Von Freiheit und Erschöpfung
Das Buch hat die Depression -die häufigste psychische Störung der Gegenwart- zum Inhalt. Und doch ist es weit mehr als ein Buch über eine Krankheit. Es ist ein Buch über eine tiefgreifende Störung am Schnittpunkt zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und menschlichen Möglichkeiten und betrifft somit Gesunde wie Kranke. Die Depression wird mithin zu einer Wesensart und Verhaltensweise, die sich in einem spezifischen gesellschaftlichen Kontext abspielt und auf diesen reagiert. Wie die Neurose zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die aus den Repressionen des frühen Kapitalismus erwuchs. Der französische Soziologe Alain Ehrenberg macht die Erfordernisse des modernen Lebens und den Umgang des Einzelnen damit zum Gegenstand seines Buches. Er verortet das Störungsbild Depression in einem Beziehungszusammenhang, der weit über die Psychologie hinausschaut und die komplexe Vernetzung von Individuum, Umwelt und Gesellschaftsform verdeutlicht. Und somit den Blick des Lesers weitet.
Wie sehen die Anforderungen der Moderne an den Bürger aus?
Welchen Preis zahlt der moderne Mensch für seine Freiheit? Was sind mögliche Folgen der Individual- und Konsumgesellschaft? Welche Rolle spielt die Pharmaindustrie für die Definition und Verbreitung psychischer Krankheitsbilder? Das Buch stellt spannende Fragen und liefert überraschende Antworten.