High Noon
Fred Zinnemann, österreichischer Exilant in Hollywood, schuf mit HIGH NOON einen Film der nicht nur zu den berühmtesten Western zählt, sondern auch zu den berühmtesten Filmen überhaupt. Das liegt zum einen daran, das er in erster Linie als spannender Western eine einfache, für jeden nachvollziehbare Geschichte erzählt. Zum anderen, das man sehr viel in ihn hinein interpretieren kann. Manches gewollt und zurecht ( z.B. McCarthy/Faschismus), anderes bleibt spekulativ. Es ist ein Western, der die Freunde des Genres in zwei Lager teilt. Aber es ist ebenso ein Film, mit dem auch Menschen die normalerweise keine Western schauen, etwas anfangen können. Das es sich hierbei um ein Werk von großer Meisterschaft handelt, steht außer Frage. Film ist Team-Arbeit. Die Kamera orientierte sich an Originalaufnahmen aus der Zeit in der der Film spielt. Realismus war oberstes Gebot. Dimitri Tiomkins Titelmelodie „Do Not Forsake Me, Oh My Darling“ hat jeder schon mal gehört. Mit einfachsten Mitteln dreht Zinnemann stetig an der Spannungsschraube. Coppola zitiert den berühmten Schwenk zur Wanduhr ausgiebig in RUMBLE FISH. Das Howard Hawks und einige andere ihre Version der selben Geschichte erzählt haben zeigt, das man den Film auf unheimlich viele verschiedene Arten betrachten kann. Zu kritisieren wäre eventuell, das dem Film ein bisschen zu sehr die konzeptionelle Machart anzusehen ist, das er nicht gerade leichtfüssig daherkommt und sich vielleicht etwas zu ernst nimmt. Das dürfte aber Zinnemanns typischem analytischem Stil geschuldet sein. Schwere Themen lagen ihm. Soweit ich weiß hat er sich, bis auf ein Musical, nie an einem leichten Stoff versucht. Lustigerweise gab es von HIGH NOON 1980 eine Fortsetzung mit Lee Majors als Will Kane und David Carradine als Bösewicht und 2000 dann ein (Fernseh)-Remake mit Tom Skerrit als Kane und Michael Madsen als Miller the Killer. Was Fred Zinnemann wohl davon gehalten hätte? .