Kein Grund zur Eile
In den USA bereits 2005 erschienen, zudem 2008 hervorragend verfilmt von und mit Ed Harris, schafft es Robert B. Parkers Auftakt zur dreiteiligen Hitch-und-Cole-Reihe nun posthum nach Parkers Tod 2010 endlich auch in den deutschen Sprachraum, dank einer Veröffentlichung des europa verlag zürich in einer Übersetzung von Emanuel Bergmann, der mühelos den lakonisch knappen Ton des Raymond-Chandler-Nachfolgers Parker trifft. Dabei gelingt dem Autor auf ca. 200 schlanken Seiten ein dichter Western von seltener Klarheit. In wohlfeil formulierter Prosa, ohnehin Parkers Markenzeichen, entstehen teilweise lyrische Momente in der sonst Ballastfreien zunächst klassisch anmutenden Geschichte, die jedoch immer wieder von durchscheinenden ethischen Überlegungen gebrochen wird. Hier wird auch die Bedeutung der in der Verfilmung stark kritisierten Figur der Allie French endlich vollends klar. Sie ist der eigentliche Motor der Handlung, der Auslöser der persönlichen Wandlungen der Hauptfiguren. So kann man nach Lektüre der Vorlage nun Reneé Zellwegers Darstellung vollends rehabilitieren. Sie traf Allie's Charakter auf den Punkt und war eindeutig die richtige Wahl für die Besetzung. Natürlich spielte Parker auch in diesem Roman seine größte Stärke aus. Wie bereits in seinen Spenser-Romanen regiert hier der Wortwitz in den Dialogen zwischen Hitch und Cole das es eine Freude ist. Und nicht nur da. Aus Hitch's Sicht erzählt wird auch der Leser zum eher stillen Beobachter des Geschehens, das trotz seiner ruhigen unaufgeregten Erzählweise so manche überraschende Wendung nimmt und dabei immer nachvollziehbar und glaubwürdig bleibt.