Der Dialog zwischen Ion und Sokrates versucht die Kunst des Rhapsoden zu ermitteln und bestimmt sie vorläufig in einer Art göttlichen Eingebung, welche den Dichtern ähnlich ist.

Sokrates trifft den erfolgreichen Rhapsoden Ion, welcher gerade in Epidauros einen Wettstreit zu Ehren des Gottes Asklepios gewonnen hat. Die für den weiteren Dialog entscheidende Argumentation wird von Sokrates gleich zu Anfang des Dialoges vorgebracht: Wer gut über ein Fachgebiet zu sprechen vermag, ist des Fachgebietes kundig. Rhapsoden behandeln Autoren, die über verschiedene Fachgebiete sprechen. Die Kunst des Rhapsoden ist nicht nur den Text der Rede zu kennen, sondern auch die im Text behandelten Fachgebiete zu verstehen. Daraus folgt, dass gute Rhapsoden der Fachgebiete kundig sein müssen. Daraus folgt, dass sie für alle Autoren, welche die die gleichen Fachgebiete behandeln, gleichermaßen kundig sein müssen. Letztlich müssten gute Rhapsoden aller Fachgebiete kundig sein, von welchen ihre Autoren handeln.
Da Ion aber nur über Homer, nicht aber über Hesiod und Archilochos gut zu sprechen weiß, und die drei Autoren zugegebenermaßen von denselben Fachgebieten handeln, ergibt sich ein Widerspruch. Sokrates deutet diesen Umstand nun so, dass Ion nicht durch Kunst über Homer zu reden versteht, sondern durch eine göttliche Kraft. Wie die Dichter selbst als von Gott Begeisterte ohne eignene Vernunft ihre Dichtung hervorbringen, so gibt es der Rhapsode an die Zuhörer weiter.
Ion ist mit diesem Ergebnis zwar nicht zufrieden, Sokrates aber verweist noch einmal auf das Argument, dass derjenige, der eines Fachgebietes kundig ist, am besten darüber zu sprechen versteht. Ion versucht sich herauszuwinden, in dem er zunächst das für jeden Geziemende und später die Heeresführung als seine Kunst angibt, Sokrates zeigt ihm aber jedes Mal, dass diese Annahmen nicht tragen. Wenn Ion eine Kunst besitzt, so konnte er sie nicht aufzeigen, wenn es eine göttliche Eingebung ist, so gesteht ihm Sokrates diese zu.