Black Western Power
Nachdem er eher unfreiwillig den Job des Regisseurs von Joseph Sargent ("Streets of Laredo - Der letzte Ritt", 1995) wegen sogenannter kreativer Differenzen übernommen hatte, gab Sidney Poitier neben Produktion und Hauptrolle hier auch noch sein Regiedebüt, dem acht weitere Arbeiten folgen sollten. Er habe sich bereits als Kind gefragt, wo denn die Schwarzen in den alten Western, die er so gerne sah, geblieben seien. Also suchte er einen Stoff, den er mit seinem Freund Harry Belafonte umsetzen wollte und entschied sich letztendlich für die historisch verbürgte Geschichte der "Exodusters". Basierend auf einer Geschichte von Drake Walker, nach einem Drehbuch von Ernest Kinoy, fiel im Frühjahr 1971 die erste Klappe in der Nähe von Durango, Mexiko.
Sidney Poitier hat bei sich so manches Talent wachgekitzelt und uns ganz klar einen Gefallen getan mit seinem Debüt als Regisseur. Mit Führungsqualitäten bei der Interaktion der Schauspieler, den einfallsreichen Kameraeinstellungen bei den Außenaufnahmen und nicht zuletzt inszenatorischem Geschick bei den zahlreichen Actionszenen gibt er der Floskel "Black Power" hier ihre volle Berechtigung. In der Rolle des Buck gibt er der anfangs ähnlich extrem cool angelegten Figur wie sein Toller in "Duell in Diablo" (Ralph Nelson, 1966), im späteren Verlauf einiges an Sensibilität, ohne jedoch an Charisma einzubüßen. Und wo wir gerade beim Büßen sind, Gelegenheitsschauspieler Harry Belafonte ("White Man's Burden" Desmond Nakano, 1995 (Tip!) als windiger, nicht ganz freiwilliger Preacherman setzt dem ganzen die Krone auf. Mit Verve gibt er das Schlitzohr, dem man zwar nicht trauen aber auch nicht böse sein kann, denn wenn es darauf ankommt zeigt er Herz und davon viel. Sein Auftritt erinnerte mich an den vom scheinheiligen Priester David Warner in "The Ballad Of Cable Hogue" (Sam Peckinpah, 1970). Bei den Nebenrollen stechen Spike-Lee-Star Ruby Dee ("Do The Right Thing", 1989) als resolute Stand-by-your-Man-Amazone, sowie naturgemäß Cameron Mitchell ("Minnesota Clay", Sergio Corbucci, 1964) hervor. Alle anderen gehen, ohne weitere Akzente zu setzen, ebenfalls in Ordnung. Ein Großer Pluspunkt ist in jedem Fall der fantastische Blues-Soundtrack, gespielt von Sonny Terry und Brownie McGhee, komponiert von Benny Carter.
Trivia:
In "Silverado" (Lawrence Kasdan, 1985) betritt Danny Glover einen Saloon um ein Glas Whiskey zu trinken und tut dies, freilich nach einigen rassistisch motivierten Einwänden. In "Der Weg der Verdammten" muss sich Harry Belafonte die Flasche an der Hintertür kaufen. Na dann Prost!