten, die Juden würden in seinem Land zu den zuverlässigsten Patrioten zählen, hätte er antworten wollen, es sei der Hass und die Suche nach einem Sündenbock, der für alles, für jede Niederlage, die sie erlitten hätten, für jede Klemme, in die sie geraten seien, herhalten müsse. Der Hass mache keinen Unterschied zwischen der Person und ihrer Leistung, er sei sich selber Sinn und Ziel. Das passte zu der seit Jahrhunderten herrschenden Stigmatisierung, deren sich die Juden in allen Bereichen ausgesetzt sahen, einerlei, was sie geleistet und für das Land, in dem sie lebten, getan hatten.
Resignierend zählt er am Ende seines autobiographischen Berichtes all die Punkte der Vergeblichkeit jeglichen jüdischen Bemühens auf, von denen einige besonders hervorstechen. So sah er es als vergeblich an, das Volk der Dichter und Denker im Namen seiner Dichter und Denker hinsichtlich ihres Judenhasses zu beschwören,davon abzulassen, für vergeblich hinzugehen und ihnen die Hand zu bieten, da sie dies mit jüdischer Aufdringlichkeit abtun würden, und auch vergeblich, die Verborgenheit zu suchen, weil sie dann der Feigheit und des schlechten Gewissens geziehen würden.
Der 2015 verstorbene Feuilletonist Fritz J. Raddatz zitiert in einer Buchbesprechung vom Mai 2005 unter der Überschrift „Wiederentdeckt – Jakob Wassermanns großes Buch ´Mein Weg als Deutscher und Jude´“ Shylocks Worte aus „Der Kaufmann von Venedig“: "Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?" Dieses Statement sieht er als Vorwegnahme des allseitigen Lamentos nach Ende des zweiten Weltkrieges, als keiner etwas gewusst haben wollte.
Für mich beeindruckend auch der mit Sicherheit „unmögliche“ und geradezu hellsichtige Vergleich Wassermanns ganz am Ende seines Essays, wo es heißt: „ … dass es müßig ist, wenn ich mich als Gefangener in einem Raum voll Kohlenoxydgas befinde, mich damit zu beruhigen, dass morgen die Fenster geöffnet werden“. Eine wirklich deprimierende Hellsichtigkeit.



Kurzkritiken


     
nachhaltig, belehrend
Ein beeindruckender, vor genau einhundert Jahren niedergeschriebener, aber zeitlos gültiger Essay, der auch und insbesondere heute unter den drohenden politischen Unwägbarkeiten der nahen Zukunft, zur Pflichtlektüre zählen sollte.


Ausgaben


lieferbare Ausgaben
Mein Weg als Deutscher und Jude
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, 1994, 126 S., 9783423118675
9,50 €

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Mein Weg als Deutscher und Jude
WFB Verlagsgruppe, 2006, 174 S., 9783866720565
13,95 €

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nicht mehr lieferbar
Mein Weg als Deutscher und Jude
Greifenverlag, 2009, 128 S., 9783897932104
14,90 €




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