Sinatra, Castro und die Mafia
Zugegeben, Mitch Glazers Serie startet etwas holprig. Sind aber die ersten beiden Folgen geschafft, die noch etwas uneinheitlich daherkommen, schafft es die Story mühelos den geneigten Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und findet spätestens mit dem ausklingen der zweiten Folge ihren Ton. Ab hier will man unbedingt wissen wie es weiter geht. Das verdankt sie nicht nur der äußerst attraktiven Besetzung um Charismatiker Jeffrey Dean Morgan, sondern vor allem der zwischen Politik, Glamour und Verbrechen mäandernden Atmosphäre, welche eine Ära von Sex, Gewalt und Tod heraufbeschwört, die edel und stilvoll gefilmt, von einem phänomenalen Soundtrack untermalt, einen Rausch der Sinne darstellt. Man kann sich regelrecht fallen lassen in diese andere Zeit und sollte nicht den Fehler einiger Kritiker machen, diese Serie mit anderen Serien, wie dem häufig angeführten Publikumsliebling MAD MEN zu vergleichen. Der Geschichte um den Evans-Klan fehlende Komplexität vorzuwerfen, ebenfalls ein Ansatzpunkt einiger Kritiker, kann man getrost zurückweisen. Nein, MAGIC CITY atmet eher den Geist klassischer Period Pieces, Gangster- oder Halbwelt-Epen wie BUGSY oder HAVANNA. Das Ende der Mafia auf Kuba, die anstehende Krise, korrupte Politiker und ehrgeizige Staatsanwälte im Kampf gegen Glücksspiel und organisiertes Verbrechen sind die reizvollen Themen in diesem schmutzigen amerikanischen Traum unter einer glänzenden sonnendurchfluteten Fassade. Vom Stil her ist die Serie wohltuend altmodisch und geradlinig inszeniert, dabei äußerst elegant ausgestattet und von einem angenehm langsamen Tempo, das den Storylines genügend Zeit gibt sich zu entfalten. Wie ein Netz legen sich Verbindungen und Querverweise über die Lebensläufe der Charaktere, bis sie am Ende irgendwie alle miteinander verküpft und/oder voneinander abhängig sind/werden.
Die erste Staffel kommt mit überschaubaren acht Folgen aus, ein weiterer Aspekt der sich positiv auswirkt, weil so die Handlung nicht unnötig aufgeblasen wird. Man muss schon sagen, das nach brillianten Serien wie DIE SOPRANOS, THE WIRE oder DEADWOOD ein gewisser narrativer Selbstzweck bei den vielen Epigonen stattfindet, so das bei MAGIC CITY die (gewollte) Übersicht über Geschehen und Charaktere eher als Pluspunkt zu veranschlagen ist. Eine willkommene zweite Staffel ist bereits produziert und läuft seit Juni 2013 im US-Fernsehen.