First Blood
Das ist schon ein starkes Stück, welches uns der junge Autor, Produzent und Regisseur Patrick Hughes hier mit seinem selbstbewussten Debüt-Film RED HILL von 2010 präsentiert. Stilsicher jongliert er in seiner Inszenierung wie ein alter Hase mit den Genres Thriller, Horror und vor allem Western und trotzdem gelingt ihm dabei ein reifes Werk wie aus einem Guss. In seine Bestandteile aufgedröselt funktioniert die Geschichte auf jeder ihrer Ebenen. Natürlich werden schon beim Namen der Hauptfigur Assotiationen geweckt. SHANE, wie der jesusgleiche Erlöser mit dem Revolver aus George Stevens gleichnamigen Klassiker. Und COOPER, wie der Name von Westernlegende und zweifachem Oscar-Preisträger Gary Cooper, dessen eigener Meilenstein HIGH NOON - ZWÖLF UHR MITTAGS maßgebliches Vorbild für den vorliegenden Film gewesen sein dürfte. Hier wie dort gibt es den Protagonisten mit seiner jungen Ehefrau, ebenso wie den Bösewicht, der aus dem Gefängnis entflohen die Stadt heimsuchen wird. Hughes lockt den geneigten Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten, geht mit seinen Informationen über die Motivation einzelner Figuren sparsam um, nur um dann clever alle Puzzleteile zusammen zufügen und die ganze tragische Komponente seiner Erzählung auszubreiten. In der Darstellung der Gewaltszenen beherzt, doch zu keiner Zeit selbstzweckhaft, steigert sich der Film bis zum bitteren Ende einer Spirale gleich in ein Finale, das es in sich hat. Der unverbrauchte Schauplatz der australischen Hochebene mit ihren grünen Weiden und dichten Wäldern, hohen Bergen und weiten Feldern tut sein übriges, den Zuschauer bei Laune zu halten. In den Stadtszenen sind deutliche Reminiszenzen an John Carpenter's Frühwerk auszumachen, nicht nur einmal fühlt man sich an Klassiker wie THE FOG (1979) oder ASSAULT ON PRECINCT 13 (1976) erinnert, der seinerseits eine Variation von RIO BRAVO (Howard Hawks, 1959) war, welcher wiederum als Hawks Antwort auf HIGH NOON von Fred Zinnemann (1952) gilt. Mit einem cleveren Story-Twist im letzten Drittel bewahrt Patrick Hughes schließlich seine Eigenständigkeit indem er seiner Moritat durch die Einbeziehung eines historischen australischen Tabu-Themas ungeahnten Tiefgang verleiht, durch das der Film endgültig seine seriöse Grundierung bekommt. Man kann noch überrascht werden.