Diese Novelle müsste auch heute noch für Jeden, der sich mit der russischen Literatur beschäftigen möchte, zur Pflichtlektüre gemacht werden, kommt in ihr doch exemplarisch die russische Seele zum Ausdruck. Man gewinnt nicht nur Einblick in die Struktur des Beamtentums des Zarenreiches und wird mit dem Verhältnis von Vorgesetzten und Untergebenen sowie mit dem, was sich "eine bedeutende Persönlichkeit" nennt, vertraut gemacht, sondern erfährt auch die Armseligkeit am Ende der Befehlskette in Gestalt des Titularrates Akakij Akakijewitsch, der sich einen neuen Mantel hat schneidern lassen, der ihm kurz darauf gestohlen wird und er von der Obrigkeit vergeblich Hilfe erbittet, ihn wiederzuerlangen. Seine Sprachhemmung, durch die er sich in prekären Situationen stets in die Floskel „sozusagen“, eine leider auch heutzutage wieder vermehrt um sich greifende Redensart, flüchtet, tut ein Übriges, um seine Situation zu verdeutlichen. Erst nach seinem Tode kommt Akakij zu Ehren, als sein Geist, der dem Sterbenden nochmals den neuen Mantel vor Augen hat erscheinen lassen, allen Trägern von teuren Mänteln ihnen diese von den Schultern reisst und sie an ihre Mitmenschlichkeit gemahnt.