Knockin\' on Heaven\'s Door
Was nun folgt ist eine Aneinanderreihung von Shootouts, die in Stil und Inszenierung formvollendet als Blaupause dienten, für alles was in dieser Richtung folgen sollte. Peckinpah erzählt uns hier keine Geschichte mehr, er zeigt Situationen. Situationen die einer Kettenreaktion gleich aufeinander folgen, immer auswegloser werden und schlussendlich zu dem führen müssen, was von Anfang an vorbestimmt ist und unausweichlich war. Dabei schafft er Szenen die diese Ausweglosigkeit klar verbildlichen. Billy hat im Prinzip nie eine Chance und doch gelingt es ihm mehrfach der Lage Herr zu werden. Bis er müde ist, keine Lust mehr hat. Peckinpah ergreift deutlich Partei für seinen Outlaw, weil er selbst einer war (für Hollywood). Für ihn ist das Ende so lange okay, wie er es selbst in der Hand hat. Nachdem er von allen Freunden verraten wurde oder jene die ihm geblieben waren tot sind, ist es Billy einfach egal was mit ihm passiert. Für ihn zählen nur seine Prinzipien die besagen, das er da bleibt wo es ihm gefällt und er sich von dort auch nicht vertreiben lässt. Er hat längst begriffen das seine Zeit vorbei ist wenn er sich nicht ändern will. Und anders als sein Freund Pat will er das nicht. Mit den Konsequenzen kann er leben. Sam Peckinpah gibt alldem eine bis hierhin nie da gewesene Ästhetik. Eine Ästhetik derer sich nachher viele Regisseure von Walter Hill bis John Woo, bis hin zu neueren Epigonen mehr (erstere) oder weniger (letztere) gelungen bedienten. Viel weiter zu entwickeln gab es da nicht. Zu ausgereift, zu majestätisch, zu würdevoll sind seine Abgänge in Zeitlupe gefilmt, dabei kunstvoll montiert und immer berührend. Berührend weil Peckinpah echte Charaktere präsentiert, Charaktere die mit wenigen Pinselstrichen so hinreichend gezeichnet sind, das sie dem Zuschauer nicht egal sein werden, wenn es soweit ist. Bob Dylan's kongenialer Soundtrack untermalt das Ganze so perfekt und rund, das man von einer einzigen Todes-Symphonie sprechen kann, Hippie-Style. Das nahm viel von der Video-Clip-Ästhetik des folgenden MTV-Zeitalters vorweg. Vielleicht ist es gerade deshalb auch nicht verwunderlich, das Peckinpah's letzte Regie-Arbeit ein Musik-Video-Clip für Julian Lennon war ("Too Late For Goodbyes", 1984). Nach diesem Film hätte Sam Peckinpah keinen Film mehr drehen brauchen, sein Name wäre nur noch größer. Schön das er es trotzdem getan hat, wenn auch keinen Western mehr.