Acht Leben, verbunden durch ein Jahrhundert - und durch das Erzählen
Von der ersten bis zur 1275. Seite hat mich Nino Haratischwili gefesselt. Nicht an eine einzelne Figur, sondern an acht. Acht Leben, deren jedes einzelne voller Träume und Sehnsüchte steckt und jeder, der ein Leben lebt, muss unweigerlich Kompromisse machen, an seine Zeit, seine Möglichkeiten, seine Familie. Wie zurückhaltend Nino Haratischwili dabei die politische Geschichte miterzählt, finde ich sehr gelungen und stellenweise auch mutig, wenn sich die Romanbiografien mit denen realer Personen kreuzen oder eine Hauptfigur als bekannte Sängerin im Westen in der Öffentlichkeit steht. Auch wie Haratischwili mit der langen erzählten Zeit eines ganzen Jahrhunderts umgeht, gefällt mir sehr gut: Es gibt keine krassen Sprünge oder unnatürliche Raffer, die Zeit scheint ganz beständig zu fließen. Und auch die Erzählperspektiven ändern sich nicht schlagartig; auch wenn der Roman in sieben, nach den Hauptpersonen betitelten Bücher untergliedert ist, werden diese nicht besonders herausgehoben, sondern das Leben der ganzen Familie wird beständig miterzählt.
"Das Achte Leben" hat mir einen Blick auf große Zusammenhänge gezeigt, zwischen Geschichte und Geschichten, und auch zwischen den Generationen. Wie verändern sich Menschen im Laufe ihres Lebens, was geben sie auf, was geben sie an ihre Kinder weiter. Diese Fragen habe ich mir während des Lesens mit Blick auf meine eigene Familie gestellt.
Seit langem habe ich kein so gutes Buch mehr gelesen.