Eine Sammlung des Grauens
Bierce, der selber im amerikanischen Bürgerkrieg von 1861-1865 dabei war, beschreibt hier in einer Sammlung von kurzen Erzählungen, die Schrecken und Grauen des Krieges - einer der ersten "modernen" Kriege. Bierce ist ein Meister der kurzen Prosa und versteht es, virtuos den Leser in kürzester Zeit in eine Geschichte hinein zu ziehen. Nicht umsonst werden seine Erzählungen auch heute noch immer wieder gerne in Filmen verarbeitet. So zum Beispiel die in diesem Werk ebenfalls enthaltene Geschichte: "Der Reiter vor dem Himmel", die als Anfang des Filmes "Der mit dem Wolf tanzt" verwendet wurde. Freilich kommt der Held in Bierce Geschichte nicht so glimpflich davon und überlebt seinen "Husarenritt" nicht...
Eine der besten und gleichzeitig erschütterndsten Erzählungen ist "Chickamauga". Die Schlacht am Chickamauga Creek von 1863 war eine der schwersten Niederlagen der Unionstruppen und gleichzeitig eine der blutigsten des ganzen Krieges (ca. 34000 Tote). Bierce beschreibt einen kleinen Jungen, der in der Abenddämmerung durch eine Wald spaziert und dabei auf seltsame Wesen stößt, die er erst gar nicht als Menschen wahrnimmt. Hunderte von kriechenden und stöhnende Soldaten (Unionstruppen auf dem Rückzug). Der Junge hält das ganze für eine Spiel und setzt sich sogar auf einen der Soldaten drauf. Er folgt dem traurigen Zug bis er wieder zu seinem Heim gelangt - das er allerdings zerstört vorfindet. Wie Bierce eine Schlacht beschreibt, ohne sie eigentlich in der Erzählung stattfinden zu lassen, ist genial. Das Grauen dann auch noch aus der Perspektive eines Kindes darzustellen, ist ein typisch biercescher Einfall.
Trotz aller Schrecken, die diese Erzählungen beschreiben, macht sie Bierces lakonischer und spannender Schreibstil zu einem Erlebnis.
Bierce selber nahm später auch noch am mexikanischen Bürgerkrieg teil, aus dem er nicht zurückkehrte - wo und wie er genau umgekommen ist, wurde bis heute nicht geklärt - so endete auch sein Leben wie eine seiner "Bürgerkriegs-Geschichten"...