"Jeder braucht irgendjemanden."
Wie einst in John Ford's Meisterwerk und Ur-Western RINGO (STAGECOACH, 1939) sehen wir John Wayne, den DUKE, in der Wüste mit Sattel und Gewehr. Nur wartet er dieses Mal nicht auf eine Postkutsche. Dennoch ist das nicht die einzige Parallele zu dem Meisterwerk von Ford, der hier als Second-Unit-Regisseur mitmischte. Mit Hondo wurde ein ähnlich ikonischer Charakter geschaffen wie seinerzeit mit Ringo. Beide Filme erzählen eine auf den ersten Blick zunächst sehr einfache Geschichte und bei beiden Filmen werden, je öfter man sie sieht, nach und nach Zwischentöne deutlich, welche weit über die übliche Lesart hinausgehen. Basierend auf einem Roman von Louis L`Amour, der übrigens nahezu werktreu auf die Leinwand übertragen wurde, entfaltet sich ruhig und konzentriert eine wahrhaftige Geschichte über Ethik, Moral und Courage.

John Wayne, der den Film auch produzierte, zeigt hier auf schauspielerischer Ebene bereits Qualitäten, wie jene die seinen Ethan Edwards in THE SEARCHERS (John Ford, 1956) so unvergesslich machen sollten, was sicher auch am ähnlichen Background beider Figuren liegen mag. Hier ist er körperlich noch in deutlich besserer Form und wirkt regelrecht frisch und von jugendlicher Agilität für sein Alter. Seine Partnerin Geraldine Page spielte hier ihre erste Hauptrolle überhaupt und legte so den Grundstein für ihre überaus erfolgreiche Karriere. In weiteren Rollen sehen wir einen positiv besetzten Ward Bond als knurrigen Scout, James Arness als Wayne's schärfsten Konkurrenten sowie Michael Paté in der Rolle des Apachen-Häuptlings, ein Part den er 13 Jahre später in Sam Peckinpah's SIERRA CHARIBA (MAJOR DUNDEE) deutlich grimmiger anlegen durfte. In HONDO werden die Indianer insgesamt recht differenziert dargestellt, kein Wunder, steht der Film doch in direkter Folge der indianerfreundlichen Western der Fünfziger Jahre, begonnen mit DER GEBROCHENE PFEIL (BROKEN ARROW, Delmer Daves 1950). Das kann durchaus darin begründet liegen, das die Vorlage auf angeblich wahren Begebenheiten beruht. Kameraarbeit und Soundtrack harmonieren vorzüglich, die Kostüme wirken authentisch und man spürt das allenthalben auf größtmöglichen Realismus geachtet wurde. Das der Film damals in 3D gedreht wurde sieht man vor allem in den Zweikämpfen wenn frontal in die Kamera geschlagen oder gestochen wird.

John Farrow, Vater von Mia, beginnt seinen Film auf die ruhige Art und lässt sich viel Zeit um seine Hauptcharaktere zu etablieren. Im Mittelteil geht es dann schon etwas handfester zur Sache um dann auf der Zielgeraden so richtig dramatisch zu werden und in einem Action-Finale erster Güte zu enden. Mit etwas über 80 Minuten Laufzeit ist der Film von hohem Unterhaltungswert, will sagen enorm kurzweilig und lädt zum mehrmaligen sehen ein. Aufgrund der Seltenheit in der HONDO über viele Jahre zu sehen war, entwickelte sich der Film schnell zum Mythos. Ähnlich gelagerte Western wie DUELL IN DIABLO (DUEL AT DIABLO, Ralph Nelson 1965) und KEINE GNADE FÜR ULZANA (ULZANA'S RAID, Robert Aldrich 1972) in denen der Feldzug gegen die Apachen aus der Sicht eines Scouts erzählt wird, gingen später deutlich ruppiger zu Werke, was sicherlich dem Zeitgeist geschuldet war. HONDO bleibt jenen gegenüber in seiner erzählerischen Klarheit von einer erhabenen Reinheit. Einer Reinheit die den Mythos auch weiterhin rechtfertigt.