Übersicht
Filmtyp | : | Spielfilm |
Originalsprache | : | Englisch |
Stichwort | : | New Hollywood |
Produktionsland | : | USA |
Länge (Minuten) | : | 1 Stunde 35 Minuten |
Figur | : | Wyatt Earp |
Kurzbeschreibung
»Doc« ist ein Western von Frank Perry. 1971 ist der Film zuerst erschienen. In den Hauptrollen spielen u.a. John Bottoms, Richard MacKenzie und John Scanlon.
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Besetzung
Regie | : | Frank Perry | ||||||||||||||||||||
Produktion | : | Frank Perry | ||||||||||||||||||||
Drehbuch | : | Pete Hamill | ||||||||||||||||||||
Kamera | : | Gerald Hirschfeld | ||||||||||||||||||||
Schnitt | : | Alan Heim | ||||||||||||||||||||
Filmmusik | : | Jimmy Webb | ||||||||||||||||||||
Darsteller | : |
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Earp/Clanton
Ein Sandsturm in der Dunkelheit. Schemenhaft zeichnet sich eine Silhouette ab. Der Mann betritt die Türschwelle des Holzverschlags, wartet ab. Dann tritt er einen Schritt vor , ins Licht. Wir sehen sein Gesicht. Er sondiert die Lage. Ein Tresen, ein fetter Mexikaner, ein Tisch, zwei Kerle, eine Frau. Erst jetzt geht er hinein, schließt die Tür. Whiskey fordert er, dann kaltes Bier. Beides gibt es nicht, nur warmes Bier. Er nimmt was er kriegen kann. Wie sonst auch. Denn er ist Doc Holliday (Stacy Keach). Auf dem Weg nach Tombstone. Der eine von den beiden Kerlen am Tisch ist Ike Clanton (Mike Witney). Wenige Minuten später spielen sie um die Frau. Wie uncharmant. Doc gewinnt. Er gewinnt immer. Mit der Frau im Schlepptau, Kate Elder (Faye Dunaway) heißt sie, reitet er nach Tombstone. Eine volle Stadt. Eine aufstrebende Stadt. Doc mag Kate und Kate mag Doc. Sie wissen es nur noch nicht. Deshalb trennen sie sich. Sie heuert im örtlichen Puff an, er trifft sich mit dem Freund, der nach ihm geschickt hat. Wyatt Earp (Harris Yulin). Der einzige Mann dem er traut. Aber Wyatt hat sich verändert. Doc merkt es nur noch nicht. Er geht aus alter Freundschaft auf Wyatt's Vorschlag, in Tombstone den großen Reibach zu machen, ein und es dauert auch nicht lange bis er erkennt, wer dem Vorhaben im Weg stehen könnte. Ike Clanton und seine Sippe. Freund Wyatt weiß jedoch wie man derartige Probleme aus der Welt schafft. Indem man sie aus der Welt schafft. Doc ist seinem Freund gegenüber loyal. Ist der einzige den er hat. Und dann ist da ja immer noch Kate, die ihn so mag. Dank seiner Krankheit bleibt ihm nicht mehr viel Zeit sie davon zu überzeugen. So kommt was kommen muss und Tombstone wird zum Schicksalsort für alle Beteiligten.
Home for Holliday
Mit dem sich vom klassischen Mainstream-Kino abwendenden New Hollywood kam auch die Entmystifizierung geliebter Legenden in die Filme. Alles war Anti, auch der Western. So passt DOC (Frank Perry, 1971) auch ganz gut zu Filmen wie MCCABE AND MRS. MILLER (Robert Altman, 1971), der nur wenige Wochen vor DOC in die amerikanischen Kinos kam. Beides Werke, die sich größtmögliche Authentizität auf die Fahnen schreiben können. Hier ist nichts wie im traditionellen Western. Alle sind abgerissen und schmutzig, jeder Weg ist beschwerlich, niemand taugt zur Identifikation. So wird beispielsweise ausgerechnet Ike Clanton eine der am wenigsten zu kritisierenden Personen in dieser Geschichte. Mag er auch nicht der netteste Kerl von allen sein, bleibt doch gerade sein Handeln völlig nachvollziehbar. Er wird eher zum Opfer der Umstände, während Wyatt Earp, vormals fast immer (Ausnahme HOUR OF THE GUN, John Sturges 1967) einziger strahlender Held und völlig integerer Gutmensch, hier den miesesten Charakter hat. Er ist ein skrupelloser, von Gier zerfressener Kapitalist, der auch vor kaltblütigem Mord nicht zurückschreckt. Harris Yulin spielt ihn mit solcher Hingabe als moralisch völlig verkommenen Machtmenschen, das er bis zum heutigen Tage zumeist in derartig angelegten Rollen besetzt wird. Der von Stacy Keach gespielte Doc John Holliday taugt ebenfalls nicht unbedingt zur Identifikation. Von Krankheit gezeichnet, mit seinen inneren Dämonen ringend, steht er