Mit »Hirngespinste« schließt Markus Orths an seinen Roman »Lehrerzimmer« aus dem Jahre 2003 an. Kranich ist im Göppinger Gymnasium als Lehrer gescheitert und startet nach kreativer Pause einen zweiten Versuch im Frankfurter Hans-Dietrich-Genscher-Gymnasium. Kurz darauf muss er allerdings erkennen, dass ihn der schulische Alltag zu sehr abstößt, als dass er sich noch einmal dareinfügen könnte. Planlos auf dem Frankfurter Bahnhof umherirrend fasst er eine Suchdurchsage nach Erna Schreiber als Eingebung auf. Nichts anderes als die Existenz eines Schreiberlings, eines professionellen Schriftstellers ist seine Berufung; »Erna« wiederum kann nur als Hinweis auf seine Erbtante in Heidelberg zu verstehen sein, welche die akuten finanzielle Nöte mit ihrem Angebot, kostenlos im Haus wohnen zu dürfen, zumindest bis zum unausweichlichen Erfolg überbrücken könnte. Kranich fehlt jetzt eigentlich nur noch die geniale Idee. Relativ schnell findet sich diese in der Satire über seine Zeit als Lehrer. Ein Jahr harte schriftstellerische Arbeit verbunden mit Jobben in einer Bar braucht er für seinen Erstling. Das Manuskript »Schulgeschichten« findet prompt Anklang und wird mit einigem Erfolg publiziert, Kranich geht auf Lesereise. Dann aber folgt der Einbruch - Alkoholsucht, Alkoholentzug, ein missratenes Werk. Auf dem weiteren mühsamen und aufopferungsvollen Weg zum nächsten Wurf zieht er bei seiner aufmerksamkeitslechzenden Erbtante ins Haus, legt sich durch ein enthüllende Branchensatire mit den Verlagen an und hofft schließlich die fehlenden Inspirationen durch die Teilnahme an Experimenten eines Hirnwissenschaftlers zu erlangen.