Thomas Bernhards Kindheit ist eine Tortur. Wer dieses Buch gelesen hat, weiss um die Hintergründe seines ätzenden Schreibstils. Unehelich geboren, von seiner Mutter mit dem Ochsenziemer gezüchtigt und gedemütigt, in der Schule von den Lehrern abgelehnt und bestraft, im Heim für schwer erziehbare Kinder als Bettnässer verspottet sucht er immer wieder Schutz bei seinem Großvater, dem einzigen Menschen, der ihn versteht, an dem er sich orientieren kann und der dann auch derjenige ist, der den größten Anteil an seiner späteren schriftstellerischen Karriere hat. Ihm, der selbst schriftstellerisch tätig war, hat er es auch zu verdanken, dass er seine in jungen Jahren oftmals gehegten Selbstmordgedanken nicht in die Tat umgesetzt hat.
Um Bernhards gesamtes Werk richtig einordnen zu können, sollte, wie ich schon an anderer Stelle festgestellt habe, jeder Freund seiner deftigen Prosa auch seine fünfbändigen „autobiographischen Schriften“, wie er sie selbst genannt hat, gelesen haben.