Film




Übersicht


Filmtyp : Spielfilm
Originalsprache : Englisch
Produktionsland : USA
Filmtechnik : Stummfilm
Länge (Minuten) : 12 Minuten
Besondere Liste : 1001 Filme

Kurzbeschreibung


»Der große Eisenbahnraub« ist ein Western von Edwin S. Porter. 1903 ist der Film zuerst erschienen. In den Hauptrollen spielen u.a. Marie Murray, Morgan Jones und Adam Charles Hayman.

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Besetzung


Regie : Edwin S. Porter
Drehbuch : Scott Marble, Edwin S. Porter
Kamera : Edwin S. Porter, Blair Smith
Schnitt : Adam Charles Hayman
Darsteller :
Gilbert M. Anderson Bandit / Shot Passenger / Tenderfoot Dancer
A.C. Abadie Sheriff
George Barnes Bandit
Justus D. Barnes Bandit Who Fires at Camera
Walter Cameron Deputy Sheriff
John Manus Dougherty Sr. Fourth Bandit
Donald Gallaher Little Boy
Frank Hanaway Bandit
Adam Charles Hayman Bandit
Morgan Jones Man
Marie Murray Dance-Hall Dancer
Mary Snow Little Girl



Hole in the Wall
Die Hole-in-the-Wall-Gang überfällt einen Postzug, tötet dabei ein paar Männer und flieht anschließend mit der Beute. Bei der Verteilung derselben werden sie von einem Aufgebot des Sheriffs gestellt und bis auf einen Mann erschossen.




Die Legende sagt:
"Der erste Film war ein Western und vermutlich wird auch der letzte einer sein."

Angesichts der Tatsache das in diesen Tagen ein Regisseur wie Quentin Tarantino mit dem Western DJANGO UNCHAINED den größten Erfolg seiner an Erfolgen nicht eben armen Karriere erreicht, scheint dieser berühmte Satz gar nicht so abwegig. Jedenfalls wurde der Grundstein hierfür mit diesem nur ca. 10 Minuten langen Stummfilm gelegt, den sich jeder der sich für Filme im allgemeinen und für Western im besonderen interessiert, ansehen sollte. Der kommerziell erfolgreichste Western der Filmgeschichte war und ist (inflationsbereinigt) immer noch BUTCH CASSIDY AND THE SUNDANCE KID (ZWEI BANDITEN, George Roy Hill 1969) mit Paul Newman und Robert Redford und dieser ist nichts anderes als ein (freilich großzügig ausgeschmücktes) Remake von THE GREAT TRAIN ROBBERY. Wer in seiner Kindheit keine Folge der beliebten ZDF-Serie WESTERN VON GESTERN verpasst hat, wird sich mit weit aufgerissenen, staunenden Augen und stakkatoartig pochendem Herzen an die berühmte Vorspann-Sequenz erinnern, in der Justus D. Barnes seinen Revolver direkt auf uns Zuschauer richtet und abdrückt bis keine Patrone mehr im Lauf ist. Das ist nichts weniger als die Magie des Kinos auf den Punkt gebracht, in diesem einen Moment. Pflichtprogramm für Cineasten und Western-Afficionados.



Kurzkritiken


     
Der erste richtige Spielfilm überhaupt und natürlich der erste Western.


Informationen


Auch wenn Porter weder den ersten narrativen Film geschaffen hat noch der Erfinder des Filmschnitts war, so gilt Der große Eisenbahnraub doch zusammen mit Georges Méliès' Die Reise zum Mond als der bekannteste Film der frühen Jahre des Kinos. Der Plot erinnert eher an Gangsterfilme, doch gilt Der große Eisenbahnraub als der erste Western - obwohl der Film in New Jersey, also im Osten der USA gedreht wurde. Die Geschichte basiert auf einer 1896 veröffentlichten Geschichte von Scott Marble und auf einem ähnlich abgelaufenem Überfall der Bande von Butch Cassidy aus dem Jahre 1900. Einer der Schauspieler, Max Aronson, der gleich in drei Rollen auftrat, wurde wenige Jahre später unter dem Pseudonym Gilbert M. Anderson selbst Filmproduzent und Regisseur und schuf mit der von ihm verkörperten Figur Broncho Billy den ersten Star des Western-Genre. Viele Westernklischees wie das durch Pistolenschüsse auf den Boden zum Tanzen animierte Greenhorn finden in Der große Eisenbahnraub ihren Ursprung.

