Karaoke, Blut und Neonlicht
Auf die Frage hin, worum es denn in seinem nächsten Film gehen würde, antwortete Nicolas Winding Refn nach seinem künstlerischen wie kommerziellen Durchbruch mit DRIVE, es gehe um einen Mann der sich mit Gott anlegt. Die Hauptrolle bekleidet wie im Vorgängerfilm Hollywoods Hot Shot Nr. 1 Ryan Gosling, Handlungsort ist Bangkok. So weit, so interessant. Die Premiere des neuen Werkes fand wieder bei den Filmfestspielen von Cannes statt, wo DRIVE seinerzeit frenetisch bejubelt wurde. Doch diesmal ging der Schuß nach hinten los, ONLY GOD FOGIVES fiel komplett durch. Etwas das verwundert, setzt man sich mit dem filmischen Schaffen von Nicolas Winding Refn auseinander. ONLY GOD FORGIVES ist ein reinrassiger Refn wie er typischer nicht sein kann. Der Regisseur profiliert sich mit seinem ganz auf Atmosphäre ausgerichteten Werk einmal mehr als der legitime Erbe Stanley Kubrick's dessen kalte Sterilität er ins einundzwanzigste Jahrhundert gerettet hat. Es ist ein Film der Schauplätze, Farben und Töne, der sich um den Inhalt, eine simple Rachegeschichte wenig schert, dem die Stimmungen wichtiger sind. Ein Film der, und das eint ihn mit DRIVE, von einer berückenden Langsamkeit ist, der sofort gefangen nimmt, den Zuschauer anzieht und zugleich abstößt. Eine Herausforderung wie WALHALLA RISING und BRONSON, ein ebensolches Experiment mit surrealer Note von einem Regisseur der längst seinen Stil gefunden und ausdefiniert hat. Man darf nun gespannt sein was Refn als nächstes serviert, der mit ONLY GOD FORGIVES einmal mehr bewiesen hat, das er zu den spannendsten Regisseuren der Gegenwart gehört.