Diebstahl
Bücher können einem Vieles geben, aber auch Eines stehlen: Zeit. »Das Duell« gehört für mich zu den Dieben und darf allein wegen seiner Kürze auf mildernde Umstände plädieren. Bereits auf Seite 30 fühlte ich mich beraubt, der Gedanke, dass lediglich 100 Seiten bis zum Ende fehlen, führte mich jedoch unglücklicherweise dazu, mir noch tiefer in meine Zeittasche greifen zu lassen. So flog ich, den Faden nach wenigen Absätzen verloren, im ICE-Tempo durch eine schleierhafte Welt voll dunkler, nichtssagender Bilder, war über jede vom Autor gezeichnete Abbildung froh, da sie einem dank blanker Rückseite gleich zwei Seiten dem Ende näher brachte. Dort angelangt, erkannte ich zumindest, dass der letzte Absatz am ersten anschließt und so den Bogen über dieses surreale und quälende Gebilde spannt.
Hätte ich während der Zugfahrt lieber aus dem Fenster als ins Buch schauen sollen? Selbst die mich nicht sonderlich ansprechende Landschaft zwischen Leipzig und Berlin wäre bereichernder gewesen.