Übersicht


Originalsprache : Französisch
Figur : Indianer
Ort : Nordamerika
Verlag : Dörlemann, Europäischer Hochschulverlag

Kurzbeschreibung


»Atala« ist eine Erzählung von François-René de Chateaubriand. 1801 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.

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Charakteristik / 1 Einschätzung


Anspruch
Wissen
  2
1
    Liebe
Humor
  8
1
    Erotik
Spannung
  2
3
    Unterhaltung
Transzendenz
  4
10
   



Exotische Novelle und französischer Klassiker der Romantik
Der alte Natchez-Indianer Chactas erzählt die Geschichte, wie er als junger Krieger in Gefangenschaft gerät und dabei auf Atala trifft, in die er sich verliebt. Chactas soll den qualvollen Martertod sterben, zuvor wird er jedoch von Atala befreit. Zusammen fliehen sie in die unbewohnten Wälder, wo sie schließlich von einem weißen Missionar gefunden und gerettet werden.
Atala wird jedoch von einem großen Schuldgefühl geplagt. Vor die Wahl gestellt, das Leben mit ihrem Geliebten zu verbringen oder das ihrer Mutter versprochene Gelübde einzuhalten, ihr Leben der heiligen Jungfrau zu widmen, entscheidet sie sich für den Freitod...




Romantischer Klassiker oder Religiöse Verblendung
Chateaubriands Novelle Atala gilt als Klassiker der französischen Literatur. Beeinflusst durch Rousseaus "Edle-Wilden-Theorie" gilt Atala als eines der wichtigsten Werke dieses Genres.
Abgesehen davon, dass diese Theorie heute längst überholt ist, birgt das Werk einige grundlegende Mängel. So heißt es beispielsweise ganz zu Beginn nach dem ersten Kontakt des Natchez-Indianers Chactas mit Weißen: "Bist du wieder in deinen Wäldern, so erinnere dich des alten Spaniers, der sich dir gastlich bezeigte, und denke daran, dass deine erste Fühlungnahme mit den Menschen eine freundliche war..." Den Indianern wird also schlicht abgesprochen, Menschen zu sein - selbst wenn man von einer Fehlübersetzung ausginge, wäre die Rangeinteilung immer noch sehr beleidigend. Eine zeitgenössische Ansicht, die heute doch sehr rassistisch anmutet und den Leser irritiert.
In diesem Stil geht es munter weiter. Selbstverständlich ist die Hauptfigur Atala eine getaufte Christin und dem Leser wird nachdrücklich erklärt, dass Indianer selbstverständlich nur als Christen (Katholiken) wertvolle Mitglieder der menschlichen zivilisierten Rasse sein könnten.
Wenn man weiß, wie viel Leid bei den verschiedenen indigenen Nationen Amerikas durch die christliche Missionierung bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ausgelöst wurde, dann erscheinen einem diese Erläuterungen heute geradezu als sarkastisch. Kaum eine indianische Biografie ist frei von den traumatischen Erlebnissen, die sie während ihrer Kindheit in Missionsschulen gehabt haben. Physische und seelische Gewalt, die auch vor sexuellen Übergriffen nicht halt machte, sind heute noch Bestandteil von kollektiven Traumata ganzer Kulturen Nordamerikas.
Werke, wie das hier besprochene, sind meiner Meinung nach der kulturelle Boden, mit dem diese ungeheuerlichen Verbrechen an den Indianern über Jahrhunderte hinweg legitimiert wurden. Solange solche Werke als klassisch und wertvoll gelten, wird auch dieses eurozentrische und menschenverachtende Weltbild nicht aus den Köpfen verschwinden.



Kurzkritiken


     
trivial, Klischee, belehrend, melancholisch


Übersetzung


Cornelia Hasting
S. Born
Trude Geissler
Carl Johann Perl


Ausgaben


lieferbare Ausgaben
Atala
Atala
(François-René de Chateaubriand)
Dörlemann, 2018, 140 S., 9783038200536
20,00 €

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nicht mehr lieferbar
Atala und René
Atala und René
(François-René de Chateaubriand)
Europäischer Hochschulverlag, 2011, 173 S., 9783862670901
22,90 €




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