\"Wenn normal zu sein bedeutet, Blut zu vergießen, bin ich lieber verrückt.\"
Während Mario Van Peebles bei POSSE noch Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion war, überließ er hier den Regieposten dem Franko-Kanadier Jean-Marc Vallee. Das bedeutet jedoch nicht, das sich Van Peebles hier weniger Arbeit gemacht hätte, zeichnet er doch neben der Hauptrolle auch für das Drehbuch und die Produktion verantwortlich. Aus Gründen der Vermarktung als POSSE-Fortsetzung deklariert, ursprünglich Direct-To-Video gedreht, feierte das Werk seine Erstausstrahlung sowohl in Übersee als auch in Deutschland im Kabelfernsehen unter dem schönen Titel LOS LOCOS - DUELL DER WAHNSINNIGEN.
Und tatsächlich, so schlecht gewählt ist dieser Titel gar nicht.
Eine Mischung aus LE ROI DE COEUR - HERZKÖNIG (Philippe de Broca, 1966) und ONE FLEW OVER THE CUCKOO'S NEST (Milos Forman, 1975) gepaart mit ein wenig von der Durchgeknalltheit eines BLINDMAN (Ferdinando Baldi, 1971), natürlich als B-Movie, kleiner, klamaukiger, manchmal alberner, als Western-Posse sozusagen. Man verzeihe mir das Wortspiel. Gerade durch die völlig andersartige Figurenkonstellation, die von üblichen Genre-Schemata abweicht, ergibt sich ein beträchtlicher Unterhaltungswert für Leute mit Hang zum verspleenten.
Ein solcher Film steht und fällt natürlich mit seiner Besetzung. In den Haupt- und größeren Nebenrollen geht diese voll auf. Da wäre zunächst einmal Mario Van Peebles selbst, der seinen Chance völlig konträr zu Jesse Lee anlegt, nämlich diesmal nicht als verbitterten Gunman, sondern als schlitzohrigen Lebenskünstler. Schützenhilfe leisten ihm dabei die vermeintlich Irren, allen voran Rene Auberjonois (McCabe and Mrs. Miller, Robert Altman 1971) als Presidente , der einmal mehr sein Talent schwierige Charaktere zu spielen unter Beweis stellt. Des weiteren wäre noch Danny Trejo (DESPERADO, Robert Rodriguez 1995) in der Rolle des Banditen Batista zu erwähnen, der allerdings erst gegen Ende so richtig zum Zug kommt. Alle anderen liefern gute bis solide Arbeit ab. Erwähnt sei noch der Soundtrack. Ein Klavier gespieltes Jahrmarktsmusik ähnliches Thema wechselt sich ständig mit verschieden interpretierten Versionen von "Oh My Darling Clementine" ab, welche den gesamten Film durchziehen und dem ganzen eine geradezu surreale Atmosphäre geben. Echt verrückt, aber irgendwie faszinierend.