Achebe gelingt mit "Alles zerfällt" ein eposartig wirkenden Roman auf gerade einmal 200 Seiten. Er erzählt entsprechend gekonnt, ohne dass die atmosphärische Dichte leidet. Die Hauptfiguren sind ausgezeichnet herausgearbeitet, Nebenfiguren in ihren Motiven verständlich. Die alte Kultur der Igbo leuchtet auch ohne Vorwissen in gut verständlichen, teilweise schön detaillierten Bildern auf, deren Bedroher sind für die Geschichte ausreichend skizziert. Ein weiterer Pluspunkt ist die neutrale Erzählhaltung. Ungeschönt berichtet er beispielsweise von den für uns grausam empfundenen Zwillingstötungen, welche die alte Religion fordert. Auch sonst wird die vorkoloniale Zeit nicht idealisiert, wie gleichsam der koloniale Einfluß nicht grundsätzlich verteufelt wird. Gerade so hat man als Leser das Gefühl authentischer Schilderung und kann vorbehaltlos eintauchen in die letzten Atemzüge nativer Igbo-Kultur. Der Roman bleibt aus diesen Gründen und nicht nur wegen seiner Konkurrenzarmut und trotz kleiner literarischen Schwächen eine rundum empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich für schwarzafrikanische Geschichte interessieren. Ein Kleinod in dem nicht so reich bestückten Arsenal des Kontinents.