Wieder ein Goethe-Buch, diesmal eine Erzählung. Und erneut arbeitet sich ein Oldie an dem Dichterfürsten ab. Muschg, vom Alterskrebs gezeichnet, hat mit 83 Jahren exakt Goethes Lebensspanne (1749-1832) erreicht und versucht es Martin Walser gleichzutun, der sich mit 81 Jahren (2008, heute 90) in seinem Altersroman „Ein liebender Mann“ zwar mit anderen Mitteln und aus anderer Perspektive Goethe nähert, aber sicher angesichts der nachlassenden Lebenskraft von vergleichbaren Gefühlen umgetrieben wird. Doch ist auf den ersten 160 Seiten weniger von Goethe selbst die Rede, als vielmehr von seinem 22 Jahre alten Protegé Carl August, Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, den der gerade zum Geheimrat avancierte Dreißigjährige 1779 mit auf seine zweite Schweizer Reise nimmt und mit ihm im November dieses Jahres vom Wallis aus den Furka Richtung Gotthard überschreitet.
Unter mehr als hundert Überschriften schweift Muschg durch die Geschichte, konstruiert so manche witzige Anekdote und kommt immer wieder auf sich selbst und seine heutige Situation zu sprechen.
Sicher ein lesenswertes Buch, das jeder Goethefreund gelesen haben sollte.