Buch
Gedenkminute für verschollene Sprachen
-Gedichte-Franz Hodjak
19,95
EUR
Lieferzeit 5-6 Tage
Produkt im Warenkorb
Übersicht
Verlag | : | Leipziger Literaturverlag |
Sprache | : | Deutsch |
Erschienen | : | 23. 09. 2022 |
Seiten | : | 126 |
Einband | : | Kartoniert |
Höhe | : | 210 mm |
Breite | : | 120 mm |
Gewicht | : | 130 g |
ISBN | : | 9783866602922 |
Autorinformation
Franz Hodjak: geb. 1944 in Hermannstadt, Rumänien. Abitur, Militärdienst, Hilfsarbeiter. Studium der Germanistik und Rumänistik in Klausenburg, Rumänien.1970-1992 Lektor für deutschsprachige Bücher im Dacia Verlag, Klausenburg.1992 Übersiedlung nach Deutschland. Lebt als freier Schriftsteller in Usingen i.Ts.
Zuletzt erschienen u.a.:
Siebenbürgische Sprechübung, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a.M 1990 Zahltag, Erzählungen, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1991
Franz, Geschichtensammler, Monodrama, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1992 Landverlust, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1993
Grenzsteine, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1995
Ankunft Konjunktiv, Gedichte, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1997
Der Sängerstreit, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2000
Ein Koffer voll Sand, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2003
Was wäre schon ein Unglück ohne Worte, Aphorismen, Notate, Edition Erata im Leipziger Literaturverlag, Leipzig 2006
Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt, Gedichte, Edition Die 1000, Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2008
Der Gedanke, mich selbst zu entführen, bot sich an, Gedichte, Verlag SchumacherGebler, Dresden 2013
Der, der wir sein möchten, ist schon vergeben, Aphorismen, Notate & ein Essay, litblickín-Verlag, Fernwald 2013
Das Ende wird Nabucco heißen, Erzählungen, Leipziger Literaturverlag, Leipzig 2014.
Der, an den wir uns erinnern, waren wir nie, Aphorismen, edition petit,Verlag SchumacherGebler, Dresden 2017
Preise und Stipendien u.a.:
1990 Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb
1991 Ehrengabe zum Andreas-Gryphius-Preis 1991
Förderpreis des Kulturkreises im BDI 1995
Stadtschreiber in Minden
1996 Nikolaus-Lenau-Preis
1997 Heinrich-Heine-Stipendium in Lüneburg
1998 Hermann-Hesse-Stipendium
1999 Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung
2000 Künstlerstipendium in Schreyahn
2002 Stadtschreiber in Dresden
2005 Kester-Haeusler-Ehrengabe der Schillerstiftung
2006 Förderstipendium des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst
2007 Stipendium im Herrenhaus Edenkoben;
Kulturpreis 2013 der Siebenbürger Sachsen
2015 Literaturpreis der 3. Internationalen Buchmesse in Klausenburg (Cluj-Napoca).
Produktinformation
Franz Hodjaks Grundton in diesen Gedichten abgeklärt heiter. Er schreibt über das Älter- und Altwerden, Vergänglichkeit, Tod - eine lyrische Lebensbilanz. Hodjak läßt immer wieder auch Hoffnung hindurchflackern, vor allem im Zusammenhang mit Jahreszeiten, Natur, Landschaften der Kindheit und Lebenshälfte in Rumänien. Nach langjähriger Lyrikpause meldet sich Franz Hodjak nun mit einem neuen Gedichtband zurück (diesmal Jahr sogar gleich mit zwei Gedichtbänden, die Stadtlichterpresse kündigt gerade Was nie wieder kommt an). Dem deutschsprachigen Leser ist dieser Dichter kein Fremder. 1988 erschien die von Wulf Kirsten besorgte Auswahl Sehnsucht nach Feigenschnaps, 1990 folgte die von Werner Sellner herausgegebene Siebenbürgische Sprechübung. Und insofern ist es doch ein anderes Sprechen, das Franz Hodjak in seine Gedichten praktiziert: Landverlust und Heimatlosigkeit haben ihn zu einem Dichter werden lassen, der zu allererst in der Sprache zu Hause ist und uns Lesern im scheinbar Vertrauten des Alltäglichen einen Spiegel voller Überraschungen vorhält.
Der Hoffnung stehen immer die richtigen Wörter zur
Verfügung, die alles finden können, was
du suchst ...
Leseprobe
Das Wesen der Wörter
Die Wörter klingen anders im Schilf,
anders im Hotelfoyer, anders in einer
Tropfsteinhöhle. Der Hoffnung stehen
immer die richtigen Wörter zur
Verfügung, die alles finden können, was
du suchst. Der Weg besteht aus Sätzen,
die andere vor dir notierten. Du
sollst sie ergänzen, steht auf allen
Wegweisern geschrieben. Die Sonne
verdreht mit ihrem Geflüster den
Sonnenblumen die Köpfe. Frank Sinatra
vertonte die Stille New Yorks,
das Wiederholen von Lieblingswörtern
hat schon manchen aus dem Koma
zurückgeholt. Sprachen, die wir nicht
verstehen, zeigen auf etwas, dem
nichts Menschliches fremd ist. Der
Halbschlaf artikuliert Bedeutungen, die
zwischen den Zeilen liegen. Selbst
noch in den letzten Atemzügen
bewegen Wörter unsere Lippen.
Kleines Kissen
Hier geht es den Vögeln besser als es ihnen noch
vor Jahren ging. Aber auch den Igeln, deren Sprache
unserer Sprache gleicht, wenn wir im Trum sprechen.
Obst fällt von den Bäumen und bleibt liegen wie
unnötige Worte, und vom Lächeln derer, die in die Stadt
zogen, sind nur die Zähne echt. Die urigsten
Geschichten am Stammtisch erzählen immer noch die,
die kein richtiges Zuhause haben. Großvater winkte
ab, wenn die anderen meinten, nun sei er an der Reihe,
zu erzählen. Zwischen ihm und den anderen lagen
zwei Kriege und viele Tote. Er kam stets als erster und
ging als letzter. Dazu sagte er nur, einer müsse ja das
das Licht in der Welt ausmachen und absperren, wenn alles
zu Ende ist. Jedes Frühjahr strich der die Außenwände
neu, kümmerte sich um den Garten. Hilfe nahm er
nie an, er meinte, er könne niemanden gebrauchen, der
ihm im Weg steht. Er hörte fast den ganzen Tag
Smetana und sagte, ihm könne nur noch Smetana helfen.
In seinem Leben hat er viele Dinge ausgetauscht.
Aus der Jugendzeit hat er bloß das kleine Kissen
mit all den Träumen aufbewahrt.