Aquina erzählt atmosphärisch. Schnell ist man eingetaucht in die für uns fernen Breitengrade, die schwüle Exotik und die lebendige Erotik Die Geschichte ist kompositorisch überlegt, insbesondere im ersten Drittel aber übermotiviert. So flicht der Autor in den Haupterzählstrang immer wieder Nebengeschichten, unter anderem über die verzehrende Liebe eines Bankangestellten. So springt man auf einer Seite mehrfach hin und her und muss sehr genau lesen um die nur leise gekennzeichneten Übergänge nicht zu verpassen. Größere Abschnitte eines Erzählstoffs wären hier angeraten gewesen.
Der Hauptteil ist glücklicherweise stringenter erzählt, die Rückkehr zum gesplitteten Erzählen am Ende stört dann nicht mehr so stark.
Die Hauptfiguren sind ausreichend ausgearbeitet, Lavinías Doppelgesicht wird dank ihrer Lebensgeschichte verständlich, die Nebenfiguren haben Kontur, ohne auszuufern.

Wieder einmal darf man sich nicht vom Buchrückentext irritieren lassen, der Text ist allenfalls nur sekundär eine Kriminalgeschichte. Vielmehr handelt es sich um eine Liebesgeschichte zwischen einem Herumtreiber und einer persönlichkeitesgespaltenen Ehefrau. Als solche funktioniert sie und wird sinnig flankiert mit Nebenhandlungen. Der Mord am Ehemann und die Folgen sind nicht aus der Liebe motiviert und als solche nur Auslöser für die weitere Handlung, nicht aber Teil des Hauptstoffs.