Wer dieses Buch mit Verstand und wachem Herzen gelesen hat, wird sich unbedingt bereichert fühlen. In dem im kolumbianischen Hinterland gelegenen, von Ursula und José Arcadio Buendía gegründeten Dorf namens Macondo lässt Márquez über mehrere Generationen die Geschichte ihrer Familie vor den Augen des Lesers revuepassieren. In manchmal märchenhaftem, dann wieder realistisch drastischem Erzählstil schildert er in oftmals verwirrender und tragisch-komischer Art und Weise das Schicksal ihrer drei Kinder und deren zahlreichen, auch unehelichen und sogar inzestösen Abkömmlinge, wobei die Person ihres Sohnes Aureliano Buendía im Mittelpunkt steht, der als Oberst der Revolutionsarmee in den Bürgerkriegswirren mit 17 Frauen 17 Söhne zeugt.
In der Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart gelingt es dem Nobelpreisträger, ein Bild zu gestalten, in dem sich kraftstrotzende Sinnlichkeit und einfühlsame Sensibilität der Männer mit der Klugheit der starken, die Geschicke der Familie lenkenden Frauen verbinden. Über allem liegt in nassheißer Tropenatmosphäre bleischwer die dem Roman den Titel gebende Einsamkeit der handelnden Personen.
Um in dem in über 20 Sprachen übersetzten und in zahlreichen Auflagen erschienenen Roman die Übersicht zu behalten, vor allem wegen der Vielfalt der Namenverdoppelungen, empfiehlt es sich, einen alle Personen der Familie Buendía umfassenden Stammbaum zu entwickeln, den man stets zur Hand haben sollte.