Besonders innovativ in diesem Film war die Anwendung der erst seit Beginn des Jahrzehntes bekannten Möglichkeiten des Filmschnitts. Durch den Einsatz von Parallelmontagen und Jump Cuts gelang es Porter, zwischen gleichzeitig stattfindenden Ereignissen hin und her zu springen, wodurch die Spannung für den Zuschauer erhöht wurde. In anderen Szenen arbeitete Porter mit Ellipsen, um die Handlung schneller voranzubringen. Trotz dieser Dynamik in der Montage war die Kamera selbst noch statisch, doch sind in einigen Szenen Kameraschwenks eingesetzt, um den Handlungsort innerhalb einer Szene zu verlagern.

Die berühmteste Szene aus Der große Eisenbahnraub ist die Schlussszene mit Justus D. Barnes, der seine Waffe direkt auf die Kamera richtet und abfeuert. Es wurde erzählt, dass das Kinopublikum bei dieser Szene häufig in Panik geriet, doch dürften diese Schilderungen übertrieben sein und hauptsächlich der Werbung für den Film gedient haben. Porter war sich der Wirkung dieser Szene bewusst, sie steht in keinem Zusammenhang zu den übrigen Szenen des Films und konnte, so eine Anweisung für die Filmvorführer, wahlweise zu Beginn oder zum Ende des Films eingefügt werden. Im deutschsprachigen Raum ist diese Szene vor allem durch die Fernsehserie Western von gestern bekannt, wo sie sowohl im Vorspann als auch im Nachspann gezeigt wurde.

Der große Eisenbahnraub wurde ein großer kommerzieller Erfolg und zu einem der erfolgreichsten Filme von Edisons Filmstudio bei äußerst geringen Herstellungskosten von nur 150 US-Dollar. Von dem Erfolg zeugen auch zahlreiche Nachahmungen, an denen sich Edison selbst mit Filmen wie der Filmparodie The Little Train Robbery (1905) beteiligte. In den aufstrebenden Nickelodeons gehörte Der große Eisenbahnraub jahrelang zum Standardrepertoire, der Film gilt als das Werk, das die Zukunft des Mediums Film sicherte. Zudem galt dieser Film als Leitfaden für andere Filmemacher, bis D. W. Griffith zu Beginn der 1910er Jahre die durch Porter im US-amerikanischen Film etablierten Techniken weiter perfektionierte.

Im Vergleich zu anderen Werken der 1900er Jahre ist dieser - erstmals am 1. Dezember 1903 in die US-Kinos gekommene - Film in einem hervorragenden Zustand. Von dem in der Library of Congress aufbewahrten Kameranegativ können auch heute noch Kopien gezogen werden. Von dem Film existieren außerdem handkolorierte Fassungen, in denen beispielsweise die Explosionswolken eingefärbt sind. 1990 wurde Der große Eisenbahnraub in das National Film Registry aufgenommen.

Weiteres


Joe Hembus stellt fest, in Der große Eisenbahnraub seien „alle kommenden Spielfilme angelegt, vor allem natürlich alle kommenden Western: Überfall, Verfolgung, Showdown, ausgeschmückt mit Mord, Terror, Brutalitäten, Humor, unter Einsatz von schnellen Transportmitteln.“ Der erste richtige Film der Filmgeschichte sei ein Actionfilm und handle von Verbrechen und Verbrechern, auch darin weise der Film der zukünftigen Entwicklung seiner Kunst den Weg.


Linktipp: »USA« als Produktionsland haben auch