Darkness on the Edge of Town
Joseph H. Lewis schuf mit THE BIG COMBO einen späten Film Noir, der seine B-Film-Wurzeln zwar dank einiger Drehbuchschwächen nicht verleugnen kann, aber inszenatorisch durch unbedingten Stilwillen überzeugt. Bereits der Auftakt ist außergewöhnlich. Wir sehen aus der Entfernung einen Boxring in dem gerade ein Kampf stattfindet, hören die tobende Zuschauermasse, sind mitten im Geschehen. Doch die Kamera verlässt, gerade als wir uns einigermaßen zurechtfinden, die Szenerie, schwenkt auf eine blonde Schönheit, die gehetzt wirkend aus der Halle rennt und von zwei Männern verfolgt wird, die sie außerhalb des Geländes in einer dunklen Gasse stellen. Lewis wirft uns direkt in seine düstere Geschichte um grenzenlose Obsessionen hinein. Denn besessen ist jede der Hauptfiguren auf ihre Weise. Sei es der integere Polizist, der sich seit Jahr und Tag in seinen Wahn den Verbrecher dingfest zu machen hineinsteigert und dabei nicht mal merkt, das er sich längst in die Gangsterbraut verliebt hat. Oder der von Richard Conte bravourös verkörperte Brown, dessen Motivation die skrupellose Gier nach Reichtum und Macht ist, der seinen Vorgänger von der Spitze verdrängt hat und diesem nun seinerseits die Befehle gibt, dessen dunkles Geheimnis aber auch nach und nach ans Licht kommt und alles um ihn herum mit hinabreißt in einen Strudel aus Gewalt. Völlig losgelöst von der Realität schein Jean Wallace über den Dingen zu schweben, wie in einem Fiebertraum, der sie bis zum Ende der Geschichte gefangen halten wird. Den stärksten Eindruck jedoch hinterlässt Lee van Cleef in einer Nebenrolle als (homosexueller?) Killer Fante, dessen Loyalität einzig seinem Partner Mingo gehört. Das Duo scheint von allen handelnden Personen noch am wenigsten mit Komplexen beladen zu sein. Leider krankt das Drehbuch, wie schon erwähnt, an einigen Schwachheiten, die sich besonders in den Szenen auf dem Polizeirevier zeigen. Hier regieren Klischees und dialogtechnische Einfachheiten, die nicht so recht zum atmosphärischen Rest des Filmes passen wollen. Von Autor Philip Yordan ist man da deutlich besseres gewohnt. Doch das schadet dem Werk nur bedingt, zu zwingend treffen sich in der ausschließlich bei Nacht spielenden Geschichte expressionistischer Kamera-Stil und raffinierte Schnitte in höchst effizienter Inszenierung, die dem Film zurecht den Klassiker-Status sichert.