»Vergeltung« schildert einen amerikanischen Luftangriff auf eine deutsche Großstadt im Juli des Jahres 1944 zwischen 13:01 Uhr und 14:10 Uhr. Weniger allgemeine Beschreibung des Angriffs als exemplarische Darstellung zahlreicher Schauplätze zeichnen das Bild der Verwüstung. Unter anderem wird das Geschehen an einem Hochbunker geschildert, das Schicksal des abgeschossenen Sergeanten Strenehen, das eines Mannes mit seinem sechsjährigen Kind, die zum Rest der Familie am Bahnhof gelangen möchten oder auch das von Herr und Frau Cheovski, die unwillig sind, ihre Wohnung zu verlassen. Zwischendurch sind Kurzbiographien von Einwohnern der Stadt gestreut.

»Vergeltung« ist ein sperriges Werk. Die vielen kleine Abschnitte bilden einen chaotischen Teppich, der gerade dadurch eine sich authentisch anfühlende Ahnung des Grauens vermittelt. Literarisch steht Ledig sicher in einigem hinter anderen Romanen zum Zweiten Weltkrieg zurück, doch gleicht er das durch den starken Eindruck, den die Komposition hinterlässt, aus. Wie Wellen schlagen die beschriebenen Ereignisse auf ein. Vergeltung war für mich jedenfalls ein besonderes Leseerlebnis, welches mein Bild der Zeit um wichtige Facetten ergänzt hat.