Caius Martius
Ralph Fiennes modernisiert den Shakespeare-Stoff intelligent und zeitgemäß, spielt seine Parade-Rolle von den Theater-Bühnen mit Hingabe, scheitert aber inszenatorisch am eigenen Anspruch. Das kann und muss nicht jedermanns Sache sein, ist für Shakespeare-Liebhaber aber trotzdem einen geschulten Blick wert. Im ersten Drittel dominieren wilde Action-Szenen, Häuserkampf wie in FULL METALL JACKET, Massen-Proteste, Schießereien und Prügel-Szenen. Da fällt es nicht leicht den Überblick zu behalten, wird dies doch immer wieder von den typischen klassischen Dialogen gebrochen. Etwas irritierend ist das schon. Wenn der Erzähl-Rhythmus erstmal gefunden ist, besticht der Film, wie die meisten Shakespeare-Verfilmungen, eher durch die erlesene Besetzung und deren schauspielerische Leistungen, gibt es doch kaum etwas dankbareres sein Talent zu zeigen, als in einem Stoff des Mannes aus Stratford upon Avon, dessen Dialoge, wenn auch hier leicht verändert, wie immer brilliant und zeitgemäß funktionieren, wuchtig und aussagekräftig daherkommen. Mit derartigen Updates habe ich zwar hin und wieder meine Probleme, muss jedoch feststellen, dass es hier überaus gelungen ist. Die Verlegung in ein postmodernes Italien zwischen Occupy und Bürgerkrieg passt auf den Punkt, der filmische Stil schwankt zwischen italienischem Politkino der Siebziger Jahre und modernem Handkamera-Pseudo-Dokutainment. Das ist zugegeben etwas sperrig, aber wenn man im Shakespeare-Modus angekommen ist, zieht es einen doch noch in seinen Bann. Insgesamt gelungen, wenn auch mit Abstrichen.