Der Roman überraschte mich zunächst mit einer äußerst schlichten Sprache. Die Kinderwelt des Protagonisten ist aufs einfachste geschildert, dabei gut nachvollziehbar und konturiert. Auffallend war bald die Abfolge des Erzählten. Ohne Abschweife folgt man rasch und konzentriert der Entwicklung des Protagonisten bis zu seinem Erwachsenenzeitalter. Man hat ein gutes Bild von einem Menschen ohne Ballast vor sich. Im weiteren Verlauf und im Nachhall des Buches beeindruckt der Text dann vor allem mit seiner klaren Komposition. Sorgsam sind alle Erzählteile geordnet, die Kindheit weist voraus auf die Erfahrungen des Älteren und umgekehrt, der Einbruch der Sehnsuchtsgeliebten ist zart im Kind beschlossen. Geradezu poetisch vermag es dann der Autor die Begegnung des Mannes Hajime mit seiner Kindheitsgefährtin in der Schwebe der unerfüllten Liebe und zugleich auf der Grenze zwischen Wirklichkeit und Wunsch zu halten, wobei sich das Gewicht mehr und mehr von der Wirklichkeit zum Wunsch verschiebt. Wohlgeraten ist ebenso der Verzicht auf ein Ende mit Schrecken. Die Rückkehr zur Ehefrau ist behutsam und reflexiv, wobei die Frau im Roman erst als volle Person in Erscheinung tritt und so auch von Hajime voller wahrgenommen wird.
Murakami zeigt sich in dem Roman als Meister der Liebesgeschichte, in typisch japanischer Ruhe fließt der Text wie ein stilles und immer kräftiger werdendes gehaltvolles Wasser im Leser mit Sensor für solche Stimmungsliteratur.