an der Schwelle zum Tod, auch wenn er sich sichtlich ans Leben klammert für ein spätes kleines Glück mit Kate Elder. In ihm wohnt zumindest eine gewisse Moralvorstellung gepaart mit so etwas wie Ethos, welches seinem Freund Wyatt wohl gänzlich abhanden gekommen ist, worüber sich Doc nur wundern kann. Trotzdem hält er zu ihm. Es wird aber auch mehr als einmal deutlich, das Doc nur aus diesem einen Grund, der gemeinsamen Vergangheit, zu ihm steht. Denn hin und wieder zeigt er für Clanton und den jungen Kid Verständnis. Als die Lage ausweglos wird, steht er zu seinem Wort obwohl er weiß, das es falsch ist. Stacy Keach hatte einige hervorragende Auftritte in jenen Jahren und es ist schon schade, das es später ziemlich bergab mit ihm ging. Sein Doc bleibt neben seinen Rollen in FAT CITY (John Huston, 1972) und LONG RIDERS (Walter Hill, 1980) eines seiner Karriere-Highlights (wenn man seine Preisgekrönten Darstellungen in einigen Fernsehserien unberücksichtigt lässt). Der Star des Filmes war ganz klar Faye Dunaway, die kühle Blonde. So richtig will sie nicht in das Bild der BIG NOSE KATE passen, zumindest was die Größe ihres Riech-Organs angeht. Ihre Darstellung hingegen ist über jeden Zweifel erhaben. Es waren einfach ihre Jahre. BONNIE AND CLYDE, LITTLE BIG MAN, CHINATOWN. Da ist DOC mehr als nur ein Puzzlestück in ihrer Karriere. Wenn es einen Grund gibt, diesen Film zu sehen, dann ist sie es.
Wenn man heute Serien wie DEADWOOD, diese fantastische Auferstehung des Western sieht, weiß man wo die Macher genau hingeschaut haben. Hier ebenso wie in MCCABE AND MRS. Miller findet sich bereits das gesamte Setting, wie der ambivalente Figurenkatalog der Erfolgs-Serie. Auch dort werden Mythen entzaubert. Trotzdem bleibt die Gemeinsamkeit des Respekts vor der Sache an sich. So würde ich DOC nicht als Anti-Western bezeichnen. Denn wie eine geschätzte Mit-Rezensentin bereits erwähnte, nimmt man es auch hier mit der Historie nicht so genau. Gibt es doch mehrere mittlerweile erwiesene Abweichungen zur Geschichte. Nichtsdestotrotz haben sich solche Abweichungen auch jüngere Bearbeitungen des Stoffes erlaubt. TOMBSTONE (George Pan Cosmatos, 1993) und WYATT EARP (Lawrence Kasdan, 1994) seien hier erwähnt, bei denen mehr darauf geklopft wurde, die "Wahrheit" zu verkünden. Eines stellt DOC bis heute aus allen Versionen heraus. Es ist der einzige Film, in dem die Ereignisse in Tombstone am 26. Oktober 1881, aus der Sicht Doc Hollidays erzählt werden und ich muss mich doch sehr wundern, das es noch immer keinen anständigen Film über sein sehr interessantes Leben gibt. Bis auf diesen.
Wenn man heute Serien wie DEADWOOD, diese fantastische Auferstehung des Western sieht, weiß man wo die Macher genau hingeschaut haben. Hier ebenso wie in MCCABE AND MRS. Miller findet sich bereits das gesamte Setting, wie der ambivalente Figurenkatalog der Erfolgs-Serie. Auch dort werden Mythen entzaubert. Trotzdem bleibt die Gemeinsamkeit des Respekts vor der Sache an sich. So würde ich DOC nicht als Anti-Western bezeichnen. Denn wie eine geschätzte Mit-Rezensentin bereits erwähnte, nimmt man es auch hier mit der Historie nicht so genau. Gibt es doch mehrere mittlerweile erwiesene Abweichungen zur Geschichte. Nichtsdestotrotz haben sich solche Abweichungen auch jüngere Bearbeitungen des Stoffes erlaubt. TOMBSTONE (George Pan Cosmatos, 1993) und WYATT EARP (Lawrence Kasdan, 1994) seien hier erwähnt, bei denen mehr darauf geklopft wurde, die "Wahrheit" zu verkünden. Eines stellt DOC bis heute aus allen Versionen heraus. Es ist der einzige Film, in dem die Ereignisse in Tombstone am 26. Oktober 1881, aus der Sicht Doc Hollidays erzählt werden und ich muss mich doch sehr wundern, das es noch immer keinen anständigen Film über sein sehr interessantes Leben gibt. Bis auf diesen.
Kurzkritiken










Linktipp: »1971« als Erscheinungsjahr haben auch
- Tod in Venedig (Luchino Visconti)
- Dornröschen (Walter Beck)
- Uhrwerk Orange (Stanley Kubrick)
- Johnny zieht in den Krieg (Dalton Trumbo)
- Der Seewolf (Wolfgang Staudte)